Hat der Blumenthaler SV sein Gen wiederentdeckt? Nach dem vierten Sieg im fünften Spiel unter der Regie von Peter Moussalli und Malte Tietze hat es den Anschein. Am Sonnabend behielt die Burgwall-Elf beim 4:2-Heimerfolg über den Tabellendritten OSC Bremerhaven nur deshalb die Oberhand, weil sie ihre kämpferischen Qualitäten voll ausschöpfte und zudem von den taktischen Anweisungen des Trainerteams profitierte.
Die Seestädter Kicker, die ohne ihren erkrankten Chefcoach Björn Bönig angereist waren – er wurde von dem verletzten Linksaußen Mehmet Ari vertreten – gehören zu den drei Bremen-Ligisten mit der stärksten Defensive. Dass sie auf dem Kunstrasen des Burgwallstadions dennoch vier Gegentreffer kassierten, spricht für die Offensivstärke der Nordbremer. Bereits in der fünften Minute konnten ihre Fans die Führung bejubeln. Nach einer Bananenflanke des starken Abwehrrecken Dilges Bayrack hämmerte Rechtsaußen Denis Chinaka den Ball volley und unhaltbar für OSC-Keeper Jan Klaus Fauseweh zum 1:0 in die Maschen.
Doch bereits im Gegenzug wurde deutlich, weshalb die Burgwall-Elf bereits ebenso viele Gegentreffer kassierte wie Tore erzielte (63). Einen langen Ball bekam die Defensive nicht unter Kontrolle, OSC-Mittelfeldspieler Bjarne Kasper nahm das Geschenk an und glich zum 1:1 aus (6.). Wirkung zeigte dieser Dämpfer allerdings zunächst nicht. Die Gastgeber griffen weiterhin beherzt an und setzten auch auf die Offensivstärke von Vinzenz van Koll, der zunächst den erkrankten Mittelstürmer Kilian Lammers ersetzte und immer wieder Räume für seine Mitspieler schuf. So konnten Bayrak Dilges und Abdul-Hakim Malek in Minute zwölf nach einem Doppelpass Nuno Porquet in Szene setzen, doch dessen Schuss verfehlte den OSC-Kasten. Wenig später musste der Bremerhavener Schlussmann dennoch das zweite Mal hinter sich greifen: Nach einem Eckstoß von Bayrak hatte Ben Starke den Ball zur 2:1-Führung in die Maschen gewuchtet (18.).
Chinaka trifft nur die Latte
Dieses Ergebnis hatte bis zum Halbzeitpfiff Bestand. Allerdings nur deshalb, weil Denis Chinaka in der 31. Minute lediglich die Latte traf. Zu einem Zeitpunkt, als sich ein 41 Jahre alter Spieler im Blumenthaler Trikot akklimatisiert hatte: Frank Schulken aus der Ü 32, der seine Laufbahn in der ersten BSV-Mannschaft offiziell 2015 bei einem Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten Werder Bremen beendete, war von Moussalli in der 21. Minute für Kevin Thiele aufs Feld beordert worden. Schulken sollte zu mehr Ordnung im Blumenthaler Spiel sorgen und fand sofort Bindung.
Das sollte sich auszahlen, denn die Seestädter ergriffen nach dem Wiederanpfiff sofort die Initiative, um nicht mit leeren Händen die Heimreise antreten zu müssen. Und in der 62. Minute schienen sie den Wendepunkt erreicht zu haben. Nach einem Foul von Dilges Bayrak an Ricardo da Costa im Strafraum, verwandelte Maurice Hoeder den Elfmeter unhaltbar für BSV-Keeper Mahmoud Hachem zum 2:2. Fortan rollten die Angriffswellen der Gäste nahezu ununterbrochen gen Blumenthaler Tor. Mit einer Ausnahme: In der 69. Minute konnten sich die kampfstarken Gastgeber aus der Umklammerung befreien und einen Konter starten, den Ben Starke mit einem langen Pass und Denis Chinaka mit seinem zweiten Tor zur 3:2-Führung erfolgreich beendeten (69.).
Doch noch gaben sich die Seestädter nicht geschlagen und entwickelten weiterhin enormen Druck. Der letztlich nicht mehr fruchtete, weil sich das Blumenthaler Trainerteam auf seinen Routinier Vinzenz van Koll verlassen konnte. In die Abwehr beordert, bewahrte der 31-Jährige seine Mannschaft zunächst vor dem Rückstand, als er für seinen bereits geschlagenen Torwart den Ball vor der Linie per Kopf über die Querlatte lenkte. Und den schließlich mit drei Punkten gefüllten Sack machte van Koll zu, als er einen Eckball im Fünfmeterraum zum 4:2 über die Torlinie drückte (89.).
Danach musste die Burgwall-Elf nur noch den Lattenkracher von Maurice Hoeder verdauen, um sich jubelnd in die Arme fallen zu können. Moussalli bescheinigte seinem Team, dank einer starken kämpferischen Leistung verdient gewonnen zu haben. Mehmet Ari wollte nicht widersprechen, verwies aber darauf, dass man viele Verletzte habe ersetzen müssen, worunter der Spielfluss litt.