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Fußball-Bremen-Liga Zu naiv in der Abwehr

In der neunten Minute der Nachspielzeit setzte Denis Chinaka den Ball ans Außennetz der SFL Bremerhaven. Das war die letzte Chance für den Blumenthaler SV..
11.03.2022, 17:11 Uhr
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Von Karsten Hollmann

In der neunten Minute der Nachspielzeit setzte Denis Chinaka den Ball ans Außennetz der SFL Bremerhaven. Das war die letzte Chance für den Blumenthaler SV, doch noch zum verdienten 3:3-Ausgleich im so wichtigen Heimspiel der Fußball-Bremen-Liga zu kommen. Es war ein Abstiegskrimi mit vielen Zweikämpfen, großen Emotionen und einer hohen Intensität, aber auch mit zahlreichen Unterbrechungen. Deshalb wurde auch zehn Minuten nachgespielt.

Daran hatte auch Referee Jianfeng Cui seinen Anteil, der nicht immer Herr der Lage war. „Der Schiedsrichter war für dieses Spiel nicht geeignet“, kritisierte SFL-Coach Delmar da Rocha Nunes den Unparteiischen trotz des 3:2-Sieges seiner Formation. Auch bei den Gastgebern war man alles andere als glücklich mit der Leistung von Cui. „Wer jetzt aber den Fehler bei anderen sucht, der fliegt“, drückte sich BSV-Co-Trainer Steffan Wuttke in seiner Ansprache an sein Team deutlich aus. Er wollte nicht dem Schiri die Schuld für die bittere Heimniederlage geben.

Dabei begann die Partie traumhaft für die Platzherren. Nach einem zu kurz abgewehrten Eckball von Denis Chinaka erzielte Hakan Yavuz das blitzschnelle 1:0. Doch Arne Birreck egalisierte mit einem verwandelten Freistoß aus 18 Metern in die lange Ecke zum 1:1 (16.). Während sich die Hausherren fortan um Struktur in ihrem Spiel und um das erneute Führungstor bemühten, beschränkte sich der Gast fast nur darauf, die Bälle hoch und weit aus der Gefahrenzone zu befördern und das Unentschieden zu wahren.

Es war in der 35. Minute dann schwer zu erkennen, ob Blumenthals Eren Kaya bei seinem vermeintlichen 2:1 im Anschluss an einen Freistoß wirklich im Abseits gestanden hat. BSV-Übungsleiter Steffen Dieckermann animierte seine Mannen mit seinem laut ausgerufenen „Druck“ immer wieder dazu, vorne zu pressen. Die Gäste wirkten in der Defensive aber ziemlich abgeklärt und machten dort auch nur wenige Fehler. Dennoch hätte Arne Birreck nach einem Schuss von Joker Adrian Chwiendacz beinahe ein Eigentor fabriziert (55.). „Positiv bleiben“, gab BSV-Klubchef Peter Moussalli den Gastgebern an der Seitenlinie mit auf den Weg.

Die Platzherren glaubten auch weiter an sich und drückten auf das 2:1. Mit einer Glanzparade lenkte SFL-Keeper Max-Ole Ballhoff einen Kopfball von Hakan Yavuz noch über die Querlatte (64.). Mitten in der stärksten Phase des Heimteams vergab Torge-Marvin Kück auf der anderen Seite unbedrängt mit einem Schuss am langen Pfosten vorbei die einzige nennenswerte Möglichkeit für die Seestädter. Gefährlicher blieben aber die Blau-Roten. Adrian Chwiendacz und Denis Chinaka scheiterten jedoch jeweils freistehend aus kurzer Distanz an Max-Ole Ballhoff (70./75.). Kilian Lammers zielte zudem nach 80 Minuten artistisch nur knapp am linken Pfosten vorbei.

Erst in den Schlussminuten versuchten auch die Bremerhavener,  ernsthaft konstruktiv am Spiel teilzunehmen und wurden dafür prompt belohnt. Ein einfacher Steckpass von Tjark Vogler reichte aus, um Jozo Tunjic alleine auf den gegnerischen Kasten zulaufen zu lassen. Anschließend tunnelte der Angreifer BSV-Torsteher Mahmoud Hachem zum 2:1 (84.). Blumenthals Innenverteidiger Sebastian Zinselmeyer begünstigte den Gegentreffer durch einen Stellungsfehler. Steffen Dieckermann nahm seinen Abwehrmann kurz darauf auch vom Platz.

