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Wirte aus dem Blockland Gastronomin ins Bremer Amtsgericht geladen

Mehr als ein Jahr nach der Blocklander Weihnachtsmeile hat das "To-go-Adventsfest" ein Nachspiel. Eine Gastwirtin muss sich vor Gericht erklären. Die Bremer Gastro-Szene solidarisiert sich mit ihr.
05.01.2022, 18:05 Uhr
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Gastronomin ins Bremer Amtsgericht geladen
Von Petra Scheller

Blockland. Ein halbes Jahr, nachdem die Blocklander Wirtin Kornelia Staffeldt einen Bußgeldbescheid vom Bremer Ordnungsamt erhalten hat, folgt nun eine richterliche Vorladung zur Hauptverhandlung im Bremer Amtsgericht. Der Verhandlungstermin, der ursprünglich für den 6. Januar geplant war, ist jetzt auf Ende April verschoben worden – der Bescheid liegt der Redaktion vor. "Die Verlegung des Termins erfolgte angesichts der aktuellen Pandemielage", heißt es aus dem Amtsgericht auf Nachfrage.

Neun Zeugen

"Das Gericht hat eine umfangreiche Beweisaufnahme mit derzeit neun Zeugen geplant, um den im Bußgeldbescheid erhobenen Vorwurf umfassend aufklären zu können", teilt Sprecherin Cosima Freter, Richterin am Bremer Amtsgericht, mit. Wie berichtet, hatte das Bremer Ordnungsamt ein halbes Jahr nach der Adventsaktion "Blocklander Weihnachtsmeile" einen Bußgeldbescheid erlassen. 528 Euro soll die Gastronomin Kornelia Staffeldt an die Behörde überweisen. Ihr wird vorgeworfen, gegen die Verordnung zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Coronavirus vorstoßen zu haben. Sie habe ihren Gastronomiebetrieb im Rahmen der Weihnachtsmeile für den Publikumsverkehr am 29. November 2020 geöffnet, obwohl dies bis zum 30. November 2020 aufgrund der Pandemie verboten war, heißt es.

Staffeldt legte Widerspruch ein. "Ich war zu 100 Prozent überzeugt, dass das Verfahren eingestellt wird", kommentierte die Wirtin der Pusta-Stube den richterlichen Bescheid. Inzwischen sorgt der Fall über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen. Der Sprecher der Bremer Gastro Gemeinschaft (BGG), Thorsten Lieder, rief in sozialen Medien zur Solidarität mit der Wirtin auf. "Vielfach hat es im vergangenen Winter an prominenter Stelle Situationen gegeben, die wirklich grenzwertig waren, ohne dass eingeschritten wurde. Dass man sich ausgerechnet Kornelia Staffeldt ausgesucht hat, ist echt ein schlechter Witz", kritisiert Lieder. "Viele von uns waren an dem Wochenende am Deich und haben die Situation live mitbekommen."

Belastende Situation

Er selbst habe sich im November 2020 vor Ort ein Bild gemacht. "Es wäre angebracht, das Verfahren fallen zu lassen", so Lieder. Die Verschiebung des Termins sei für Kornelia Staffeldt "eine sehr belastende Situation".

Kurz vor Weihnachten war der Wirtin der neue Vorladungstermin ins Haus geflattert. "Ich finde es ungeheuerlich, so eine Behauptung so lange im Raum stehen zu lassen", kommentiert die Wirtin der Pusta Stube den Bescheid. Sie wünsche sich eine "zügige Aufklärung" und würde die Anschuldigungen "gerne aus der Welt schaffen". Sie habe, wie alle anderen im November 2020, ausschließlich nur außer Haus verkauft.

Die Verschiebung der Verhandlung erklärt Amtsgerichtssprecherin Cosima Freter so: Es sei mit einem "deutlichen öffentlichen Interesse zu rechnen. Um allen Belangen gerecht zu werden, erschien die Verlegung des Verhandlungstermins in der aktuellen Situation mit hohen Zahlen an täglichen Neuinfektionen, eingeschränkten Lüftungsmöglichkeiten und begrenzten Zutrittskapazitäten zu den Sitzungssälen angezeigt".

Wirte im Blockland solidarisieren sich

In der Hoffnung, dass sich die Coronasituation Ende April wieder etwas beruhigt hat, habe sich die zuständige Dezernentin zur Verlegung entschlossen. Im Frühjahr könne unproblematisch auch über Stunden bei dauerhaft weit geöffneten Fenstern verhandelt werden.

Die Wirte im Blockland solidarisieren sich indes mit ihrer Nachbarin. Es  sei "völlig unverständlich", wie es "zur Erhebung der Strafe für eine von uns kommen konnte", sagt Gastronom Jan Gartelmann. Sechs Gastwirte von Kuhsiel bis Dammsiel hatten sich im Advent 2020 zusammengeschlossen, um an den Wochenenden am Blocklander Deich winterliche Speisen zum Mitnehmen anzubieten. Gegen zwei Gastronomen wurde Anzeige erstattet, eine davon wurde bereits im Vorfeld fallen gelassen.

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