
Ende der 1990er-Jahre hatte sich der Blocklander Ortsamtsleiter Heiner Schumacher (vorne links) für die Sanierung der alten Schule engagiert und vom damaligen Finanzsenator Hartmut Perschau (vorne rechts) eine saftige Finanzspritze erhalten (Archivbild).
Die Farbe am Fachwerk ist abgeblättert, der alte Schaukasten, in dem früher Hochzeiten und Partys angekündigt wurden, zerfallen. Das alte Blocklander Ortsamt ist augenscheinlich in keinem guten Zustand. Jemand müsste sich kümmern, sagen Anwohner. Aber wer? Eigentümerin der Immobilie im Niederblockland 18 ist die Stadtgemeinde Bremen. "Die Stadt hat die Aufgabe, das Gebäude in Schuss zu halten", sagt der ehemalige Ortsamtsleiter und Anwohner Heiner Schumacher. Doch in Zeiten knapper Kassen überlege der Senat, das Gebäude zu verkaufen. "Ein Fehler", so Schumacher. Er hoffe, dass der Blocklander Beirat sich für den Erhalt des alten Gebäudes starkmache. Was sagen Anwohnerinnen und Anwohner des längsten Straßendorfes in Bremen? Hat das alte Blocklander Ortsamt eine Zukunft als Dorfmittelpunkt?

Jörn Schmidt
Das sagen die Anwohner
Jörn Schmidt ist in dem alten Ortsamtsgebäude noch zur Schule gegangen. Im Jahr 1967 war das. "Neun Klassen drückten dort gemeinsam die Schulbank. Ein Jahr lang war ich dort, dann mussten wir nach Borgfeld", berichtet der Blocklander am Gartenzaun. Das Ortsamt sei für das Blockland wichtig – sehr wichtig. "Es muss einen Ort geben, der ein Knoten- und Informationspunkt ist – auch zwischen Politik und Bürgern", findet Schmidt. Das Ortsamt sei für ihn ein Treffpunkt, um sich auszutauschen. Zurzeit würden im Ortsamt ab und zu Beiratssitzungen stattfinden. Alteingesessene – so wie Schmidt selber – hätten genaue Ortskenntnisse, die bei Bauvorhaben oder in vielen anderen Fragen für die Politik nützlich seien, so der 63-Jährige. "Ein Ortsamt sollte schon da sein, aber wenn es in einem anderen Gebäude wäre, wäre das auch in Ordnung", räumt der Blocklander ein. Er habe mitbekommen, dass es Gespräche zwischen der Feuerwehr und der Ortspolitik gebe, an einen gemeinsamen Standort zu ziehen. "Wenn die Feuerwehr im Blockland erhalten bleiben kann, muss man die Kröte, das Ortsamt aufzugeben, vielleicht schlucken", meint Schmidt. Er glaube jedoch auch, dass viele Menschen im Blockland an dem alten Gebäude hängen würden.
Heidrun Pinther zum Beispiel. Sie ist Yogalehrerin und lebt seit über 30 Jahren im Blockland. Jeden Dienstagabend geht die Trainerin nach eigenen Angaben im alten Ortsamt mit Blocklander Frauen auf die Matte. "Ich bin auf den Raum angewiesen. Wir lieben diese Stille, die Akustik und den alten Holzboden." Das alte Gebäude sei nicht zu ersetzen – die Stimmung sei dort ganz besonders. "Es ist ein vertrauter Ort, den viele Anwohnerinnen und Anwohner von jeher kennen". Es gebe zudem Kurse für über 80-Jährige, Treffen eines Blasorchesters und Trainerausbildungen. "Die Angebote im alten Ortsamt sind wichtig, sie machen die Menschen glücklich, gesund, halten sie auf dem Laufenden und pflegen die Nachbarschaft", sagt Pinther.

Heidrun Pinther
Das sieht auch Tilla Flothmeier so. "Die Blocklander hängen an ihrem Ortsamt", unterstreicht sie. Aber das Gebäude müsse wieder mehr gepflegt werden. Der Raum im Ortsamt sei wichtig, um sich zu treffen. Sie störe es allerdings, dass der Zustand von außen so ungepflegt sei. "Von innen geht es, aber von außen wird gar nichts mehr gemacht", kritisiert Flothmeier. "Da hängt der Sand an den Türen."

Tilla Flothmeier
Das stört auch Heiner Schumacher. Der ehemalige Ortsamtsleiter wird von den Blocklandern als das Gedächtnis des Ortes beschrieben: Laut Schumacher wurde das alte Ortsamt 1855 als Schule gebaut, nebenan wohnte der Lehrer. Es gab einen Stall, der heute als Fahrradschuppen diene. Zum 100. Jubiläum des alten Schulgebäudes wurde das Gebäude 1955 grundlegend saniert. "1968 gab es in Bremen eine Schulreform. Die Blocklander Schulen in Wasserhorst und Niederblockland mussten schließen. Da hat es viele Kämpfe gegeben", erinnert sich Schumacher. Sein Vater Heinrich Schumacher, Mitglied der Bremer Deputation für Inneres im Bremer Senat, habe sich damals dafür eingesetzt, dass es wenigstens eine Grundschule im Blockland geben solle. Vergeblich.
Politische Geschäfte im Blockland wurden laut Schumacher bis in die 1960er-Jahre hinein noch "im Wohnzimmer ausgeführt." Sein Vater habe dafür gesorgt, dass aus der alten Schule ein Ortsamt wurde. Heinrich Schumacher organisierte einen Sekretär, der in die Wohnung neben dem Ortsamt einziehen durfte und gleichzeitig vor Ort als Hausmeister arbeitete. Ende der 1990er-Jahre setzte sich der ehemalige Ortsamtsleiter Heiner Schumacher für eine erneute Sanierung des Gebäudes ein – und bekam vom Finanzsenator Hartmut Perschau eine saftige Finanzspritze.
Wie geht es jetzt weiter?
Wie berichtet, hat die Gebäudeverwaltung der Stadtgemeinde Bremen "bauliche Mängel" am Blocklander Ortsamt festgestellt und sucht nach eigenen Angaben derzeit nach einer Alternative. Noch lägen keine konkreten Ergebnisse vor. "Sollte aber eine Variante die Verwertung des Objektes zur Folge haben", erfolge der Verkauf über ein "ordentliches Ausschreibungsverfahren", teilte ein Sprecher von Immobilien Bremen auf Nachfrage mit. Der amtierende Ortsamtsleiter Gerd Gartelmann berichtet, dass Immobilien Bremen zurzeit Pläne ausarbeite, um über die Zukunft des alten Ortsamtes zu entscheiden. Wie diese aussehen und was gerade geprüft wird, dazu möchte sich Immobilien Bremen auf Nachfrage zurzeit noch nicht äußern.