Regina Carstens sagt, die typische Laufbahn einer Krankenpflegerin sei häufig ähnlich: Ausbildung, Ehe, Schwangerschaft, Kinder, Teilzeit. So war es auch bei ihr: Nach der dreijährigen Ausbildung arbeitete sie zwei Jahre als OP-Schwester in der Augenklinik. Danach ließ sie sich für ein Studium beurlauben, um sich als Lehrerin weiterzuqualifizieren. Dann wurde sie mit 28 Jahren schwanger.
Nach der Geburt ihrer Tochter 1993 blieb Carstens ein Jahr zu Hause, bevor sie mit einer Halbtagsstelle wieder einstieg. Das Studium brach sie ab. Ihr Mann war der Hauptverdiener, bis sich Carstens von ihm trennte. Da war ihre Tochter sechs Jahre alt. Ab da musste sie mit ihrem Teilzeitgehalt und Unterhalt sich und ihre Tochter versorgen. "Als Alleinerziehende war es knapp", sagt die heutige Betriebsrätin des Klinikums Bremen-Mitte. Carstens arbeitete im Nachtdienst, die Tage widmete sie Fortbildungen und ihrer Tochter. Stufenweise Wiedereingliederung oder flexible Arbeitszeiten für Mütter beim Wiedereinstieg? Unmöglich. Da reagierten vor allem die Kolleginnen empfindlich, sagt Carstens, weil die Arbeitsbelastung so hoch sei. „Die haben dann das Gefühl, dass es eine Extrawurst gibt. Da rumpelt das System.“

Auch die Belastungen in verschiedenen Bereichen der Klinik machten ihr zu schaffen. „Das ist oftmals keine Pflege mehr, sondern reine Versorgung.“ Ihre Fortbildung musste die inzwischen 52-Jährige abbrechen. Der Druck sei bis heute kontinuierlich gestiegen, auch durch den Fachkräftemangel. Carstens ist seit Jahren auf der gleichen Gehaltsstufe geblieben. In ihrer 75-Prozent-Stelle als Krankenpflegerin verdient sie monatlich 2300 Euro brutto.