MANNSCHAFT DES JAHRES
Diese Auszeichnung für die Fischtown Pinguins ist der beste Beleg dafür, dass die Bremerhavener nicht etwa zufällig in diesem Frühjahr die Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf Tabellenplatz 1 abgeschlossen haben, sondern schon im vergangenen Jahr zu den Topmannschaften gehörten. 2023 scheiterte das Team von Trainer Thomas Popiesch in den Play-offs letztlich unglücklich am späteren Meister Red Bull München. Dieses Duell im Viertelfinale war hart umkämpft. Die Pinguins gewannen damals sogar die ersten beiden Spiele und träumten vom erstmaligen Einzug ins Halbfinale, mussten sich dann aber doch nach insgesamt sechs Spielen geschlagen geben.
Zuvor hatten die Profis um Kapitän und Torjäger Jan Urbas bereits in der Hauptrunde für Furore gesorgt und wochenlang an der Tabellenspitze gestanden, bevor eine Serie von Verletzungen und Ausfällen den kleinen Kader der Bremerhavener zu stark belastete. "Ohne diese vielen Ausfälle wäre vergangene Saison vielleicht schon mehr möglich gewesen", meint Trainer Popiesch. Zu den Topstars der Mannschaft gehörte 2023 Torhüter Maximilian Franzreb, der erstmals für die deutsche Nationalmannschaft nominiert wurde, in ein paar Testspielen mit dem Adler auf der Brust glänzen konnte und der deshalb auch zum deutschen Kader gehörte, der bei der Weltmeisterschaft im Mai sensationell die Silbermedaille gewann.

Ihr Trainer war bereits als Trainer des Jahres ausgezeichnet worden, schließlich wurde auch das gesamte Team der Fischtown Pinguins als Mannschaft des Jahres geehrt.
Um in der neuen Saison noch besser abzuschneiden, arbeitete die Mannschaft in der Vorbereitung vermehrt an der Defensive, was sich auszahlen sollte. Bremerhaven startete wieder stark in die Saison und konnte auch den verletzungsbedingten Ausfall von Franzreb verkraften, der über Monate vom Letten Kristers Gudlevskis glänzend vertreten wurde. Die Pinguins lieferten sich in der Hauptrunde an der Spitze ein enges Duell mit den Berliner Eisbären und standen vor Weihnachten erneut oft auf dem ersten Platz.
"Ich glaube, die Mannschaft hat die Auszeichnung wirklich verdient", freut sich Manager Alfred Prey, der während der Saison seinen 70. Geburtstag feierte. "Für uns ist das eine riesige Ehre und eine große Freude, gerade weil wir nicht direkt aus Bremen kommen, sondern ein Verein aus Bremerhaven sind. Diese Auszeichnung zu erhalten, ist dann erst recht etwas Besonderes."
SPORTLERIN DES JAHRES

Das Glück im Ziel: Carolin Schiff gewinnt das 200-Meilen-Rennen in den USA.
Das Rennen ging über 200 Meilen, und nach circa elf Meilen ging es erst mal in den Schlamm. Der Matsch habe schließlich überall wie Beton geklebt, sagt Carolin Schiff, ihr beschmaddertes Rad habe schon bald an die 30 Kilogramm gewogen. Mit bloßen Händen habe sie die Dreckbatzen von ihrem Rad abkratzen müssen, um weiterfahren zu können.
Das Unbound-Gravel in Kansas, USA, gilt als das Gravel-Rennen des Jahres, als inoffizielle WM. Carolin Schiff, die mit ihrem Partner am Buntentorsteinweg den Fahrradladen "Riha Bikes" betreibt, hat im vergangenen Jahr dieses Rennen gewonnen, mit 15 Minuten Vorsprung vor der Zweiten, einer Spanierin. Der Triumph zum Jahreshöhepunkt war auch der vorläufige Höhepunkt einer wundervollen Wandlung. Nach schwerer Verletzung sowie dem Aus für ihren Straßen-Profirennstall stand die heute 37-Jährige 2022 vor dem Rückzug aus dem Leistungssport.
Mehr zufällig als geplant wurde sie stattdessen Gravel-Profi im Rennstall des Herstellers Canyon. Und feierte sofort Erfolge in der boomenden Radsport-Sparte. Gravel-Räder sind, vereinfacht gesagt, Rennräder, die auch abseits des Asphalts rollen, quasi eine Mischung aus Cross- und Straßenrennrad. Die Nachfrage nach Gravel-Bikes ist in den vergangenen Jahren ordentlich gestiegen, das erlebe sie auch im Fahrradladen in der Neustadt, sagt Carolin Schiff.

