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ELF zu Gast im Weserstadion Football-Spieltag in Bremen soll "Festival-Charakter" haben

Im Juni soll sich das Weserstadion in eine Football-Partyzone verwandeln – mit Programm für den halben Tag. Auch Werder-Profi Mitchell Weiser will unbedingt dabei sein.
12.03.2024, 19:00 Uhr
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Football-Spieltag in Bremen soll
Von Malte Bürger

Noch sieht im Weserstadion alles schwer nach Fußball aus. Doch das wird sich in ein paar Monaten ändern. Dann nämlich ist die European League of Football (ELF) am Osterdeich zu Gast, am 2. Spieltag der neuen Saison stehen sich die Hamburg Sea Devils und die Paris Musketeers gegenüber. Kurz vorher werden die besonderen Tore aufgestellt, die typisch-bunten Markierungen auf dem Grün aufgemalt. Keine Frage: Es wird ein Tag, der alles andere als gewöhnlich an diesem Ort ist.

Schon jetzt wurde groß die Werbetrommel gerührt, schließlich soll am 2. Juni eine richtig große Party in der Arena und auch drumherum steigen. Mitchell Weiser, Profi des SV Werder Bremen und selbst Fan der immer weiter boomenden Sportart, weiß ganz genau, wie es sich anfühlt, auf dem heiligen Rasen zu stehen – nun tauschte er für den PR-Termin sogar den gewohnten Fußball gegen einen American Football aus. Eine große Karriere mit Helm und Schutzpanzer dürfte dem 29-Jährigen dennoch nicht blühen. Auch nicht als Kicker.

„Dafür habe ich nicht das Bein, glaube ich“, sagte Weiser lachend. „Man braucht da mehr als Technik. Die Field-Goal-Versuche werden ja auch immer länger. 30 Yards würde ich vielleicht noch schaffen, aber danach wird es schwer.“ Auch auf anderen Positionen könnte es problematisch werden – glaubt zumindest Patrick Esume. Der 50-Jährige ist Commissioner der ELF und darüber hinaus vor allem als Football-Experte im deutschen Fernsehen eine Instanz.

Auch der gebürtige Hamburger war am Dienstag im Weserstadion vor Ort und meinte mit Blick auf Mitchell Weiser: „Ich glaube, dass er eher der nette Typ ist, weshalb er in der Offensive spielen müsste. Als Passempfänger kann ich ihn mir durchaus vorstellen, weil er ein kleiner, quirliger Spieler ist“, sagte Esume im Gespräch mit der Deichstube, schob jedoch grinsend hinterher: „Er müsste vorher aber doch noch einmal in die Muckibude gehen, sonst zerfällt er – wenn er von einem 120-Kilo-Mann getroffen wird – in tausend Teile. Und das wollen wir ja nicht.“

Veranstalter hoffen auf mehr als 20.000 Zuschauer

An der Vorfreude auf das Football-Gastspiel in Werders guter Stube ändert diese Prognose für Weiser nichts. „Die Stadt ist sehr offen für neue Sachen. Ich bin gespannt, wie sich ein Football-Spiel hier anfühlen wird“, erklärte er. Genau auf diese Neugierde setzen die Veranstalter auch beim weiteren Publikum. Mehr als 5000 Tickets wurden bislang verkauft, „wir hoffen auf 20.000 Zuschauer und mehr“, sagte Sea-Devils-Geschäftsführer Mark Weitz. „Wir sehen das Stadion als optimale Möglichkeit, um den American Football in Norddeutschland auf eine neue und professionellere Ebene zu heben.“

Und auch das Rahmenprogramm soll die Besucher verwöhnen, weit über die Grenzen des eigentlichen Spiels hinaus. „Wenn wir um 16.25 Uhr anpfeifen, sind die Fans teilweise schon seit 11 Uhr auf dem Gelände. Es gibt Essen und Trinken, Interviews mit den Spielern und die Möglichkeit, sich Sachen unterschreiben zu lassen“, schilderte Weitz. „Es gibt kleine Football-Aktionen und Merchandising, leckere Burger. Das hat Festival-Charakter.“

Nun ist das mit ergänzenden Veranstaltungen im Weserstadion abseits des Bundesliga-Alltags ja so eine Sache. Seit Jahren schon fanden keine Konzerte mehr in der Arena statt, unter anderem spielte der Schutz des Rasens eine gewichtige Rolle. Umso entscheidender ist jetzt der Faktor Zeit beim Football-Intermezzo. Hans-Jörg Otto, Geschäftsführer der Bremer Weser-Stadion GmbH (BWS), ruft in diesem Zusammenhang quasi schon den Werder-Klassenerhalt für die laufende Saison aus: „Grundsätzlich freuen wir uns, dass wir in der sportlichen Entwicklung nicht nach unten schauen müssen und hier kein Relegationsspiel mehr haben werden“, hob Otto hervor. „Dadurch können wir in einem ganz entspannten Zeitraum alles umbauen. Der Zeitpunkt ist für uns perfekt, weil wir unmittelbar nach dem Spiel dann in die Renovierungsarbeiten für den Rasen gehen. Insofern war auf allen Seiten eine große Bereitschaft da, das Thema American Football im Wohninvest Weserstadion jetzt auszuprobieren.“

