Was seit Montagabend als denkbar schlechtestes Szenario erschien, ist tatsächlich Realität geworden: Das Pokalspiel des Bremer SV am Freitagabend gegen den FC Bayern München im Weserstadion muss vorerst ausfallen. Die Spielleitung für den DFB-Pokal hatte die Entscheidung am Dienstagmittag auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kundgetan. Hintergrund ist die vom Gesundheitsamt angeordnete Quarantäne für den Bremer SV. Am Montag hatte es in der Mannschaft des Bremen-Ligisten bekanntlich einen Corona-Fall gegeben. Daraufhin waren PCR-Tests für das gesamte Team, also auch die Trainer und Betreuer, angeordnet worden. Sie fanden am Dienstag um 6.40 Uhr statt.
Bei dem bereits am Montag positiv getesteten Spieler sei ein „sehr hoher Infektionswert“ und somit wiederum eine starke Infektionsgefahr festgestellt worden, sagte der Sportliche Leiter des Bremer SV, Ralf Voigt, nach der Verkündung der Spielleitung. Trainer Benjamin Eta bestätigte kurze Zeit später: Zwei weitere Akteure haben sich angesteckt. In einer vereinseigenen Pressemitteilung war zuvor bereits von „positiven Corona-PCR-Tests und damit verbundenen Infektionen“ die Rede. Unklar war bis dahin jedoch noch die genaue Anzahl.
„Ich bin natürlich betrübt, aber das Spiel ist ja nur verschoben“, sagte Eta. Die Spieler durften sich auf Wunsch des Vereins nicht zu der Entwicklung äußern. Aber auch bei den Aktiven machte sich sicherlich eine gewisse Enttäuschung breit. „Wir wurden getrennt getestet, und ich habe bislang nichts von den Jungs gehört“, sagte Eta. Ob der Ligastart am 20. August – Heimspiel gegen den Blumenthaler SV – in Gefahr ist, lässt sich laut Eta noch nicht sagen. „Es ist ungewiss, wie es jetzt in den nächsten Tagen weitergeht“, meinte der Coach. Er musste übrigens nicht in Quarantäne. Denn: Geimpfte, die negativ getestet wurden, konnten auf diesen Schritt verzichten.

Die Absage bedeutet auch: Julian Nagelsmann kommt vorerst noch nicht zu seinem Pflichtspieldebüt als neuer Bayern-Trainer.
Nach Informationen des WESER-KURIER war es in einem Testspiel gegen den VfL Oldenburg am Freitag im Stadion des Bremer SV nicht möglich, Mindestabstände innerhalb der Kabine einzuhalten. Mindestens ein Spieler der Bremer sei zu dem Zeitpunkt unwissentlich bereits infiziert gewesen. Die Oldenburger wurden vom DFB nicht dazu verpflichtet, eine Quarantäne anzutreten. „Weil die Wahrscheinlichkeit, dass sich einer unserer Spieler in einem Zweikampf infiziert hat, laut DFB sehr gering ist“, sagte Michael Plätzer, Abteilungsleiter Fußball beim VfL. Er bedauert die Absage des Pokalspiels. „So etwas kann aufgrund der engmaschigen Testung immer mal passieren“, betonte der Abteilungsleiter. Infektionen gebe es selbst in der Bundesliga. Deshalb solle sich keiner auf einen solch kleinen Verein einschießen.
Vereinsvorsitzender befürwortet Quarantäne
„Wir haben das Hygienekonzept des DFB von Beginn an mit höchster Sorgfalt umgesetzt und regelmäßige PCR- oder Schnelltests vor jedem Zusammentreffen unserer Mannschaft durchgeführt“, erklärte in einer Pressemitteilung Peter Warnecke, Vorsitzender und Hygienebeauftragter des Bremer SV. Leider sei es dennoch zu Infektionen gekommen, weshalb mögliche Ansteckungen weiterer BSV-Spieler derzeit nicht auszuschließen seien. „Die Gesundheit unserer sowie der Spieler unseres Gegners steht an höchster Stelle“, machte Warnecke klar. Entsprechend sei die behördliche Anordnung „richtig und notwendig“.
Wie geht es nun im Hinblick auf die Verschiebung und die verkauften Karten weiter? „Wir werden die damit verbundenen Folgen insbesondere für den Kartenverkauf schnellstmöglich prüfen und zeitnah entsprechende Informationen auf unseren Kanälen veröffentlichen“, erklärte Alfons van Werde, zweiter Vorsitzender des Vereins. „In diesem Zusammenhang würden wir uns riesig freuen, wenn die bisherigen Karteninhaber trotz der Terminverschiebung weiterhin beim Pokalspiel dabei sind und unsere Mannschaft sowie den ganzen Verein unterstützen“, ergänzte er. Zur Erinnerung: Bis zum Montag hatten sich etwa 7000 Fußballbegeisterte ein Ticket gesichert.
Noch am Montag hatte Tore Felgendreher, der beim Fünftligisten federführend für die Planung des Spiels zuständig ist, im Gespräch mit dem WESER-KURIER verdeutlicht, welcher Organisationsaufwand für den Pokalabend nötig ist. Beim Nachholtermin geht er nun von den gleichen Rahmenbedingungen aus, also einer Liveübertragung bei Sport1 und dem Weserstadion als Austragungsort. „Deshalb können wir da weitermachen, wo wir standen und haben sogar noch mal mehr Zeit“, hob er am Dienstag hervor. Allerdings müsse abgewartet werden, wie sich die Pandemie entwickelt. Finanziell mache sich die aktuelle Situation wohl nicht groß bemerkbar. "Viele Aufträge an Dienstleister konnten wir stornieren, andere Dienstleister zeigen Verständnis und signalisieren, auf finanzielle Forderungen zu verzichten."
Über die Neuansetzung der Partie möchte der DFB nach eigenen Angaben „schnellstmöglich entscheiden“ – und zwar in Abstimmung mit beiden Vereinen. Auch die Auslosung der zweiten Hauptrunde muss jetzt „aufgrund der Zuordnung beider Vereine in verschiedene Lostöpfe“ verschoben werden, wie es in einer Mitteilung des Verbands heißt.