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Bremen-Nord Schulschwimmen in der Sommerpause

Ob Seepferdchen oder Freischwimmer – beim Schulschwimmen im Freizeitbad Vegesack können Drittklässler auch in den Sommerferien ein Abzeichen erreichen.
10.08.2012, 05:00 Uhr
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Von Julia Basic

Ob Seepferdchen oder Freischwimmer – beim Schulschwimmen im Freizeitbad Vegesack können Drittklässler auch in den Sommerferien ein Abzeichen erreichen. Bei Joanna und Andreas Rybschleger, beide Schwimmtrainer mit Diplom, lernen die Kinder nicht nur Tauchen und Brustschwimmen. Mut und Selbstvertrauen bekommen die Schüler mit auf den Weg.

Blaue Lippen und Gänsehaut am ganzen Körper machen den fünf Schwimmschülern im Freizeitbad Vegesack überhaupt nichts aus. Begeistert springen sie ein ums andere Mal vom Beckenrand ins Wasser, klettern wieder heraus und laufen zur Rutsche. Beim Schimmtraining mit Joanna und Andreas Rybschleger ist gerade Spielzeit angesagt. Das haben sich die Kinder nach einer halben Stunde Bahnschwimmen verdient.

Die Rybschlegers sind gebürtige Polen und haben in ihrem Heimatland ein Sportlehrer-Diplom erlangt, das ihnen auch in Deutschland anerkannt wird. Drei Wochen lang, jeweils von Montag bis Freitag, stehen sie in den Sommerferien am Beckenrand und bringen Drittklässern schwimmen bei, die nach dem üblichen Schwimmunterricht während des Schuljahres noch Nachholbedarf haben.

Bei einigen jungen Teilnehmern prangt das Seepferdchen bereits auf der Badehose, sie wollen in den Ferien ihren Freischwimmer machen. Andere haben noch immer ein wenig Angst vor dem Wasser und müssen weiter üben. Bianca hat das nicht mehr nötig. Die Neunjährige fühlt sich auch beim Tauchen schon ziemlich sicher. "Guck mal Andreas, ich schwimme jetzt unter Wasser bis zur Wand!", ruft sie dem Trainer zu und taucht unter. Nach drei Metern kommt sie wieder hoch und schnappt nach Luft. Die nassen Haare hängen ihr über die pinke Taucherbrille. Bianca schiebt die nassen Strähnen mit der Hand zur Seite und strahlt ihren Trainer an. "Super", lobt er das Mädchen.

Mit viel Lob zum Ziel

"Die Kinder können hier ganz ohne Zwang und mit viel Spaß ein Schwimmabzeichen machen", sagt Andreas Rybschleger. Jeden Tag wird eine halbe Stunde lang geübt. Anschließend bleibt sogar noch Zeit zum Spielen. "Nicht alle Kinder kommen regelmäßig, vor allem nicht, wenn es regnet." Dennoch sind es an diesem Tag fünf Drittklässler, die nach Ringen tauchen und ihre Bahnen ziehen.

"Ziel des Schulschwimmens ist es, dass am Ende des Schuljahres alle Kinder zumindest das Seepferdchen erreichen", sagt Michael Huesmann, Sprecher der Bildungssenatorin. "Aber nicht alle Kinder schaffen das. Dann sind die Eltern dafür verantwortlich, sich andere Angebote zu suchen." Wie zum Beispiel einen Intensivkurs in den Ferien.

Der Schwimmunterricht während des Schuljahres bedeute für die Kinder immer viel Stress und Hektik, sagt Rybschleger. "Der Unterricht dauert nur eine halbe Stunde. Dazu kommt der Transfer von der Schule zum Schwimmbad, vorher und hinterher umziehen und dann noch schnell Haare föhnen." Im Ferienkurs sollen die Schüler in einer entspannteren Atmosphäre lernen. Und sie sollen gerne und freiwillig kommen, findet Rybschleger. "Nicht alle trauen sich gleich ins Wasser. Manche brauchen eben mehr Zeit."

Die Ferienkurse sind kostenlos und werden von der Bremer Bildungsbehörde finanziert. Um halb neun startet die erste Gruppe. "Das sind Kinder von den umliegenden Schulen. Diejenigen, die weit entfernt vom Bad wohnen, sind danach an der Reihe." Anfangs seien 60 Kinder angemeldet gewesen, 40 davon kämen dann tatsächlich regelmäßig. "Besonders viele sind es, wenn die Sonne scheint." An diesem Tag ist der Himmel grau und immer wieder fängt es an zu tröpfeln. Nur die fünf Schüler der Rönnebecker Schule sind gekommen. Für die Eltern sei es angenehmer, wenn Kinder derselben Schule zusammen in einem Kurs schwimmen könnten, sagt Rybschleger. Einfacher Grund: "Dann können sie Fahrgemeinschaften bilden."

Dem Trainer-Ehepaar geht es nicht nur darum, den Kindern das Schwimmen beizubringen. Sie wollen ihnen vor allem Sicherheit im Wasser geben und ihr Selbstvertrauen stärken. "Man muss sie viel loben und ihnen Aufmerksamkeit schenken, dann sind sie glücklich und stolz." Um mit den Schülern richtig umgehen zu können, sei auch eine gute Trainerausbildung wichtig, finden die Rybschlegers. Sie sind der Meinung, dass an dem schlechten Abschneiden der deutschen Schwimmer bei den olympischen Spielen in London vor allem die unzureichende Talentförderung und die mangelnde Ausbildung der Trainer schuld sei. Gute Schwimmer würden oft nicht erkannt und nicht gefördert. Wenn die Rybschlegers sehen, dass ein Kind gut schwimmt, melden sie das dem Schwimmverein, der sich um das leistungsorientierte Training kümmert.

Neunjährige mit Ehrgeiz

Aber auch die fünf Mädchen und Jungen, die an diesem Tag ins Bad gekommen sind, würden wohl alle ihr Abzeichen bekommen, da ist Andreas Rybschleger zuversichtlich. Viele Kinder seien auch mit neun oder zehn Jahren schon sehr ehrgeizig, hat der 60-Jährige festgestellt. "Wenn ich sie frage: Was wollt ihr mal werden? Dann sagen viele: Weltmeister!"

Zum Abschluss wirft Joanna Rybschleger Gummiringe ins Wasser. Mit kräftigen Beinschlägen tauchen die Jungen und Mädchen unter und holen einen Ring nach dem anderen an die Oberfläche. Eine Taucherbrille brauchen nicht alle. Einmal kurz nach dem Auftauchen über die Augen gewischt – das genügt, um wieder klar sehen zu können. Jan zittert schon am ganzen Körper, aber das stört ihn nicht. Mit einem Satz ist er wieder im Becken und taucht nach dem nächsten Ring.

"Kommt jetzt mal alle her!", ruft die Trainerin den Kindern zu. "Die Zeit ist um und ihr müsst euch umziehen!" Langsam schwimmen sie an den Beckenrand, klettern aus dem Wasser und schlingen sich die Handtücher um die frierenden Körper. Mit kleinen Trippelschritten laufen sie zum Eingang der Schwimmhalle. Das Training ist für heute zu Ende. Aber morgen wollen sie alle wieder kommen, nach Ringen tauchen und vom Beckenrand springen.

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