130.000 Besucher kommen pro Saison in die Eissporthalle Paradice in Walle. Schulklassen, Familien und Rentner gehören dazu. Für eine ausgeglichene Bilanz oder sogar Gewinn reicht das nicht aus – jährlich werden rote Zahlen in Höhe von rund 250.000 Euro geschrieben.
Der Arbeitstag von Uwe Kirsch beginnt früh und endet spät. Wenn die Eissporthalle in Walle um neun Uhr ihre Türen öffnet, hat der Geschäftsführer bereits dafür gesorgt, dass alles vorbereitet ist – 3600 Quadratmeter Eisfläche sind frisch geglättet, und die Shops sind geöffnet.
Es ist mitten in der Woche. In einigen Minuten werden die ersten Schulklassen eintrudeln und die Stille verscheuchen, die jetzt über dem Eis hängt. Musik schallt dann aus den Lautsprechern, und Hunderte Kufen kratzen über die Eisfläche. Leer sei es im Paradice während der Öffnungszeiten eigentlich nie, sagt Kirsch. „Wir sind immer gut besucht.“ Im Laufe der Saison liege die Auslastung bei 96 Prozent. Zwischen Oktober und März kämen bis zu 130.000 Besucher in die Halle.

Uwe Kirsch ist Geschäftsführer der Eissporthalle Paradice in Walle.
Auch in dieser Saison läuft das Geschäft laut Kirsch gut. Erst vor ein paar Tagen war eine Schule aus Hagen mit allen 800 Schülern da. Heute sind es vier oder fünf Klassen und einige andere Gäste. Einer von ihnen ist Juri Herrmann. Der 16-Jährige hat schulfrei und nutzt die Zeit, um für einen Wettbewerb zu üben. Ice-Freestyle nennt sich das Ganze – ein Art Breakdance auf Schlittschuhen. Im März will Juri bei einer Freestyle-Meisterschaft antreten.
Wie so ziemlich alles, was in Bremen und dem Umland mit Kufen zu tun hat, trainieren und spielen auch die Weserstars Bremen im Paradice. Aktuell führen sie die Tabelle der Eishockey-Regionalliga an und locken zwischen 300 und 400 Zuschauer zu jedem ihrer Heimspiele. Die Halle teilen sich die Weserstars mit zwei Eiskunstlaufvereinen, einem Eisstock-Club und der Bremer Sledge-Hockey Mannschaft.
1998 hat die Eissporthalle eröffnet, und seit dem ersten Tag ist auch Uwe Kirsch dabei. Anfangs betrieb er die Shops in der Halle – einen Schlittschuhverleih, ein Geschäft für Eishockey-Ausrüstung und einen Imbiss. Dafür kam er extra aus Frankfurt am Main in die Hansestadt. 2006 suchte der Betreiber, die Bremer Bäder, schließlich eine neue Betriebsleitung, die Entscheidung fiel auf Kirsch. Seitdem kümmert er sich um alles. Im Winter um das Tagesgeschäft und die Instandhaltung und im Sommer um Renovierungsarbeiten sowie die Akquise von Veranstaltungen. „Wir versuchen, so viele Events wie möglich zu bekommen“, sagt Kirsch. „Je voller es hier wird, desto besser.“
Die großen Veranstaltungen bleiben inzwischen aus. „Früher gab es im Paradice auch Konzerte und sogar Boxkämpfe“, sagt der Geschäftsführer. Heute mangele es an der Nachfrage. Doch auch ohne solche Ereignisse kommen die Besucher in die Eissporthalle. Neben Schulklassen sind das zum Beispiel Rentner, die sich fit halten möchten, und viele Familien mit Kindern. Und viele zieht es immer wieder hierher. Diesen Eindruck könnte man vor allem auch deshalb gewinnen, weil kaum Stürze zu sehen sind. Die große Mehrheit der Schüler und besonders die älteren Läufer auf dem Eis ziehen gekonnt und selbstbewusst ihre Kreise. Auch der vierjährige Ole ist auf Schlittschuhen unterwegs. Noch benötigt er allerdings ein wenig Unterstützung – die bekommt er von einer ganz speziellen Eislaufhilfe, einer Pinguin-Figur.
An Gästen mangelt es dem Paradice nach Angaben des Geschäftsführers nicht. Dennoch schreibt die Eissporthalle rote Zahlen – 250000 Euro jährlich. Laut Kirsch ist das kein Bremer Phänomen: „Nur sehr wenige Eissporthallen machen Gewinn. Eigentlich ist das immer ein Zuschussgeschäft.“. Im Falle des Paradice sind es die Bremer Bäder, denen die Halle gehört und aus deren Budget die Betriebskosten stammen. „Vor allem die steigenden Stromkosten schlagen ins Gewicht“, sagt Martina Baden, Leiterin des Betreibers. Die Eisfläche werde sechs Monate lang konstant gekühlt, wie durch eine überdimensionale umgekehrte Fußbodenheizung. Das Eis werde auf eine Betonschicht aufgetragen, die wiederum durch unterirdische Rohre mit Kühlflüssigkeit auf niedriger Temperatur gehalten werde. Für die drei Zentimeter dicke Eisfläche würden zu Saisonbeginn 60.000 Liter Wasser benötigt.
„Um Energie zu sparen, könnte man das Wasser auch wiederaufbereiten oder LED-Leuchten für die Decken benutzen. Das würde aber hohe Investitionskosten bedeuten, und die stehen nicht zur Verfügung“, sagt Geschäftsführer Kirsch. Um die Kosten halbwegs zu decken, würden die Eintrittspreise fast in jedem Jahr leicht angehoben. Die Besucher scheint das nicht abzuschrecken. Auch an diesem Tag ist die Eisfläche gut gefüllt, mit Anfängern wie dem vierjährigen Ole oder Juri, der seine Technik perfektioniert.