Die Darbietung des Blumenthaler SV im gestrigen Vormittagsspiel der Fußball-Bremen-Liga beim ESC Bremerhaven war ein Spiegelbild der Witterungsverhältnisse. Zunächst gaben die Nordbremer auf der sonnengefluteten Anlage im Bürgerpark 35 Minuten lang den Ton an (versäumten es aber, in Führung zu gehen), dann kassierten sie bei sich eintrübendem Himmel fünf Minuten vor der Halbzeit das 0:1 und schließlich gingen sie im Dauererregen der zweiten Spielhälfte bis zum 0:3-Endstand baden. Nach dem vollauf gelungenen Saisonstart mit 5:1- beziehungsweise 3:0-Siegen gegen die Leher TS und den SC Vahr Blockdiek kehrte somit Ernüchterung ein.
Und Enttäuschung gleichermaßen. "Ich ärgere mich", gab BSV-Spielertrainer Marco Schultz unumwunden zu, denn "vom Verlauf her dürfen wir das Spiel nicht verlieren". Nachvollziehbarer Frust. Denn der BSV war in einer Partie, die 35 Minuten lang von hohem Tempo und gefährlichen Offensivaktionen und Souveränität des BSV in der Abwehr gekennzeichnet war, spielbestimmend. Paul Lentz verzog knapp (6.), Marco Schultz scheiterte am prächtig aufgelegten ESC-Schlussmann Mitja Bieren (11.) und für Enes Corogli war einmal bei Bieren Endstation (27.), einmal landete der Ball am Pfosten (29.).
Überhaupt war der über rechts kommende Corogli lauf- und spielfreudig und damit der auffälligste Blumenthaler. Was fehlte, war ein Tor. Oder ein Torjäger. Denn Mannschaftskapitän und Torjäger Kilian Lammern, der in den Partien zuvor jeweils zweimal getroffen hatte, stand gestern wegen einer Familienfeier nicht zur Verfügung und fehlte mit seiner Präsenz und Qualität im Abschluss. "Das war so ein Spiel, in dem du machen kannst, was du willst, es fällt kein Tor", stellte Marco Schultz später fest und sprach damit auch seinen knapp am Winkel vorbeizischenden 16-Meter-Schuss (70.) und die Riesenchance von dem als Vorbereiter glänzenden Jasper Look (75.) an, der in Rücklage geriet.
Während sich der BSV also mit großem Aufwand vergeblich um den Führungstreffer bemühte, wurden die "Eisenbahner" ihrem Ruf, über ein gefährliches Umschaltspiel zu verfügen, gerecht. Die zweite Umschaltaktion nach der Drangphase der Blumenthaler führte durch den starken Philip Schönewolf zum 1:0 (41.). Sieben Minuten nach der Pause, ging wieder nach einem Ballgewinn an der Mittellinie die Post ab und die völlig unsortierte BSV-Abwehr kassierte den Kopfballtreffer von Kubilay Denkgelen zum 0:2. "Da sieht man mal, wie Effektivität geht", stellte der BSV-Vorsitzende Peter Moussalli fest. "Die schalten schnell um. Die haben einen Plan", erkannte Marco Schultz die Vorgehensweise der Bremerhaven nach dem Schlusspfiff an. Dem BSV fehlte indes zunehmend der Plan bei den Offensivbemühungen. Sich anbietende Abschlüsse aus der zweiten Reihe wurden nicht genommen, darauf hin wurde es in der Mitte zu eng zum Kombinieren. Die vier Wechsel und die Systemumstellungen blieben ohne Wirkung. Der Anschlusstreffer, der den BSV beflügelt und den ESC möglicherweise verunsichert hätte, wollte nicht gelingen. Vielmehr setzte Geestemündes Tjark Vogeler gegen eine entblößte BSV-Abwehr den Schlusspunkt zum 3:0 (80.).
Nächste Woche im Heimspiel gegen Hemelingen kann es mit Kilian Lammers wieder ganz anders aussehen. Wie, darin erinnert das Duell aus dem März dieses Jahres. Da gewann der BSV in Hemelingen mit 4:3. Vierfacher Torschütze war der gestern gegen den ESC Geestemünde schmerzlich vermisste Kilian Lammers.