Carolin Schiff am Dienstagabend mit ihrer Auszeichnung.
Rennen wie jenes in Kansas fährt nur, wer das wirklich will und mag. Der oder die beherzt in den Matsch hineinfährt und keine Scheu davor hat, die Energie, die man für lange Zeit brauchen wird, nicht zu früh aufgebraucht zu haben. Es sei ein "bisschen wie ein Überlebenskampf, ein Abenteuer", sagt Carolin Schiff, "ich finde das cool. Ich mag diese Herausforderung." Das passe zu ihr. Das Abenteurertum, mit dem Rucksack auf Entdeckung gehen – das habe sie schon in jungen Jahren geliebt.
Ende der Leistungssportkarriere? Daran wird im Moment nicht gedacht. Carolin Schiff hat sich gerade erst auf Mallorca auf die diesjährige Saison vorbereitet. Die Ziele für das Jahr 2024 sind nicht eben kleiner geworden. Sie wolle ihren deutschen Meistertitel aus dem Vorjahr verteidigen, sagt die Bremerin. Im Oktober will sie zur Weltmeisterschaft. Im vergangenen Jahr hatte sie die WM wegen einer Verletzung verpasst. Und auf alle Fälle will sie es auch wieder beim Unbound-Gravel wissen. Carolin Schiff hat noch längst nicht genug vom Graveln.
SPORTLER DES JAHRES

Der Rekordmann im Konfettiregen: Thomas Friedrich nach dem 200. Turnier seiner imposanten Karriere.
Diese Auszeichnung hat Thomas Friedrich noch gefehlt in seiner imposanten Sammlung von Trophäen und Medaillen. Er habe sich immer gewünscht, einmal als Einzelsportler nominiert zu werden und diese Ehrungsveranstaltung zu erleben. Das hat er dem WESER-KURIER erst am vergangenen Wochenende erzählt, nachdem er mit der Lateinformation des Grün-Gold-Clubs Bremen in der Messehalle 7 auch das letzte Bundesligaturnier der Saison gewonnen hatte. Die Vorfreude auf diesen Abend hat sich also gelohnt: "Wow, das ist eine geile Sache", sagt Friedrich.
Seit 1992 ist Thomas Friedrich als Formationstänzer aktiv. Begonnen hat er seine einzigartige Karriere in der Landesliga beim TSC Schwarz-Silber Bremen, der 2002 mit dem Grün-Gold-Club fusioniert hat. Heute stehen für den 46-jährigen Kfz-Mechaniker aus der Bremer Neustadt exakt 204 Formationsturniere zu Buche. Friedrich hat in den zurückliegenden Jahren allein zwölf Weltmeistertitel gewonnen; elf davon als aktiver Tänzer, einen als Ersatzmann. Friedrichs Bilanz ist einzigartig, „er ist der Pelé des Tanzsports“, sagt sein langjähriger Trainer Roberto Albanese über den Rekordmann. Einen wie ihn werde es nie wieder geben.

Thomas Friedrich mit seiner Auszeichnung.
Die deutsche Meisterschaft im November in Braunschweig war Friedrichs 198. Turniereinsatz. Die Weltmeisterschaft im Dezember in Hongkong war Turnier Nummer 199. Beim Saisonstart der Bundesliga in diesem Januar hat Thomas Friedrich in der Nordheidehalle in Buchholz schließlich sein 200. Formationsturnier bestritten und damit Tanzsportgeschichte geschrieben. Kapitän Michel Spiro nannte es "einen Meilenstein in der Formationsgeschichte", Friedrich sei "der Größte aller Zeiten". Zu Ehren des Urgesteins trugen die Bremer Herren dabei extra angefertigte Armbinden mit dem Schriftzug "Friedel 200". Es gab Konfettiregen, Applaus und Geschenke wie einen eigens gravierten WM-Pokal.
Jetzt also kommt die Trophäe als Sportler des Jahres 2023 hinzu. An ein Karriereende denkt Thomas Friedrich indes nicht. Dass sein Körper ihm immer noch Leistungssport auf Weltklasseniveau ermögliche, sei dabei ein Geschenk. "Es ist eine Gnade, gesund und fit zu sein", sagt Friedrich. "Es macht mir immer noch großen Spaß. Ich tanze weiter und stehe auch in Zukunft an der Seite von Roberto."