Blockland. Der vergangene Winter war laut Deutschem Wetterdienst der zwölfte zu warme Winter in Folge. Zudem waren die Wintermonate mit einem Niederschlagsdefizit zwischen sechs und zehn Prozent leicht zu trocken. Auch im Bremer Blockland ist das sichtbar. "Seit spätestens 2018 gibt es zunehmend Probleme mit der Trockenheit", berichtet Arno Schoppenhorst vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Bremen. Der Schutzgebietsbetreuer für das Bremer Blockland hat sich dafür eingesetzt, dass das kein Dauerzustand bleibt. Vor einem Jahr wandte er sich an das Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA) an der Universität Bremen. Seither basteln 23 Studentinnen und Studenten an energieautarken Solarpumpen, um Wasser aus den Blocklander Fleeten auf trockene Flächen zu befördern. Am Mittwochnachmittag nahm Arno Schoppenhorst "sieben kleine Minifabriken" entgegen. "Eine Revolution für den Artenschutz", kommentiert der Diplom-Geograf das Projekt.
Die Pumpen sehen aus wie kleine Frisbeescheiben. Sie sind mit zehn Meter langen Wasserschläuchen verbunden. Mit ihnen wird das Wasser aus den Fleeten im Blockland auf die Wiesen befördert. Hinter den Solarpaneelen befindet sich ein Druckschalter, der die Wasserzufuhr regelt. Auch bei vorbeiziehenden Wolken funktioniert die Technik.
Caroline Drünert studiert Produktionstechnik mit dem Schwerpunkt Energiesysteme im Masterstudium. "Schon als Kind war ich hier viel am Deich unterwegs", berichtet die Borgfelderin. Als sie von dem Gemeinschaftsprojekt zwischen Universität und BUND hörte, war sie sofort Feuer und Flamme. "Die Pumpen haben wir zugekauft, jedoch Schwimmringe daran befestigt", erklärt die 28-Jährige. Die aufwendige Planung der Elektrik haben die Studierenden selbst entworfen.

Die Studentinnen Corinna Petznik und Caroline Drünert (v.l.) haben eine solarbetriebene Mini-Fabrik gebaut, um Wasser aus den Blocklandfleeten auf ausgetrocknete Feuchtbiotope zu pumpen.
Bewässerung für Feuchtbiotope
In verschiedenen Brutgebieten sollen die Pumpen zukünftig zur Bewässerung austrocknender Feuchtbiotope in Zeiten der Klimaerhitzung beitragen. "Sie sind flexibel einsetzbar und in der Lage, an einem sonnigen Tag bis zu 150 Kubikmeter Wasser zu bewegen", schwärmt Matthias Burwinkel, Dozent und Projektleiter an der Universität Bremen. Das sind laut Arno Schoppenhorst "ungefähr acht alte Güllefässer voll".
Das Besondere an den Minifabriken: Jede hat eine eigene Energieversorgung. Alle sind mit einer PV-Anlage verbunden. Für die Studierenden sei es eine tolle Erfahrung, etwas zu bauen, was "im echten Leben von Nutzen" sei. "Die kleinen Solarfabriken werden tatsächlich in den kommenden Jahren für den Naturschutz eingesetzt", so Burwinkel.
Corinna Petznik studiert Produktionstechnik an der Universität Bremen. Ihr hat der "relevante Praxis-Anteil" an dem Seminar gefallen. "Toll war, das Große und Ganze vor Augen zu haben. Hier auf den Wiesen zu stehen und zu wissen, was wir da produzieren, das wird wirklich gebraucht." Ähnlich hat das auch der angehende Wirtschaftsingenieur Lauritz Zaeschmar empfunden. Spannend war für ihn: "Praktische Erfahrung in der Produktion zu sammeln, die dann auch einen Effekt hat."

Dem angehenden Wirtschaftsingenieur Lauritz Zaeschmar hat es gefallen, "praktische Erfahrung in der Produktion zu sammeln, die dann auch einen Effekt hat."
Meilenstein für Wiesenbrüterschutz
Die solarbetriebenen Anlagen sollen zukünftig dort einsetzt werden, wo gerade das Wasser fehlt und Wiesen austrocknen, damit Pflanzen, Frösche und Vögel während der trockenen Frühjahre nicht verloren gehen. Geschützt würden so bedrohte Arten wie Kiebitze, Uferschnepfen, Brachvögel, Bekassinen und Rotschenkel.
Bereits in den vergangenen Jahren hat der BUND versucht, das Blockland zu benässen – allerdings wurden dabei Benzinpumpen eingesetzt, räumt Arno Schoppenhorst ein. "Dass sich das nun für die kommenden 10, 15 Jahre ändert, ist ein Meilenstein", sagt der Wiesenbrüterschützer.
Gesponsort wurde das Projekt von der Brede Stiftung, die ausschließlich Projekte für Studierende fördert. Die Diplomkauffrau Elisabetha Dorothee Brede und ihr Bruder Jürgen Christian Brede weihten das Projekt im Blockland mit ein. "Es ist schön, zu sehen, wie so etwas entsteht", kommentiert der Bauingenieur Brede das Projekt.