Die Brötchen sind alle. Das Dance Sport Festival ist an diesem Sonntagnachmittag noch längst nicht vorbei, und doch fehlt es an einem Teil der Verpflegung für die vielen Helfer der Veranstaltung im Congress Centrum Bremen. Sie können noch Kuchen essen, die Ehrenamtlichen, und auch alle möglichen Getränke sind im Catering zu haben. Aber Brötchen gibt's gerade nicht, und das ist ein unhaltbarer Zustand angesichts von rund 200 Unterstützern. „Sie sollen sich bei uns wohlfühlen“, sagt Malte Domsky. Der 45-Jährige war selbst mal ein professioneller Tänzer und ist nun der 2. Vorsitzende des Grün-Gold-Clubs, dem Ausrichter dieses Events. Deshalb bildet Domsky gemeinsam mit dem GGC-Vorsitzenden Jens Steinmann die Spitze der Veranstaltungsorganisation.
Außer den kurzfristig ausgegangenen Brötchen gibt es allerdings nichts, was Malte Domsky noch überraschen kann. Er hat in den vergangenen 13 Jahren schließlich alle großen Veranstaltungen des GGC verantwortlich organisiert. Das Dance Sport Festival ist dabei ein Shooting Star. Es wächst nämlich stetig und hat bei seiner fünften Auflage weitere Bestmarken aufgestellt: Die insgesamt 34 Turniere im Congress Centrum und Halle 4 versammeln rund 800 Paare und knapp 200 Solisten aus 50 Nationen. „Wir sind mal mit 300 Paaren angefangen“, erinnert sich Jens Steinmann an den Start des DSF. Der GGC-Vorsitzende freut sich allerdings nicht nur über die Entwicklung der Teilnehmerzahlen. Auch die Zuschauer haben die Veranstaltung angenommen, trotz des Pfingstfestes: Am Sonnabend kamen bereits 1000 Menschen zu einem der größten Tanzsport-Events des Landes.
Titelkämpfe im Hansesaal
„Wir zählen weltweit zu den Top Ten“, sagt Malte Domsky. Es geht bunt zu beim DSF. Im Foyer des CCB gibt es alles zum Thema Tanzsport, dort bieten diverse Aussteller Kleider und Schuhe an. Das Zentrum der Veranstaltung bildet aber der festliche Hansesaal: Hier werden auch die insgesamt vier Weltmeisterschaften getanzt, begleitet von Publikum und Tänzern. Kein Wunder, dass dabei eine frenetische Stimmung herrscht. Schließlich sind alle Beteiligten getrieben von der Liebe zu Rhythmus und Musik.
„Das ist eine Veranstaltung, wie sie sein sollte“, sagt Daniel Dingis, der mit Partnerin Alessia Allegra Gigli zu den stärksten Latein-Paaren des Grün-Gold-Clubs zählt. Das Duo tritt heute als hilfreiche GGC-Mitglieder auf. Sie wollen ihrem Verein etwas zurückgeben. „Wir sind dankbar und stolz auf den GGC: Er macht so viel für die Tänzer“, sagt Daniel Dingis. Genau genommen dient auch das DSF dem Zweck, die erfolgreiche Arbeit des Grün-Gold-Clubs zu unterstützen. „Wir versuchen, den Tanzsport durch solche Veranstaltungen zu finanzieren“, sagt Malte Domsky. Das klappte zuletzt nicht so gut, wurde dieses Event in den vergangenen zwei Jahren doch nicht einmal komplett gedeckt. „Diesmal hoffen wir auf eine schwarze Null“, sagt der 2. Vorsitzende.
Kosten im sechsstelligen Bereich
Ins Plus schaffen sie es vermutlich also auch in 2025 noch nicht. Aber so eine Veranstaltung über drei Tage und mit rund 1000 Teilnehmern erfordert eben auch einen finanziellen Einsatz: Die jungen WM-Teilnehmer müssen auf Kosten des Veranstalters im Hotel untergebracht werden, die rund 60 Wertungsrichter auch, und dann kommen noch zahlreiche Posten hinzu. Etwa die Verpflegung oder die Kosten für Technik, die Miete des CCB und der sonst noch benötigten Hallen.
Am Ende summiert sich der finanzielle Einsatz jedenfalls auf einen Betrag im mittleren sechsstelligen Bereich. „Dieses Geld reinzuholen, ist nicht ganz einfach“, sagt Malte Domsky. Und ohne die Unterstützung der rund 200 Ehrenamtlichen wäre ein Dance Sport Festival in dieser Form undenkbar. Einer von ihnen: Arne Höhnke, der gemeinsam mit seiner Frau an allen drei Tagen zum Dienst angetreten ist. „Wir waren schon immer am Tanzen interessiert und hatten im letzten Jahr gehört, dass sie Freiwillige suchen“, erläutert Arne Höhnke den Weg des Ehepaares in den Helfer-Pool. Er ist heute wieder am Check-Inn-Schalter und hat im Gegensatz zum Vortag eine ruhige Schicht: „Es sind ja alle schon da.“
Aufwendige Schminkarbeiten
Dafür gibt es gegenüber noch eine Menge zu tun. Dort sind nämlich die Stationen für Schminke und Frisuren aufgebaut. Das ist ja auch so ein Thema im Tanzsport: Er ist auch die Kunst der Verwandlung, und deshalb nehmen vor allem die Teilnehmerinnen den angebotenen Dienst gern in Anspruch. Alessia Allegro Gigli nicht. Sie macht das selbst und mit viel Geduld. Rund zwei Stunden würden Schminke und Frisur vor einem Wettkampf nämlich schon erfordern. „Das ist die künstlerische Seite und gehört einfach dazu, in Sportklamotten wäre es ja nicht das Gleiche“, sagt Gigli.
Manchmal beneidet die Tänzerin allerdings ihren Partner. Sie sei mit ihrem Look beschäftigt „und er schläft“, sagt Alessia Allegro Gigli lachend über Daniel Dingis. Der möchte das nicht auf sich sitzen lassen, betont vielmehr, dass seine Vorbereitung auch eine Stunde in Anspruch nehmen und er seine Tanzpartnerin ansonsten nach Kräften „unterstützen“ würde. Ob sich das auch privat verbandelte Paar noch einig wird, ist nicht ganz klar. Aber sie lachen, als sie den Catering-Saal verlassen. Dort gibt es mittlerweile gute Nachrichten von den Brötchen: Der Nachschub ist umgehend angekommen, und so konnte ausreichend nachgelegt werden.