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2. Tennis-Bundesliga Nord Die Drohgebärde des DTB

Der Bremer TC fühlt sich im Stich gelassen vom Deutschen Tennis-Bund und denkt über einen Rückzug nach, der DTB wiederum droht mit Zwangsabstieg und einer Ordnungsstrafe in Höhe von 12.500 Euro.
25.05.2021, 18:34 Uhr
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Die Drohgebärde des DTB
Von Frank Büter

Der Spielplan ist längst erstellt, die Partien sind terminiert. Doch ob die Saison in der 2. Tennis-Bundesliga Nord tatsächlich planmäßig am 11. Juli beginnen wird, ist noch völlig unklar. "Die Situation ist schwierig", sagt Axel Finnberg, Cheftrainer des Bremer TC von 1912. Schwierig vor allem mit Blick auf die Finanzierung. "Ohne Zuschauer auf der Anlage macht es keinen Sinn", sagt Stefan Schneider. Er ist der Vorsitzende des Fördervereins, der das Leistungstennis im Bremer TC und vor allem die BTC-Rubies als Aushängeschild des Vereins in der zweithöchsten deutschen Spielklasse unterstützt. Die Verantwortlichen des Bremer Traditionsvereins fühlen sich im Stich gelassen vom Deutschen Tennis-Bund (DTB), so Schneider – und sie fühlen sich vom DTB gleichermaßen auch unter Druck gesetzt.

Bis zu 400 Personen tummelten sich in der Vergangenheit bei den Heimspielen des BTC auf der Anlage in der Biermannstraße in Schwachhausen – das sind deutlich mehr, als es die aktuell geltende Corona-Verordnung vorsieht, wonach im Freien bis zu 100 Zuschauer möglich sind. "100 Zuschauer sind viel zu wenig, das nützt überhaupt nichts", sagt Axel Finnberg. Dem Bremer TC geht es dabei wie den meisten Bundesligaklubs. Landauf, landab beklagen die Tennisvereine pandemiebedingt existenzielle Nöte, sie sind auf die Unterstützung von Sponsoren und eben auch auf die Zuschauereinnahmen angewiesen. In der Ersten Liga erklärten zuletzt bei einer Videokonferenz mit dem Düsseldorfer Rochusclub, Kölner HTC, TuS Sennelager und TSV Rosenheim gleich vier der zehn Klubs, nicht antreten zu wollen, sofern ohne Zuschauer gespielt werden muss. Der Deutsche Tennis-Bund als Ausrichter aber hält dagegen: Er droht den Klubs für den Fall des Rückzugs mit einem Zwangsabstieg für mindestens zwei Jahre – und er droht den Klubs mit einer Ordnungsstrafe, die in Liga eins 25.000 Euro, für die zweite Liga 12.500 Euro beträgt.

Beim Bremer TC hat man sich eingehend mit den verschiedenen Szenarien auseinandergesetzt, intensiv wurden die organisatorischen Notwendigkeiten und die wirtschaftlichen Zwänge analysiert. Das Ergebnis ist eindeutig: "Bei stark eingeschränkter Zuschauerzahl ziehen wir die Mannschaft zurück und zahlen auch die Strafe", sagt Stefan Schneider. Zahlen die Strafe "unter Vorbehalt einer rechtlichen Nachprüfung", so der Fördervereinschef. Der DTB, das sagt Schneider in diesem Zusammenhang auch, gäbe aktuell ein trauriges Bild ab. Von einem  Dienstleister erwarte er, dass man Unterstützung erhält, dass man auch etwas an die Hand bekommt, sagt Schneider. Eben das sei aber nicht der Fall.

"Es gibt einen ganzen Katalog offener Fragen", schildert Schneider, darunter "auch viele ungeklärte Haftungsfragen". Welche Hygienekonzepte gelten? Wie etwa soll die Testpflicht umgesetzt werden bei Spielern und auch bei Zuschauern? Mit wie vielen Fahrern soll die Anreise zu Auswärtsspielen gestaltet werden, wenn die Zahl der Personen pro Kleinbus oder Pkw begrenzt ist? Was passiert bei Regenwetter? Dürfen die Partien unter dem Hallendach fortgesetzt werden? Was ist im Fall eines positiven Tests bei einem Spieler zu beachten? Wie sieht eine mögliche Quarantäne aus und wer übernimmt dafür die Kosten? Was geschieht, wenn sich eine Mannschaft komplett in Quarantäne begeben muss? Droht dann gar der Ausschluss? Oder muss ein schwächeres B-Team des Vereins nachrücken? Und ebenfalls nicht ganz unwichtig: Wie soll es eine verlässliche Kader- und abgestimmte Terminplanung mit den Aktiven geben, wenn Reise- und Flugverkehr von nicht vorhersehbaren Inzidenzwerten bestimmt werden?

