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Australier hat eine Technik entwickelt, die Muskelverspannungen zu lösen hilft und vielseitig angewendet wird Ross Emmett arbeitet punktgenau

Bahnhofsvorstadt·Gete. „Bleiben Sie bitte hier stehen“, sagt Ross Emmett zu einem Mann und schubst ihn gleichzeitig leicht von hinten. Das Stehenbleiben klappt dementsprechend nicht besonders gut.
24.04.2014, 00:00 Uhr
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Von Ina Schulze

„Bleiben Sie bitte hier stehen“, sagt Ross Emmett zu einem Mann und schubst ihn gleichzeitig leicht von hinten. Das Stehenbleiben klappt dementsprechend nicht besonders gut. Zwei einfache Handgriffe hier, eine kurze Berührung da, und schon hat Ross Emmett die Stabilität des Mann verändert. Das zumindest behauptet er. Und siehe da, der Mann steht trotz kräftigem Drücken felsenfest.

Der Australier Ross Emmett behandelt Muskelverspannungen mit nur zwei Fingern, sanftem Druck und innerhalb von wenigen Minuten. Was wie Zauberei klingt, hat schon vielen Menschen geholfen. Regelmäßig tourt Ross Emmett durch die Welt, um von seinen Erkenntnissen aus 68 Jahren Lebenserfahrung zu berichten. Erstmalig war der Australier für zwei Vorträge auch in Bremen und berichtete im Überseemuseum und der Freien Waldorfschule unterhaltsam von seiner Körperentspannungstechnik, die bei Schmerzen und Unwohlsein angewendet wird. Die Hastedter Heilpraktikerin Barbara Schygulla, die den Vortrag organisiert hatte, wendet nach eigener Darstellung als Einzige in Bremen die Therapie an.

Hundefreunde kennen diesen einen Punkt, an dem der Hund anfängt, sich zu kratzen. Dass es einen anderen Punkt gibt, dessen Berührung diese Reaktion wieder ausstellt, davon wissen die wenigsten. Allein zwei Finger reichen für dieses An- und Ausschalten aus. Auch beim Menschen gibt es Stellen, deren Berührung Schmerzen lindern oder die Kernmuskulatur entspannen und die Stabilität wieder herstellen kann.

Bereits als junger Mann erkannte Ross Emmett, dass man mit einer leichten Berührung mehr bewegen kann, als wenn man quasi Schmerz mit Schmerz behandelt. Vor allem in Zeiten der Smartphones lässt sich seine Technik leicht erklären. Um eine Anwendung zu öffnen, muss man das entsprechend richtige Symbol nur leicht antippen. Berührt man den Bildschirm allerdings zu lange, zu kräftig oder an der falschen Stelle, dann vibriert das ganze Gerät und stürzt wohlmöglich ab. „Stellen Sie sich vor, das Programm wäre unser Gehirn und unser Körper die Tastatur“, sagt Ross Emmett auf Englisch, und er wird von Regula Scherrer übersetzt. „Wenn ich den Finger in der richtigen Länge, mit der richtigen Kraft auf den richtigen Punkt lege, dann öffne ich genau das, was ich öffnen will.“ Er weist darauf hin, dass Menschen, die Smartphones erfunden haben, auch intelligenter sind als diese Technik. Wie sensibel der menschliche Körper ist, vergessen die Menschen allerdings.

Vielen erscheint die Emmett-Technik als zu einfach, um wahr zu sein. Das weiß er. Aber schließlich könnte man Liebe auch nicht beweisen. Ross Emmett betrachtet sein Publikum sehr aufmerksam, um zu erkennen, wer welches Problem hat, und spricht die Zuhörer direkt darauf an. In mehreren Demonstrationen löst er mit einfachen Griffen die Verspannungen. Diese Technik hat sich der Australier selbst erarbeitet. Seine erste Lektion lernte er als Kind im Waisenhaus. Er kitzelte die anderen Kinder mit einem langen Halm sanft im Gesicht, und sie gaben sich eine Ohrfeige. Wenn sie aber sehr müde waren, half oft selbst das stärkste Rütteln nicht, um sie richtig wach zu bekommen. „So lernte ich die Sensibilität der leichten Berührung kennen“, sagt der ausgebildete Masseur. Als Hunde- und Pferdetrainer lernte er weitere Punkte kennen, die Reaktionen auslösen. „Ich liebe es, Tiere zu trainieren, denn sie trainieren mich“, sagt Ross Emmett, der Legastheniker ist. Seine nächste Lektion lernte Ross Emmett beim Boxen. „Der Gegner sagt nie, wo er seine Schwächen hat. Da lernte ich die Körpersprache zu lesen.“ Außerdem musste er Verletzungen innerhalb kürzester Zeit heilen oder das Handtuch werfen. Er arbeitete auch als Gefängniswärter und sogar auch in einem Bergwerk.

Auch wenn die Beschwerden schnell behoben werden, können sie genauso schnell zurückkehren. Daher ist es wichtig, den Auslöser zu identifizieren. Eine zu große Armbanduhr, eine falsch sitzende Brille, Schuhe oder Schnürsenkel, die auf einen bestimmten Nerv drücken, können den Körper ins Ungleichgewicht bringen oder schwächen. Jeder kann sich auch selbst ein Stück weit helfen. Barbara Schygulla bildet auch Trainer aus. Am Sonntag, 27. April, läuft ein Emmtech-Tagesworkshop in Bremen, bei dem man verschiedene Handgriffe zur Selbstanwendung lernt.

Weitere Informationen gibt es unter www.emmett-therapy.com.

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