Sie sehen gefährlich aus oder bunt, sie sollen die Gegner erschrecken und dem Besitzer Glück bringen: Die Helme der Eishockey-Torhüter sind wahre Kunstwerke. Die Bremerhavener Goalies Maximilian Franzreb und Kristers Gudlevskis lassen sich für jede Saison neue Helme machen, die auch Torwart-Maske genannt werden. Dem WESER-KURIER haben die beiden Pinguins-Torhüter die Geheimnisse ihrer Helme verraten. Es gibt bei den Konkurrenten im Fischtown-Tor ein paar Gemeinsamkeiten, was die aufgemalten Motive betrifft, aber auch einige Unterschiede…
Das fängt schon bei der Herstellung an. Auf dem Eis ist Kristers Gudlevskis die Zuverlässigkeit in Person, vergangene Saison wurde er zum besten Torhüter der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gewählt. Doch ausgerechnet bei seinem Heiligtum als Spieler, dem Helm, ist er jedes Jahr etwas unzuverlässig. „Ehrlicherweise möchte ich mir immer tolle Ideen ausdenken, welche Motive ich gerne auf dem Helm hätte. Aber dann dauert das Überlegen zu lange“, erzählt Gudlevskis mit einem Schmunzeln, „als die Saison fast angefangen hat, habe ich meinem Künstler geschrieben, dass ich noch einen neuen Helm brauche. Zum Glück hat das dann noch rechtzeitig geklappt.“
Der alte Helm brachte Glück
Sein Künstler, wie Gudlevskis ihn nennt, ist eben Profi. Er nennt sich „The Grafixer“ und ist im Internet zu finden, er arbeitet in Duisburg. Goalie-Helme sind sein Aushängeschild. Für Gudlevskis macht er das seit mehreren Jahren. Dass der aktuelle Helm fast so aussieht wie in der vorigen Saison, lag aber nicht am Zeitdruck. „Mein Helm hat mir vergangene Saison so viel Glück gebracht, da wollte ich nicht zu viel verändern“, erklärt er. Denn Gudlevskis schaffte es im Frühjahr 2024 mit den Pinguins nach der Hauptrundenmeisterschaft sensationell bis ins Finale der DEL.

Vorne steht sein Spitzname, an der Seite ist ein böse blickender Pinguin: Die Maske von Kristers Gudlevskis.
Ein paar Vorgaben waren ihm aber wichtig, bevor der Künstler loslegen konnte: Gudlevskis Spitzname „Guddy“ muss groß am Kinn stehen, „außerdem möchte ich immer etwas von meinem Verein und der Stadt auf dem Helm haben.“ Auch der Künstler hatte ein paar Ideen, „die kann ich gut finden oder nicht, wir reden offen darüber, aber Künstler wollen natürlich auch nicht, dass man ihnen zu sehr reinredet“. Denn der Gestalter des Helms solle durchaus „seine Magie spielen lassen und kreativ sein“, findet Gudlevskis.
Und so ziert seinen Helm auf der einen Seite ein böse blickender Pinguin, auf der anderen sieht man das Stadtwappen von Bremerhaven: ein Hanseschiff mit einem Fisch. Und auf der Rückseite ließ er sich die Namen seines Sohnes und seiner Frau aufmalen. Dazu „einen kleinen Engel, einfach als Glücksbringer für die lange Saison“.
Von diesem Kunstwerk gibt es nur ein Exemplar, mit dem Gudlevskis die gesamte Saison spielt. Zur Sicherheit hat er noch einen älteren Helm, den er benutzt, wenn an seinem Haupthelm etwas abbricht und repariert werden muss. Nur bei den Länderspielen mit der lettischen Nationalmannschaft trägt er einen komplett anderen Helm, allein schon wegen der Farben.
Auch Maxi Franzreb lässt sich für jede Saison einen neuen Helm machen, er beauftragt damit traditionell einen Airbrusher aus seiner Heimat Bad Tölz. Vorne am Kinn steht groß seine Trikotnummer 56, auf der Oberseite zweimal der Schriftzug des Vereins-Sponsors „Kutterfisch“, der das Bemalen der Helme bezahlt. Bei Gudlevskis steht dieser Sponsorname quer über der Stirn. Diese Saison ließ sich Franzreb gleich mehrere Pinguine als Comicfiguren zeichnen. „Die haben alle einen anderen Gesichtsausdruck“, erklärt er, „manche schauen böse, andere zufrieden, manche brüllen“. Auch das offizielle Vereinslogo ist an der Seite des Helms zu sehen.

Leuchtende Neonfarben und der zweimalige Schriftzug des Sponsors Kutterfisch: Die Maske von Maxi Franzreb.
Franzreb entschied sich als Grundton für leuchtende Farben: „Wir haben diesmal Neonstreifen genommen, weil die vom Licht gut betont werden und im Spiel schön schimmern.“ Die Rückseite ziert seine Familie: drei Pinguine in verschiedenen Größen als Vater, Mutter und Kind – auch die Namen wurden reingeschrieben. Direkt daneben gibt es einen Leuchtturm als Symbol für die Küste, schließlich sind die Pinguins der nördlichste Verein der Deutschen Eishockey-Liga.
Auch bei Franzreb wurde die Gestaltung zum Teil nach seinen Vorstellungen vorgenommen, „aber auch der Airbrusher zeigt einem noch ein paar Ideen, die man umsetzen kann. Am Ende haben wir das zusammen entschieden“.
Ein Helm halte eine Saison normalerweise gut aus, „danach aber sind die Polster meistens vom Schweiß getränkt, dann riecht es auch nicht mehr ganz so gut. Deshalb ist es immer schön, wenn es zur nächsten Saison einen neuen Helm gibt.“ Manchmal kommt der Helm aus dem tiefen Bayern per Paketbote zu ihm nach Bremerhaven, aber wenn Franzreb zufällig in der Heimat ist, holt er das neue Exemplar auch schon mal persönlich ab.
Übrigens: Die Helme einer langen Torhüterkarriere stehen nicht etwa daheim im Keller oder in einer Vitrine, sie gehen am Saisonende meistens an den Sponsor Kutterfisch. Dort stehen im Büro einige der bunten Masken, ein paar Exemplare sind auch schon für einen guten Zweck versteigert worden.
Eine Besonderheit beim Helm von Maxi Franzreb zeigt sich vorne unter dem Kinn: Dort hängt eine halbrunde Plastikscheibe. „Ich spiele immer mit einem solchen Kehlkopfschutz“, erklärt Franzreb, „weil ich einmal im Training, in der zweiten Liga in Bad Tölz, einen Schuss gegen den Kehlkopf bekommen habe.“
Zwei bis drei Wochen dauert die Herstellung
Zwei bis drei Wochen dauert es bei ihm in der Regel, bis der neue Helm fertig ist. Eine gute Vorbereitung ist ihm dabei wichtig. Franzreb: „Spätestens Anfang Juli sollte man sich mit dem Airbrusher einig sein, was man draufhaben möchte, damit zum Start der Saison alles fertig ist.“
Nach Lage der Dinge ist es sein vorerst letzter Helm mit Pinguinen. Der DEL-Konkurrent Adler Mannheim hat sich Franzrebs Dienste für die nächste Saison gesichert, auch wenn das von den Beteiligten noch nicht bestätigt wurde.