Ein neues Online-Portal gibt Auskunft, welche Gebiete und Gebäude in Bremen bei Starkregen besonders gefährdet sind. Interessierte finden die Starkregenkarten und weitere Informationen unter www.starkregen.bremen.de. Auf der Karte kann man unter drei Szenarien wählen, den Wohnbereich heranzoomen und erfahren, inwieweit Haus und Grundstück beim nächsten starken Wolkenbruch unter Wasser zu stehen drohen.
Die Werte basieren auf Modellberechnungen per Computer. Besonders gefährdete Flächen sind dunkelblau markiert. So sollen Hauseigentümer das Risiko besser einschätzen und vorsorgen – das ist die Grundidee des Informationsportals, das am Mittwoch vorgestellt wurde. Entwickelt wurde es vom Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, dem dort angesiedelten Projekt Klas und Hansewasser, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung.
Oft reichen einfache Maßnahmen
Auch wenn der Sommer sehr trocken war, seien Starkregen und Hitzesommer doch Auswirkungen desselben Effekts, sagte Umwelt-Staatsrat Ronny Meyer. Wegen des Klimawandels kämen Wetterphänomene wie besonders starke Niederschläge mit hoher Wahrscheinlichkeit künftig häufiger und intensiver vor. „Für uns Anlass genug, das Thema Klimavorsorge ganz oben auf der Agenda zu behandeln.“ Was Starkregen bedeutet, verdeutlichte Michael Koch von Klas (Klima-Anpassungsstrategie Starkregenereignisse): Dann prasselten in anderthalb Stunden an die 50 Liter Wasser pro Quadratmeter herab – beinahe so viel wie die durchschnittliche Regenmenge in Bremen in einem Monat.
Bremen hatte zuletzt im Sommer 2011 massiv mit Starkregen zu kämpfen. Laut Feuerwehrsprecher Michael Richartz gingen innerhalb kurzer Zeit 1000 Notrufe ein, rund 700 Einsätze wurden gefahren. Der Amtsleiter habe damals den öffentlichen Notstand erklärt, so Richartz.
Dabei reichten oft schon einfache Maßnahmen, um das Grundstück vor Überflutung zu schützen, sagte Koch. „Eine Rückstauklappe oder Aufkantungen, etwa vor bodentiefen Fenstern.“ Was an Vorsorge möglich ist, können sich Nutzer des neuen Portals kostenlos vor Ort von Experten sagen lassen: Nach telefonischer Vereinbarung schauen sich Fachleute von Hansewasser das Untergeschoss und die Umgebung des Gebäudes an, erläuterte Hansewasser-Geschäftsführer Jörg Broll-Bickhardt.
Die Beratung sei neutral, bei Bedarf werde eine Liste mit Namen zertifizierter Firmen ausgehändigt. Diese unentgeltlichen Angebote bedeuteten zwar hohe Kosten im sechsstelligen Bereich für sein Unternehmen, sagte Broll-Bickhardt auf Nachfrage, doch deswegen würden keine Abwassergebühren erhöht. Auch die Kritik, die Aktion könne als Konjunkturprogramm für Handwerker verstanden werden, wies er zurück.
Vor allem Unterführungen sind eine Herausforderung
Wer als Hauseigentümer ganz genau wissen will, wie hoch das Wasser bei ihm steigen kann, findet auf dem Online-Portal ein Antragsformular für eine grundstücksbezogene Detailauskunft. Diese wird ihm dann aus Datenschutzgründen per Post zugesandt, ebenfalls gratis. Doch nicht nur die Bürger seien aufgerufen, mehr zum Schutz vor Überflutung durch Oberflächenwasser zu unternehmen, betonte Staatsrat Meyer. Er sprach von einer „Gemeinschaftsaufgabe von Kommune, Bürgern und weiteren Akteuren“. Das neue Portal helfe eben auch öffentlichen Akteuren, die Starkregenvorsorge bei städtischen Planungs- und Infrastrukturmaßnahmen zu berücksichtigen.
Michael Koch ergänzte, „wenn künftig ein Kanal saniert wird, spielt die Starkregenkarte eine Rolle“. Zukunftssichere Infrastruktur könne aber nur sukzessive erreicht werden, räumte er ein. Vor allem die Unterführungen in Bremen, die bei starkem Niederschlag immer wieder volllaufen, seien eine der größten Herausforderungen. Zumindest einen Tunnel wolle man künftig freihalten und das Wasser woanders ableiten. „Daran arbeiten wir.“
Innerhalb von Stadtteilen kann die Belastung durch Starkregen unterschiedlich sein, sie hängt unter anderem ab von der Struktur der jeweiligen Oberfläche und der Größe des versiegelten Bereichs. Zur Entsiegelung könne aber jeder Vorgartenbesitzer selbst beitragen, betonte Ulf Jacob von der Deutschen Bundesstiftung. Er lobte das Bremer Vorsorgeportal als „Leuchtturmvorhaben“, das anderen Kommunen in Deutschland als Vorbild dienen könne.