Bremerhaven war einst Gründungsmitglied der American-Football-Bundesliga

Nun ist der Schritt gar nicht so ungewöhnlich, wie er im ersten Moment wirken mag. In der Stadt und auch der Region gibt es bis heute eine große Tradition bei der Jagd nach Touchdowns. „Ich freue mich ganz besonders, dass wir nach Bremen kommen, denn hier und in der Umgebung begann der deutsche Football, was viele gar nicht mehr wissen“, erzählte Patrick Esume. „Die Bremerhaven Seahawks waren 1979 eines der Gründungsmitglieder der American-Football-Bundesliga. Diese Gegend hat also definitiv eine Football-Vergangenheit, nur leider ist das etwas in Vergessenheit geraten. Deshalb finde ich es umso schöner, dass wir jetzt mit der European League of Football wieder ein großes Spiel hierher holen.“

Und so verrückt es klingen mag: Vielleicht hätte es die große ELF-Bühne schon viel früher in Bremen gegeben. Das zumindest verriet Oliver Rau, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB): „Vor ziemlich genau zwei Jahren saß ich mit Thomas Krohne, dem ehemaligen Aufsichtsrat des SV Werder, auf einer Nordseeinsel und wir haben herumgesponnen, für Bremen ein Football-Franchise zu gründen“, berichtete er. „Wir haben dabei sehr lange auf dem Namen ,Bremen Townmusicians' herumgedacht." Aus Stadtmusikanten, die ihren Gegnern die Yard-Gewinne vermiesen, wurde dann aber doch nichts. „Zwei Wochen später hat Thomas sich dann gemeldet, dass er das tatsächlich mit dem Footballteam macht – leider als schlechte Nachricht für mich in München, wo er inzwischen lebt und wohnt", erläuterte Rau. "Nun gibt es dort die Munich Ravens.“

Zur Sache

Football-Experte Esume: „Ich war für zwei, drei Wochen mal Werder-Fan“

American Football ist für Patrick Esume mehr als nur ein Sport. Er ist Leidenschaft, ein ganz elementarer Inhalt seines Lebens. Und diese Begeisterung teilt er vor allem während der Saison der National Football League (NFL) regelmäßig mit den deutschen TV-Zuschauern. Aktuell ist der 50-Jährige bei RTL als Kommentator im Einsatz, seine wöchentliche Expertise hat auch Nicht-Football-Fans zu wiederkehrenden Zuschauern der US-amerikanischen Profipartien gemacht. Als Commissioner der European League of Football (ELF) ist der gebürtige Hamburger nun unmittelbar daran beteiligt, dass am 2. Juni bei dem Duell zwischen den Hamburg Sea Devils und den Paris Musketeers auch im Bremer Weserstadion kein runder, sondern ein ovaler Ball im Zentrum des Geschehens steht. In der Heimat des SV Werder – jener Club, zu dem auch Esume ein ganz besonderes Verhältnis hat.

Die Geschichte beginnt in den 1980er Jahren, Patrick Esume ist als Knirps noch als Fußballer an der Elbe unterwegs. Bei Werder kickte damals ein gewisser Thomas Wolter, der unter anderem zweimal Deutscher Meister werden sollte und auch zu jenem Team gehörte, das 1992 den Europapokal der Pokalsieger gewann. Noch heute ist der inzwischen 60-Jährige ganz eng mit dem SVW verbunden, kümmert sich intensiv um den Nachwuchs des Vereins. Doch auch er hat seine Wurzeln in der etwas größeren Hansestadt weiter östlich.

„Thomas Wolter kam ja früher aus Hamburg vom HEBC. Als ich dort damals in der D-Jugend gespielt habe, hat er uns alle mal nach Bremen eingeladen“, erinnert sich Esume im Gespräch mit der DeichStube. „Wir durften uns hier dann als Mannschaft ein Spiel anschauen, das war natürlich ein Erlebnis, ein Riesending. Da war ich für zwei, drei Wochen mal kurz Werder-Fan.“

Warum es nicht für mehr reichte? „Ich lebe ja nun einmal in Hamburg. Da hast du keine andere Wahl, dann bist du schnell nicht mehr Werder-Fan“, sagte der Mann, den alle nur „Coach“ nennen, lachend.

Info

Eintrittskarten zum ELF-Spiel zwischen den Hamburg Sea Devils und den Paris Musketeers (2. Juni, 16.25 Uhr) gibt es im Internet auf der Seite www.ticketmaster.de. Die Normalpreise für einen Tribünenplatz liegen zwischen 20 und 55 Euro, ermäßigte Karten für Schüler, Studenten oder Kinder von acht bis 14 Jahren kosten 16 bis 30 Euro. Kinder unter sieben Jahre haben freien Eintritt, jedoch keinen Anspruch auf einen Sitzplatz. Für Rentner, Arbeitslose oder Schwerbehinderte gibt es bei entsprechendem Nachweis nach Veranstalterangaben einen Preisnachlass von 50 Prozent. Tickets für Rollstuhlfahrer sind für 20 Euro erhältlich.

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