Bremen braucht bis zu 1400 zusätzliche Wohnungen pro Jahr. Dabei ist es das erklärte Ziel der Politik, den Wohnraum im Herzen der Stadt zu verdichten. Wie derzeit im Viertel in mehr als einer Straße. Und das geht nicht ohne Diskussionen ab. Anwohnerinnen und Anwohner der Schönhausenstraße im Fesenfeld sorgen sich wegen eines geplanten Neubauprojektes.
Ein schmaler Nachkriegsbau nebst Auffahrt, der laut Anwohner Hubertus Reifke inzwischen leer steht, soll bald abgerissen werden. Reifke, der seit Jahrzehnten in der Schönhausenstraße wohnt, und einige Nachbarinnen und Nachbarn befürchten, dass in dem geplanten Neubau Luxusapartments entstehen. Damit befürchten sie ähnliche Bau-Entwicklungen wie in der Alwinenstraße. In der Nachbarschaft beginnt sich Widerstand zu regen, die Anwohnerinnen und Anwohner befürchten, dass das historisch gewachsene Straßenbild in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Die Schönhausenstraße hat eine lebendige Nachbarschaft, wie bei Straßenfesten immer wieder deutlich wird. Geprägt ist die Parallelstraße der Bismarck- und der Feldstraße von Altbremer Häusern, aber nicht ausschließlich. Schon in den 1960er-/1970er-Jahren ist dort auch ein modernes, rotes Doppelhaus mit zehn Wohnungen und Tiefgarage errichtet worden.
Der Baubeginn ist noch offen
Der Käufer des Hauses in der Schönhausenstraße, Peter Wünschmann, Junior-Chef einer Bremer Elektro-Firma, hat als Eigentümer bereits Erfahrung im Umgang mit Häusern. Er ist bestrebt, die Befürchtungen der Anwohner zu entkräften: „Ich wohne selbst in einem alten Bremer Haus im Ostertor und werde auch selbst in den Neubau einziehen, sobald er fertig ist. Bei der aufwendigen Sanierung meines Bremer Hauses bin ich in stetigem Kontakt mit dem Landesamt für Denkmalpflege gewesen. Ich weiß also, wovon ich rede“, antwortet er auf Nachfrage. „Außerdem haben wir für den Neubau in der Schönhausenstraße zahlreiche Auflagen der Baubehörde bekommen und sind schon einige Kompromisse eingegangen.“
Das Bauamt habe bei dem Entwurf sehr darauf geachtet, dass der Neubau zu dem schon bestehenden Häuser-Ensemble passe, sagt Peter Wünschmann. Außerdem betont der künftige Bauherr, dass der Neubau nach den Kriterien des höchsten Energiestandards „KVW 40 plus“ errichtet werde, gemäß der aktuellen Energiesparverordnung.
Hubertus Reifke hat gehört, dass der Bau des neuen Hauses im Mai/Juni beginnen soll. Peter Wünschmann sagt aber auf Nachfrage, dass längst noch nicht sicher sei, ob e mit dem Bau des Wohnhauses, in dem neun Mietwohnungen entstehen sollen, überhaupt in diesem Jahr beginnen könne. Nächste Woche werde er den Bauantrag stellen, die Genehmigung könne sich aber über Wochen und Monate hinziehen. Bodenproben sind bereits genommen worden.
Groß ist die Sorge in der Schönhausenstraße auch, was Baulärm und mögliche Bauschäden angeht. „Wir werden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt“, gibt Hubertus Reifke die Stimmung wieder. Manche befürchten, dass die Brandschutzmauern der angrenzenden Häuser bei den Abriss- oder Bauarbeiten einstürzen könnten. Peter Wünschmann wiederum betont, dass er mit den Eigentümern des Nachbarhauses im Gespräch sei und alles dafür tun werde, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Die Angst vor Bauschäden könne er durchaus nachvollziehen, er werde aber nur seriöse Handwerksfirmen verpflichten, die sorgfältig arbeiten und auch für mögliche Schäden haften.