Fragen über Fragen, die Stefan Schneider und Axel Finnberg Bauchschmerzen bereiten. Trainer Finnberg sieht dabei auch die Gefahr einer "Wettbewerbsverzerrung", Förderer Schneider wiederum sieht die Gefahr, dass die Sponsoren sich abwenden, wenn sie keine Plattform erhalten, auf der sie sich entsprechend präsentieren können. Wie andere Vereine auch, hat der Bremer TC daher zwischenzeitlich einen Brief an den Deutschen Tennis-Bund geschickt, genau gesagt an DTB-Vizepräsident Nico Weschenberger, der für den Spielbetrieb zuständig ist. In dem Schreiben haben die Bremer Klubverantwortlichen dargelegt, dass es unter diesen Umständen nicht möglich sei, eine Saison zu planen. Und sie haben den DTB gebeten, die Saison wie im Vorjahr abzusagen.

Eine Antwort, berichtet Stefan Schneider, habe der BTC darauf nicht erhalten. An diesem Freitag nun kommt das sogenannte Buliteam des Bremer TC erneut zusammen. Das zehnköpfige Gremium wird dann ein weiteres Mal diskutieren und  die Lage sondieren. "Viele Dinge sind nicht steuerbar. Aber wir werden gucken, was machbar und was auch umsetzbar ist", sagt Stefan Schneider. Für einen Rückzug vom Spielbetrieb, so seine Einschätzung, sei es derweil noch zu früh, "wir spielen auf Zeit und hoffen". Hoffen darauf, dass die Sponsoren grünes Licht geben und gleichzeitig die Inzidenzwerte absehbar weitere Lockerungen zulassen. "Die Spieltage im Sommer sind immer ein Highlight für unseren Verein", sagt Stefan Schneider. "Das sind Events, bei denen wir die Leute begeistern wollen."

Begeistern wollen mit hochklassigem Tennissport. Die nötige Unterstützung aus der Wirtschaft vorausgesetzt, hat der Bremer TC im sportlichen Bereich derweil seine Hausaufgaben gemacht. Coach Finnberg hat den 14 Mann starken Kader bereits frühzeitig festgezurrt. Es sei ein Kader voller Optionen, sagt der 50-Jährige, "der beste Kader, den wir je hatten in der 2. Bundesliga".

Zur Sache

Tennissaison startet am 13. Juni

Das Präsidium und der Verbandsbeirat waren sich einig: Die ursprünglich für das kommende Wochenende geplante Punktspielsaison im Tennisverband Niedersachsen-Bremen beginnt nun am 13. Juni und wird mit Auf- und Abstieg ausgetragen. Der Spieltag vom 30. Mai wird auf den bisherigen Ausweichtermin 20. Juni verlegt. „Wir sind glücklich, dass wir die Punktspiele in diesem Jahr durchführen können“, betonte TNB-Präsident Raik Packeiser in einer Presseerklärung. Mit Blick auf die Corona-Pandemie gelten dabei für den Punktspielbetrieb der Damen, Herren und der Altersklassen folgende Regelungen: Es wird Einzel (ohne Test) und Doppel mit Test gespielt. Ausgenommen vom Test sind alle, die laut Verordnung im Alltag ebenfalls ausgenommen sind (genesen oder geimpft) sowie Jugendliche unter 18 Jahren. Überdies entfällt die Testpflicht bei Punktspielen im Bundesland Bremen (inkl. Bremerhaven). Sollte aufgrund einer Inzidenz über 100 oder aufgrund von Verordnungen der Kommunen kein Doppel oder gar nicht gespielt werden dürfen, gibt es verschiedene Szenarien: Das Spiel kann entweder in beiderseitigem Einvernehmen verlegt oder das Heimrecht getauscht werden. Wenn nur Einzel erlaubt sein sollten, wird das Punktspiel ohne Doppel gewertet.

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