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Heiner Schumachers Feld ist bestellt Blocklander Ortsamtsleiter verabschiedet sich

40 Jahre Lokalpolitik am Blocklander Deich: Urgestein Heiner Schumacher verabschiedet sich offiziell. Über 24 Jahre leitete er ehrenamtlich das Ortsamt im Niederblockland. Kein leichter Abschied also.
28.02.2020, 15:51 Uhr
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Von Petra Scheller

Blockland. Heiner Schumacher steht am Wasserhorster Deich und blickt auf die Wümme. Die Sonne strahlt am knallblauen Himmel – nicht ein Wölkchen ist zu sehen. Trotzdem schwingt an diesem Freitagmorgen ein bisschen Wehmut mit, denn am Abend will sich der langjährige Blocklander Ortsamtsleiter nach knapp 25 Jahren Amtszeit ganz offiziell von Freunden und politischen Weggefährten verabschieden. „Ich freue mich auf den Abend“, sagt Schumacher.

34 Leute stehen auf der Gästeliste. Darunter gleich drei ehemalige Referenten der Bremischen Behörde für Angelegenheiten der Beiräte und der Ortsämter – Rolf-Gerhard Facklam, Jens Knudtsen und Rainer Kammeyer – Schumacher hat sie in ihren Ämtern alle überlebt. Gefeiert wird auf der Diele seines langjährigen politischen Wegbegleiters Hermann Gartelmann im gleichnamigen Café im Oberblockland 7. „Ich hab mir Tafelspitz gewünscht“, sagt Schumacher verschmitzt. „Wir Blocklander sind Grünlandwirte. Wir halten hier Kühe und Rinder. Und wir essen sie auch.“ Ein typischer Schumacher-Satz: kernig, klar, provokant. So beschreiben ihn auch seine Weggefährten. „Er ist ein Original“, sagt der ehemalige Oberneulander Ortsamtsleiter Jens Knudtsen über seinen Freund. „Er ist pragmatisch, immer gut drauf, deshalb hat er sich auch so lange im Amt gehalten.“

40 Jahre in der Lokalpolitik

Heiner Schumacher, 72 Jahre alt, zwei Kinder, vier Enkelkinder, vor zwei Jahren feierte er mit seiner Frau Christa Goldene Hochzeit. An sieben Tagen in der Woche steht der Hobby-Landwirt morgens um 6 Uhr auf, um seine Bio-Limousin-Kälber und -Kühe zu füttern. „Mein Fitnessstudio“, kommentiert der gebürtige Blocklander beim Gang durch den Stall. Hier in Wasserhorst, im alten Bauernhaus seiner Eltern, ist er 1947 geboren. Schon sein Vater war politisch in der Bremischen Bürgerschaft als Abgeordneter aktiv. „Ich bin ein Typ aus der Macher-Generation“, sagt der diplomierte Agraringenieur und Betriebswirt Schumacher über sich selbst. Er studierte in den 1960er-Jahren in Osnabrück, um dann ins Blockland zurückzukehren. 1970 fängt er als Angestellter bei der Bremer Wirtschaftsbehörde an und wird Referent für Agrarförderung. Später wechselt er ins Bau- und Umweltressort.

Nebenbei widmet sich Schumacher 40 Jahre lang der Lokalpolitik am Blocklander Deich, 16 Jahre lang war er im Beirat tätig, davon acht als Beiratssprecher. Über 24 Jahre leitete er das Ortsamt im Niederblockland. Kein leichter Abschied also. Doch nun geht Schumacher mit zwei lachenden Augen, wie er sagt. „Ich komme aus einer anderen Generation. Jetzt sollen die Jungen mal ran. Ich bin kein Typ, der immer alles lange mit allen besprechen muss. Man hat entschieden und teilt das dann mit. So war das damals“, sagt der 72-Jährige. „Heute geht das nicht mehr so. Mit der nachfolgenden Generation wurde alles besprochen. Die sind anders als wir. Deshalb ist es auch gut, dass man nach 24 Jahren aufhört.“

Die politischen Themen und Ziele im Blockland bleiben die gleichen – man wolle die dörflichen Strukturen erhalten, aber auch mit der Zeit gehen, sagt Schumacher. „Wir wollen ein Dorf bleiben, aber nicht abgeschottet sein.“ Deshalb habe er damals eine neue Deichscheinverordnung mit auf den Weg gebracht. Schumacher war stets ein Freund der kurzen Amtswege – in den Behörden kannte man ihn – den Landlord Heiner Schumacher. Stets in edlen Zwirn gewandet, sportlich, zielstrebig, schlitzohrig, so beschreiben ihn langjährige Weggefährten. „Die Leute wurden schon immer vorgewarnt: Da kommt Schumacher, der macht seine eigenen Gesetze“, erzählt der ehemalige Ortsamtsleiter über sich.

An erster Stelle die Gemeinschaft

Dabei ging es ihm nie um den eigenen Vorteil, betont Schumacher. „Mir war das Ziel wichtig und die Gemeinschaft.“ So habe er im Beirat mal durchgesetzt, dass sämtliche Globalmittel, die die Stadt für das Blockland vorgesehen hatte, über fünf Jahre gespart wurden, um sie in die Sanierung der Orgel der Wasserhorster Kirche fließen zu lassen – rund 30 000 Euro waren das damals. „100 000 Euro hat die Orgelsanierung gekostet. Ich wollte was Ordentliches mit dem Geld machen, statt überall im Dorf Bänke zu verteilen.“

An erster Stelle stand für ihn immer die Dorfgemeinschaft, berichtet Beiratsmitglied Henning Garbade über den ehemaligen Ortsbürgermeister. Der stellvertretende Beiratssprecher und Sozialdemokrat Garbade sagt, er habe davon auch als Jugendlicher in der Landjugend profitiert. Schumacher habe sich stets für alle eingesetzt. Für die Jungen und die Alten. Sein Vorgänger habe große Spuren hinterlassen, erklärt auch der amtierende Ortsamtsleiter Gerd Gartelmann. „Ich werde darin weiter gehen“, versprach er nach seiner Wahl im Oktober.

Gartelmann muss an diesem Abend das Fest für seinen Vorgänger ausrichten, so sei es im Blockland üblich. Auch sei es „gute Tradition“, dass die Jüngeren die Älteren „aus dem Amt schubsen“, sagt Gartelmann. Heiner Schumacher habe es mit seinem Vorgänger, Friedel Garbade, so gemacht. Und auch Friedel Garbades Vorgänger, Fritz Pape, wurde vor knapp 45 Jahren dem Vernehmen nach von einem jüngeren Blocklander aus dem Amt geschubst – so solle es auch bleiben.

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