Was gefällt Ihnen besonders gut an Bremen?
Mir gefallen vor allem die kleinen engen Straßen im Schnoor. Wenn ich Besuch aus Polen habe, gehen wir da immer hin. Und natürlich zu den Stadtmusikanten. Ich finde, dass Bremen sehr gut mit Straßenbahnen und Bussen vernetzt ist. Das ist ein großer Unterschied zu meiner Heimatstadt Rumia mit ihren rund 50.000 Einwohnern.
Was schätzen Sie am meisten an Deutschland?
Die ärztliche Versorgung ist hier viel besser. Meine Mutter daheim in Polen musste zwei Jahre auf einen Termin für ein MRT warten. Und wenn ich auf die Preise schaue, dann sind hier dieselben Sachen viel günstiger als in Polen.
Was könnte in Deutschland besser werden?
Vielleicht etwas in der Schule: Was hier im Mathe-Unterricht gelehrt wird, hat mich überrascht. Das lernen Kinder in Polen zwei Jahre früher.
Was ist für Sie typisch deutsch, was typisch polnisch?
Kartoffelsalat und Bratwurst ist typisch für hier, Pierogi typisch für Polen. Das sind gefüllte Teigtaschen. So ähnlich wie Maultaschen, nur kleiner.
Welche Unterschiede stellen Sie zwischen der Mentalität der Deutschen und der Polen fest?
Schwierige Frage. Die Deutschen sind verbindlicher. Wenn hier jemand Tschüss sagt, ist das Gespräch beendet. In Polen geht es dann immer noch mal weiter. In Deutschland ruft man auch immer an, bevor man jemanden besucht, in Polen geht man einfach hin und ist immer herzlich willkommen. Zumindest war das früher so, aber das hat sich inzwischen auch geändert.
Was vermissen Sie aus Ihrer Heimat?
Meine Familie, meine Eltern, die über 80 sind, meinen Bruder. Das polnische Essen nicht - in Bremen gibt es bei mir um die Ecke einen guten polnischen Laden.
Können Sie sich vorstellen, für immer in Bremen zu bleiben?
Ja, warum nicht. Meine Tochter war ein Jahr alt, als wir hierhergekommen sind, meine beiden Söhne wurden in Bremen geboren. Ich besuche im Urlaub natürlich meine Eltern, aber nach drei Wochen sehne ich mich zurück nach Bremen. Das ist inzwischen eher meine Heimat. Und Heimat ist auch da, wo die Kinder sind.
Was bedeutet die EU für Sie?
Offene Grenzen. Ich erinnere mich noch gut an die Kontrollen früher, als wir durch die ehemalige DDR mussten und wie lange das jedes Mal gedauert hat. Ich bin zwar noch polnische Staatsbürgerin, aber das Reisen insgesamt ist viel einfacher. Und auch, dass es kein Problem ist, überall mit Karte zu bezahlen.