Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Versorgungskonzept Bremen bleibt abhängig von Trinkwasser aus Niedersachsen

Bremen kann nur einen kleinen Teil seines Trinkwasserverbrauchs aus eigenen Quellen decken. Der Anteil der "Importe" aus Niedersachsen wird in den nächsten Jahrzehnten noch zunehmen.
07.01.2025, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Bremen bleibt abhängig von Trinkwasser aus Niedersachsen
Von Jürgen Theiner

Bremen wird bei der Trinkwasserversorgung auch in den nächsten Jahrzehnten in hohem Maße von Niedersachsen abhängig bleiben. Der Anteil der Lieferungen aus der weiteren Region in die Hansestadt dürfte bis 2050 sogar noch steigen. Das geht aus einer Vorlage für die Umweltdeputation hervor, die sich am Donnerstag mit dem Thema beschäftigen wird. In dem Papier werden die Grundzüge des Trinkwasserversorgungskonzepts für den Zeitraum bis zur Mitte des Jahrhunderts wiedergegeben.

Was ist der Status quo?

Beim Frischwasserbezug stellt sich die Situation in Bremen und Bremerhaven sehr unterschiedlich dar. Während die Seestadt mit eigenen Brunnen sozusagen autark ist, kann die Stadtgemeinde Bremen ihren Bedarf nur in geringem Umfang auf dem eigenen Gebiet decken. Die SWB fördert das kostbare Nass in Blumenthal und Vegesack, erreicht damit aber nur etwa 17 Prozent des Gesamtbedarfs. Die große Masse wird vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV), dem Trinkwasserverband Verden sowie den Harzwasserwerken in das Bremer Verteilnetz eingespeist. Der Bremer Jahresverbrauch lag 2022 bei 31,5 Millionen Kubikmetern, der Pro-Kopf-Verbrauch bei 119 Litern pro Einwohner/Tag. Mit 74 Prozent der Gesamtmenge entfiel der Großteil auf Privathaushalte und Kleingewerbe, gefolgt von industriellen Großabnehmern (14 Prozent).

Welche Entwicklung wird angenommen?

Die Fachleute der Umweltbehörde gehen von einem Anstieg des Verbrauchs aus, der im Wesentlichen vom erwarteten Bevölkerungswachstum herrührt. In die Berechnungen wurden auch klimatische Prognosen einbezogen. Auf dieser Grundlage geht man im Haus von Senatorin Kathrin Moosdorf (Grüne) von einem Anstieg des Bremer Jahresverbrauchs vom jetzigen Niveau auf 32,95 Millionen Kubikmeter im Jahr 2030 bis auf 34,75 Millionen Kubikmeter zur Jahrhundertmitte aus. Der Anteil von Lieferungen aus Niedersachsen – unter anderem aus Syke-Ristedt, Verden und dem Wildeshauser Raum – dürfte 2050 noch geringfügig steigen, nämlich von derzeit 83 auf 86 Prozent.

Wie soll der Bedarf gedeckt werden?

Schon in der Vergangenheit gab es aus dem Umland Kritik an hohen Bremer Verbräuchen und den daraus resultierenden Umweltschäden. Besonders lautstark wurde sie im Verdener Raum artikuliert, wo im Bereich des Wasserwerks Panzenberg der Halsebach zunehmend austrocknet. Gleichwohl sieht die Umweltbehörde keinen anderen Weg, als die "Importe" weiter zu steigern. Weil die eigene Förderung an den beiden Brunnenanlagen in Bremen-Nord nicht ausgeweitet werden könne, "muss für die Deckung des Mehrbedarfs bis 2030 auf die niedersächsischen Bestandslieferanten mit dem Ziel einer Mengenerhöhung zugegangen werden", heißt es in dem Papier für die Umweltdeputation.

Gibt es Einsparmöglichkeiten?

Ja, aber nur in bescheidenem Umfang. Zum einen will man durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit die Sensibilität bei den Verbrauchern für einen sparsamen Umgang mit der Ressource Trinkwasser erhöhen. Zum anderen sollen reale Einsparpotenziale ausgelotet werden, die sich aus dem Einsatz von Regen- und sogenanntem Grauwasser ergeben. Darunter verstehen Fachleute gering verschmutztes Abwasser – in Privathaushalten etwa aus Bädern oder Waschmaschinen –, das nach Aufbereitung als Brauch- oder Betriebswasser dienen kann. Eine entsprechende Studie zur flächendeckenden Ermittlung dieser Potenziale soll vorbereitet werden. Um vor allem im Sommer auftretende Verbrauchsspitzen abzupuffern, sind zudem weitere Speicherkapazitäten geplant.

Welche Position vertritt Niedersachsen?

Mit der Landesregierung in Hannover hat der Senat erst vor wenigen Monaten einen sogenannten „Wasserpakt“ geschlossen. Darin erkennt Niedersachsen im Grundsatz die Bremer Bedarfe an und sichert zu, dass sie im Rahmen von wasserrechtlichen Verfahren gleichrangig mit niedersächsischen Kommunen behandelt werden. Im Gegenzug verpflichtet sich Bremen zum sparsamen Umgang mit der Ressource Trinkwasser. Das schließt entsprechende Kooperationsvereinbarungen mit den regionalen niedersächsischen Wasserversorgern ein. Im Grundsatz gibt es zwischen Bremen und Hannover keinen Dissens bei der langfristigen Sicherung der Wasserversorgung für die Hansestadt.

Lesen Sie auch

Welche Qualität hat Bremens Trinkwasser?

Es gilt als „weich“, enthält also weniger als 1,5 Millimol Kalziumkarbonat pro Liter. Regelmäßige Untersuchungen ergeben keine Belastungen mit Spurenstoffen wie beispielsweise Röntgenkontrastmitteln, die über Abwässer in das Grundwasser eingetragen werden können. Dieser Befund ist nicht zuletzt für die im Stadtgebiet stark vertretene Nahrungsmittelindustrie wichtig. Gleichwohl besteht aus Sicht des Umweltressorts „die Notwendigkeit, vorhandene Risiken und Belastungsquellen für die Trinkwasserquellen im Land Bremen weiter zu reduzieren“. Als Gefahrenquellen werden in dem Papier insbesondere Einträge von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln von landwirtschaftlichen Flächen in das Grundwasser sowie lokale Verunreinigungen durch Altlasten genannt.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)