Am Samstagabend erst hatte er erfahren, dass er zum Einsatz kommen wird. Dass er beim Saisonauftakt gegen BW Aachen (Endstand 1:8) zum ersten Mal ein Einzel für den Tennis-Zweitligisten Bremer TC bestreiten wird. Premierenfieber brach beim BTC-Youngster danach aber nicht aus, er habe gut geschlafen, sagte der 18-jährige Tjade Bruns. Sein Gegner: der 34-jährige Belgier Niels Desein, ein Mann mit reichlich Erfahrung und einst die Nummer 154 in der ATP-Weltrangliste. Ein Schwergewicht also, das dem bei der Teamvorstellung mit warmem Applaus begrüßten Bremer Eigengewächs auf der anderen Netzseite gegenüberstand.
Seit einigen Jahren schon ist der aus Otterndorf bei Cuxhaven kommende Tjade Bruns die große Nachwuchshoffnung bei den BTC-Rubies. Mehrere Male in der Woche pendelt der Gymnasialschüler nach Bremen, um unter der Leitung von Cheftrainer Axel Finnberg am Fördertraining teilzunehmen. Früher wurde er gefahren, inzwischen hat er seinen Führerschein und sitzt selbst am Steuer. Mama und Papa Bruns waren an diesem Sonntag aber trotzdem dabei, wie rund zwei Dutzend weitere Tennisfreunde wollten natürlich auch die Eltern sehen, wie sich Tjade Bruns bei seiner Feuertaufe schlägt.
Um es vorwegzunehmen: Der Topspieler der zweiten BTC-Mannschaft, der für das Bundesligateam als erster deutscher Spieler an Position 14 gemeldet ist, hat sich gut präsentiert – trotz einer 0:6, 4:6-Niederlage. Wer Erfahrung sammeln will auf diesem Niveau, muss Lehrgeld bezahlen – diese Erkenntnis nimmt auch der Youngster mit aus diesem Spiel, das keineswegs so einseitig verlief, wie es insbesondere das Resultat des ersten Satzes vielleicht vermuten lässt. Tjade Bruns hat sich nämlich nach anfänglicher Nervosität ordentlich gewehrt, war oft dran am Punktgewinn, auch am Break, aber er brachte die Spiele dann doch nicht nach Hause. "Das war schon ärgerlich", sagte Bruns. Aber er sagte auch: "Ich habe es trotzdem sehr genossen, es hat mir viel Spiel macht."
Ein Genuss war derweil der Auftritt von Aleksandre Metreveli, dem georgischen Daviscup-Spieler in Diensten der BTC-Rubies. Der 27-Jährige, der zuletzt schon bei Geldpreis- und Future-Turniere in Köln und Marburg überzeugend aufgetreten ist, bot gegen Aachens starken Niederländer Tim van Rijthoven eine begeisternde Partie. "Das war Showtime, echt beeindruckend", frohlockte Trainer Axel Finnberg. Metreveli zog tatsächlich alle Register und sorgte zwischenzeitlich beim 6:4, 1:6 und 10:8-Erfolg im Matchtiebreak für echte Begeisterungsstürme beim Publikum.
Es sollte derweil auch der einzige Bremer Einzelerfolg an diesem Tag bleiben. Der ambitionierte Bundesligaabsteiger aus Aachen hatte nichts dem Zufall überlassen wollen und war mit einer sehr starken Besetzung an die Weser gereist. So gab es dann auch für die Spanier Pol Toledo Bague im Spitzeneinzel und Alberto Barroso-Campos an Position drei bei ihren Debütauftritten für den BTC nichts zu holen. Weiter geht es für den Bremer TC am kommenden Freitag mit einem Auswärtsspiel in Versmold.