„Das war aber nicht wegen des 1:2, sondern hatte taktische Gründe“, beteuerte Dieckermann. Erneut Jozo Tunjic sorgte auf Pass von Meiko Gagelmann die Vorentscheidung zum 3:1 (86.). „Solche dummen Fehler müssen wir abstellen“, forderte Steffen Dieckermann einen Tag nach Spiel. Denis Chinaka staubte nach einem Eckball von Adrian Chwiendacz noch zum 2:3 ab. „Wir sind gerade nicht vom Glück verfolgt“, bedauerte Steffen Dieckermann die 13. Saisonniederlage.

Zur Sache

Bonusspiel beim Brinkumer SV mit Steffen Dieckermann

Bleibt er nach der 2:3-Niederlage gegen die SFL Bremerhaven Trainer beim Blumenthaler SV oder nicht? Diese Frage rund um BSV-Coach Steffen Dieckermann beschäftigte am Donnerstag-Abend so manchen Beobachter. „Ich verstehe das große Interesse an meiner Person nicht so ganz. Schließlich bin ich kein Bundesliga-Trainer. Dennoch haben mich gleich nach dem Schlusspfiff diverse Leute angerufen“, berichtet Dieckermann.

Er selbst wollte sich direkt nach dem Spiel nicht darauf festlegen, wie es weitergehen soll, sondern erst einmal eine Nacht darüber schlafen. Viel Schlaf bekam der 47-Jährige dann nicht. „Ich bin jemand, den so etwas sehr beschäftigt“, räumt Steffen Dieckermann ein. Dennoch komme für ihn ein Aufgeben nicht in Frage. „Ich bin keiner, der wegläuft. Ich liebe sogar Druck und werde dadurch noch konzentrierter“, versichert der Fan von Borussia Mönchengladbach. Auch für Blumenthals Vorsitzenden Peter Moussalli ist eine Demission seines Trainers kein Thema. „Ja klar ist er an diesem Sonnabend noch Trainer“, bekräftigt Moussalli auf eine entsprechende Nachfrage. Also wird Steffen Dieckermann das Team auch heute um 14 Uhr beim Titelkandidaten Brinkumer SV coachen. Für Dieckermann käme ein Rücktritt nur in Frage, wenn er das Gefühl habe, seine Mannschaft nicht mehr zu erreichen oder das Tischtuch zerrissen sei.

„Aber von so etwas kann nach einem solchen Auftritt gegen die SFL Bremerhaven nicht die Rede sein. Ich kann aber die Tore nicht selbst schießen“, erklärt der Familienvater. Ein Trainerwechsel mache aus seiner Sicht auch nur Sinn, wenn einige nicht berücksichtigte Spieler auf einen Einsatz brennen würden. „Bei uns ist es aber nicht wie bei den Profis. Wir haben nur die Nummer eins bis 15 mit der nötigen Qualität für die Bremen-Liga. Die jungen Spieler dahinter müssen noch dazulernen“, gibt Steffen Dieckermann zu bedenken. Er warte nun deshalb einfach auf den Turning Point, also auf den Wendepunkt und auf das Platzen des „Knötchens“. Das dies ausgerechnet in Brinkum passiert, ist eher unwahrscheinlich. „Brinkum wird uns nicht unterschätzen, weil wir bereits beim 2:3 im Hinspiel gezeigt haben, dass wir auch einen solchen Gegner ärgern können“, so Dieckermann. Vor solchen Spielen müsse er seiner ohnehin sehr motivierten Mannschaft nicht viel sagen. „Wir werden auf jeden Fall nicht wie das Kaninchen vor der Schlange bangen“, verspricht der Coach. Dennoch sei es ein Bonusspiel ohne Druck. Sein Assistent fand gleich nach dem Abpfiff der Partie gegen SFL noch deutlichere Worte: „Wir wollen die drei Punkte holen, selbst wenn der Gegner Bayern München heißen sollte.“

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