Eier, Fleisch, Gemüse, Honig – all das gibt es in Hofläden oder an Straßenständen – im Blockland, in Grasberg, Worpswede und in der Region. Kunden nehmen sich, was sie brauchen – für Geld, versteht sich. Doch laut Hofladenbetreibern kommt es immer häufiger zu Diebstählen. Der Niedersächsische Landesbauernverband bestätigt den Trend: Diebstahl auf dem Lande nehme zu.
"Draußen vor unserem kleinen Hofladen in Grasberg hatten wir heute wie immer frische Blumen stehen, fünf Pflanzen hatte ich in den Korb gepflanzt, die Erde mit Moos bedeckt und den Korb mit Schleifen dekoriert", berichtet Karin Burfeind aus Grasberg. "25 Euro wollte ich dafür haben. Einen einzigen Euro habe ich nachmittags in der Kasse gefunden." So wie Karin Burfeind geht es auch anderen Betreiberinnen und Betreibern von Hofläden.
Buschbohnen, eigene Kartoffeln, Wachtel- und bunte Hühnereier finden Kunden zurzeit in Burfeinds Hofladen."Die Kunden kommen extra aus Bremen wegen der guten Eier vorbei", berichtet die Besitzerin. Die Hühner lebten draußen, dürften buddeln und bekämen kein Legekorn, sondern "gute Körner". Trotz der niedrigen Preise bliebe die Vertrauenskasse oft leer. "15 Prozent der Produkte werden im Monat geklaut", sagt die Hofladenbetreiberin.
Karin Burfeind ist sauer. "Wenn jemand Hunger hat und zu mir kommt, bin ich die Letzte, die nichts abgibt, aber Klauen – das geht gar nicht." Früher hätte eine Hand die andere gewaschen. "Wenn jemand kein Geld hat, kann er uns hier auf dem Hof helfen. Da gibt es genug zu tun", sagt sie.

Johannes Scholz von der Mosterei Fabelhof hat das Konzept seines Hofladens verändert.
Ähnliche Erfahrungen hat Johannes Scholz von der Mosterei Fabelhof in Worpswede gemacht. Drei- oder viermal hintereinander hätten Diebe sogar die Kasse seines Hofladens geknackt. Das sei ein halbes Jahr her, seither habe er das Konzept des kleinen Selbstbedienungslädchens verändert. Zurzeit gebe es nur noch selbstgepressten Apfelsaft und Honig aus eigener Herstellung. Waren vom Nachbarhof wie Milch, Käse und Wurst hat Scholz nicht mehr im Sortiment. Dazu müsse man Automaten aufstellen, und die seien ihm zu teuer. "Das braucht dann ja Jahrzehnte, bis man das eingespielt hat", sagt der Betreiber der Mosterei.
Ihren Hofladen ganz geschlossen hat inzwischen die Blocklander Wirtin der Pusta-Stube, Kornelia Staffeldt. "Viele Kunden und Nachbarn bedauern das", sagt die Gastronomin. Über viele Jahre gab es direkt vor der Kneipe am Wümme-Ufer einen kleinen blauen Holzschrank, der sich rund um die Uhr öffnen ließ. Pusta-Bier, Honig, selbstgekochte Marmelade und kleine Mitbringsel hatte Staffeldt für Feriengäste, Radtouristen und Spaziergänger bereitgestellt. Es gab Süßigkeiten, Kuchen und kleine Geschenkartikel. Damit sei seit dem Frühjahr Schluss, sagt Staffeldt.
"Die Sachen waren oft einfach weg, und die Kasse blieb leer", erzählt die Wirtin. Vergangenen Sommer habe sie einen Brief an das Schränkchen gehängt, dass es sich bei der Bereitstellung der Waren um Vertrauen handele. Doch manche Leute hätten das wohl nicht verstanden, vermutet Staffeldt. "Früher waren die Leute bei so was ehrlich, aber das ist jetzt wohl vorbei", bedauert sie.

Ihren Blocklander Hofladen ganz geschlossen hat Pusta-Stuben-Wirtin Kornelia Staffeldt.
Ein ehemaliger Landwirt aus dem Kreis Rotenburg berichtet, dass für ihn das "mulmige Gefühl, das nach den Taten zurückblieb", das Schlimmste nach den Diebstählen in seinem Hofladen war. Seit über einem Jahr habe er den Laden aufgegeben. Die Diebstähle hätten nach der Pandemie zugenommen. "Als die ganzen Krisen begannen, und alles teurer wurde", berichtet der Mann, der anonym bleiben möchte. Das Landvolk Niedersachsen rät seinen Mitgliedern deshalb, Hofläden mit erkennbarer Videoüberwachung auszustatten und die Straftaten bei der Polizei anzuzeigen.