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Energiekrise Wie Bremer Sportvereine auf steigende Energiekosten reagieren

Nach dem Sporttreiben nur noch kalt duschen? Bremer Sportvereine wappnen sich für die hohen Energiepreise und hoffen auf Unterstützung des Senats. Mehrkosten müssen sonst auf die Mitglieder übertragen werden.
05.08.2022, 06:00 Uhr
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Wie Bremer Sportvereine auf steigende Energiekosten reagieren
Von Hannah Krug

Die kalte Dusche ist zum Symbol für das Energiesparen geworden. In einer bundesweiten Kampagne wirbt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für Energiespar-Duschköpfe in Privathaushalten. Auch Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte wurde unlängst gefragt, ob er ab sofort nur noch kalt duschen werde. Die warme Dusche darf normalerweise auch nicht im Sportverein fehlen. Es dürfte nur wenig Freizeitbereiche geben, in denen so viel geduscht wird wie im Sport.

Auch der ATS Buntentor hat die unsteten Gaspreise im Blick. "Wir haben die Duschtemperatur auf ein unteres Lauwarm angepasst", sagt Vereinsvorsitzender Jürgen Maly. Das bedeutet eine Duschtemperatur von 31 Grad. Als normal gilt die Körpertemperatur, also etwa 37 Grad. Drastischere Maßnahmen wie sie kürzlich Oldenburgs Bürgermeister Jürgen Krogmann ankündigte, hat Bremen dem Sport bisher nicht auferlegt. Im Interview mit dem Spiegel sagte er: "Wir werden in den Sporthallen die warmen Duschen über die Sommerferien abstellen". Das bekamen auch die Spieler des Viertligisten Bremer SV und des Bundesligisten Schalke 04 beim DFB-Pokalspiel in Oldenburg am vergangenen Wochenende zu spüren. Nach der Partie mussten alle kalt duschen. Schalke-Trainer Frank Kramer nahm es mit Humor: "Wir machen den Bus mit Wasserkochern voll und mischen das heiße Wasser mit dem aus den Eistonnen."

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20.000 Euro Mehrkosten

Der jährliche Energieverbrauch koste den ATS Buntentor rund 35.000 Euro. "Wir schätzen, dass das um 20.000 Euro steigen wird", sagt Maly. Der Vereinsvorsitzende hofft auf Unterstützung durch die Politik, geht aber auch davon aus, dass ein großer Teil der Mehrkosten die Mitglieder tragen müssen. Eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrages sei aber neben einer geringfügigen, bereits geplanten für das kommende Jahr (1,50 Euro pro Monat) nicht angedacht. Maly geht auch nicht davon aus, dass Mitglieder den Verein aufgrund abgesenkter Standards verlassen werden. "Das schaffen wir schon. Wir sind einer der wenigen Vereine, der nach Corona mehr Mitglieder hatte als vorher."

Etwas anders sieht es beim Verein Tura Bremen aus. "Im Vergleich zu vor Corona fehlen uns immer noch 130 Mitglieder, das macht etwa 20.000 Euro Beitragseinnahmen im Jahr aus", sagt Gerd Schweizer, Vizepräsident und Sportleiter. Die erhöhten Kosten könnten kaum auf die Mitglieder übertragen werden, auch weil in Gröpelingen viele Mitglieder "nicht auf Rosen gebettet sind". Schweizer befürchtet durchaus, dass Mitglieder den Verein verlassen könnten, wenn beispielsweise das warme Wasser im Winter abgestellt würde. Der Verein habe bereits früh auf Gesundheitssport gesetzt, vor allem ältere Menschen fänden sich unter den Mitgliedern. "Wenn wir Leute, die gesundheitlich nicht auf der Höhe sind, im Winter verschwitzt nach Hause schicken, dann widerspricht das unserem Anspruch als Gesundheitssportverein."

Betriebssperren verhindern

Der Präsident des Landessportbundes (LSB) Bremen, Andreas Vroom, nimmt an, "dass Warmwasser in den Duschen bleibt – sowohl für die städtischen als auch die Vereinsanlagen". Aber das befürchtete Problem ist eigentlich ein größeres. In einer umfassenden Mail an seine Mitglieder hat der LSB auf Basis einer Empfehlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) "eindringlich davor gewarnt, keinen Energie-Lockdown für die Sportstätten zu verhängen". Sollte Putin den Gashahn endgültig zudrehen, muss die Bundesnetzagentur sich an eine festgelegte Priorisierung halten. Gegenüber Sportvereinen könnten dann Betriebssperren verhängt werden. Der LSB möchte das auf jeden Fall verhindern und hat deswegen bei der Sportdeputation und beim Landesbeirat für Sport Zuschüsse für Vereinsanlagen gefordert.

Cindi Tuncel, Sprecher der Linken-Bürgerschaftsfraktion für Jugend, Sport und Migration und Mitglied des Landesbeirats, unterstützt diesen Vorstoß. Um die Vereine und Ehrenamtlichen zu entlasten, hat die Bremer Linksfraktion eine Anfrage nach einer "zeitnahen Erhöhung der Energiekostenzuschüsse" an den Senat rausgeschickt.

Sparen für hohe Nachzahlungen

Der Senat werde sich auf jeden Fall dafür einsetzen, dass die Vereine Zuschüsse zu den Energiekosten bekommen, sagt Bernd Schneider, Sprecher der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport. "Ich gehe aber nicht davon aus, dass es möglich sein wird, die gestiegenen Kosten voll auszugleichen." Es kann also eng werden für die Bremer Sportvereine. Schneider empfiehlt Vereinen "jetzt schon Energiekosten wo immer möglich zu sparen, damit die Nachzahlungen nicht zu hoch ausfallen".

Letztlich entscheiden die Vereine selbst, inwieweit sie die Wassertemperatur absenken oder wie lange das Flutlicht brennen soll, um damit Kosten einzusparen. Auf Grundlage des DOSB hat der LSB eine Empfehlung zur Energiereduktion für Sportvereine herausgegeben. Darin enthalten sind Maßnahmen wie Heizkörperentlüftung, Fensterwartung und wassersparende Duschköpfe und Wasserhähne. Auch ATS-Vorsitzender Maly hat das Empfehlungsschreiben bekommen. "Das Meiste davon setzen wir schon seit Jahren um. Da gab es wenig Neues für uns." Tura-Vizepräsident Schweizer merkt zudem an, dass manche Vorschläge auch unrealistisch seien. "Es macht keinen Sinn, bestehende Gruppen nach draußen zu schicken." Im Sommer geschehe das sowieso, und im Winter könne eine Turngruppe samt der Geräte nicht bei Regen draußen trainieren.


Anders sieht es bei städtischen Anlagen aus. Ob dort weiterhin warm geduscht werden kann, soll in einem Landesvorsorgeplan festgelegt werden, der laut Behördensprecher Schneider in der nächsten Senatssitzung Mitte August verabschiedet wird. Darin werde möglicherweise auch geregelt, wie es mit privaten Saunen und mit dem von einem Verein betriebenen Schwimmbad in Grohn weitergehen wird. Die Heizkosten für dieses Bad hätten die Deputation schon mehrfach beschäftigt.

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