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Schnacken und schwitzen 71-Jährige hält Rekord bei Bremer Winterlauf-Serie

Warum die 71-jährige Bremerin Waltraud Bernau immer wieder antritt – nicht nur in der Winterlauf-Serie. Dort hält sie einen bemerkenswerten Rekord. Und auch beim Silbesee-Triathlon ist sie Stammgast.
21.03.2021, 07:00 Uhr
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71-Jährige hält Rekord bei Bremer Winterlauf-Serie
Von Olaf Dorow

Wenn Waltraud Bernau ihr Rad nach draußen schiebt, dann muss sie immer durch diesen Kellerraum durch. Und dabei wird sie dann immer ein bisschen stolz auf sich. Der Raum ist voller Pokale. Sie ist keine Sportheldin mit Wikipedia-Eintrag, aber irgendwie rekordverdächtig ist das schon. Die frühere Kunstturnerin rennt seit 40 Jahren, macht Triathlon seit 30 Jahren, und seit 20 Jahren auch Inline-Skating. Dass sie auch Ski läuft oder eine Fitness-Gruppe leitet, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt, hier soll es zunächst mal um ihr Erscheinen auf Sport-Veranstaltungen gehen.

Und da ist die Frage angebracht: Ist jemand häufiger erschienen? Waltraud Bernau, die in diesem Jahr 72 wird, hat von all den Bremer Winterlauf-Serien, von denen die 41. Ausgabe gerade läuft, nur eine einzige verpasst. Ist lange her, und auch das hätte sie damals nicht verpasst, wenn sie sich nicht zuvor bei einem Flic-Flac einen Kreuzbandriss zugezogen hätte. Ihre einzige ernsthafte Sportverletzung, sagt sie, sei das gewesen in all den Jahren voller Marathons, Volksläufen oder Triathlons. 24-mal sei sie schon beim traditionellen Silbersee-Triathlon in Stuhr angetreten. Den 25., der dann in diesem jahr aber wirklich ihr letzter sein soll, habe sie im vergangenen Jahr nur wegen der Absage der Veranstaltung versäumt. Im Triathlon sei ja 2020 leider fast alles abgesagt worden, sonst hätte sie wieder vier, fünf Rennen gemacht.

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Also dann jetzt erst mal die 41. Winterlauf-Serie, in der sie die sogenannte Kleine Serie läuft, dreimal zehn Kilometer durch den Bürgerpark. Wegen Corona allein oder zu zweit, Zeitmessung per App und Smartphone. Smartphone steuern, App 'runterladen, das ist eigentlich nicht so ihr Ding, aber Freundin Renate hat geholfen. Renate Witting, auch W 70, rennt auch mit, ist ein wenig langsamer dabei, ist dafür aber, weil eine gute Schwimmerin, zumeist vorneweg im Triathlon. Die nächste W-70-Freundin, Antje Hollerberg, sei die schnellste und taffeste des Trios, erzählt Waltraud Bernau. Freundin Anje gehe eisbaden, laufe noch immer Marathons - und hat im Bürgerpark natürlich für die Große Serie gemeldet. In der ist im März ein Halbmarathon zu absolvieren. Sie selbst, sagt Waltraud Bernau, macht seit den 1990-er Jahren keine Marathons mehr. Ist ihr zu viel Trainingsaufwand. Eigentlich macht sie aber doch immer noch einen. Den in Berlin, auf Inline-Skates.

Zu hoher Trainingsaufwand, da wäre man letztlich beim Kern des Sporttreibens der Waltraud Bernau angelangt. Sport treiben heißt für sie, ja klar: fit und gesund bleiben. Und auch: Pokale für die Altersklassen-Beste. Vor allem aber: Leute treffen. „Ich brauche die Menschen, nicht nur den Lauf“, sagt sie. Sie sieht zu, dass sie möglichst schon eine Stunde vorm Start da ist, um ausgiebig schnacken zu können mit den anderen. Sie brauche feste Termine und Verabredungen. Keine Termine, keine Leute, kein Training, so wäre das wahrscheinlich bei ihr. Sie sei „ein richtiger Vereinsmeier“, sagt sie.

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Sport nur für sich allein, das sei doch eher nix, also nix für sie jedenfalls. Sie ist Mitglied beim Triathon Club Bremen, beim Lauftreff LAZ in Bremen-Osterholz, zu dem sie zweimal wöchentlich geht, und auch beim Bremer Ski-Club. Ewig lange, rund 50 Jahre lang, sei sie Mitglied der BTS Neustadt gewesen. Beim ATSV Sebaldsbrück habe sie eine Kinder-Gruppe betreut. Ihre Sport-Biografie steht als kleines Beispiel für den sozialen Stellenwert, den Sport haben kann. Ein Beispiel dafür, wie Sport fit und gesund halten kann, ist sie sowieso. Sie habe irgendwie nix, sagt sie. Sie glaube schon, dass das auch mit ihrem regelmäßigen Sport zusammenhängt.

Ehrenamtlich engagiert sich die frühere Erzieherin als Übungsleiterin einer Senioren-Fitness-Gruppe, die hofft, dass sie endlich wieder freitags zusammenkommen darf. Oder Waltraud bernau hilft als Betreuerin fürs Schulschwimmen an der Schule Andernacher Straße. Fährt mit den Schulkindern zum Vahrer Seenlauf oder zum Bultensee-Cross. „Tja“, sagt sie, „das ist so mein Leben.“ Selbst ohne all die Pokale da in ihrem Keller dürfte man immer noch sagen: ein Leben mit dem Sport mittendrin.

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Zur Sache

Serie in der Finalrunde

Die traditionelle AOK-Winterlaufserie findet 2021 aufgrund der Pandemie als virtueller Wettbewerb mit Messung per App statt. Bis Ende März läuft derzeit noch Durchgang drei. In der Mini-Serie kann dabei beliebig oft fünf Kilometer gelaufen werden, in der Kleinen Serie erneut zehn Kilometer und in der Großen Serie ein Halbmarathon. Dort hat zuletzt Oliver Sebrantke, Sechsfach-Sieger beim Bremen-Marathon, mit einer Zeit von 1:16:21 h vorgelegt. Andrés Gier, der nach 10 km im Januar und 10 Meilen im Februar führte, könnte sich eine um 1:15 min. schlechtere Zeit leisten, um vorn zu bleiben. In der Großen Serie rannte die bisher Zweitplatzierte im Halbmarathon 1:48:42 h. Die bislang führende Martina Unger dürfte nur sechs Sekunden langsamer sein, um die Serie zu gewinnen.

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