Viele Menschen suchen angesichts der aktuellen Krisen Trost in Kirchen und sozialen Einrichtungen. "Als Geistliche werden wir von vielen Gemeindegliedern gefragt, wie sie den Menschen in den Krisengebieten helfen können", bestätigt Pawel Nowak, Priester der katholischen Pfarrgemeinden Sankt Marien in Blumenthal und Heilige Familie in Grohn. "Geld und Medikamente sind wichtig" betont der 36-jährige gebürtige Pole, der seit 2014 in Deutschland lebt. Generell sei es notwendig, die Hilfe gut zu koordinieren. Sinnvoller als Kleidung und Windelpakete in großen Mengen von A nach B zu transportieren, seien Geldspenden und eine koordinierte Logistik. Schon jetzt lägen an einigen Straßen überschüssige Kleiderspenden wie Müll.

Priester Pawel Nowak
In Nowaks Heimatland Polen haben bereits mehr als eine Million Menschen Zuflucht gefunden. Viele seien bei Privatpersonen untergekommen, die eine koordinierte finanzielle Unterstützung begrüßen würden. "Einige Kinder aus der Ukraine gehen sogar schon in Polen zur Schule", sagt Nowak. "Ich teile die große Sorge, wie das in Zukunft weitergeht. In der Ukraine sterben viele Menschen und ich habe Angst, dass das Land ganz zerstört wird. Außerdem könnte Putin auch andere Länder angreifen."
Elternhaus nahe der ukrainischen Grenze
Nowaks Geburtsort liegt 120 Kilometer östlich von Krakau. "Ich stamme aus D?bica. Von Bremen sind es bis dorthin etwa 1100 Kilometer. In zwei Wochen fahre ich dorthin", sagt der Priester. Seine Eltern leben in der 50.000-Einwohner-Stadt nahe der Grenze zur Ukraine. Pawel Nowak war zu seiner Ausbildungszeit einige Monaten in dem Nachbarland. "Ich habe mein Herz in der Ukraine gelassen, seit ich während des Priesterseminars dort war", sagt er. "Ich war damals in einem kleinen Dorf, wo viele arme Menschen wohnen. Und alle waren sehr gastfreundlich." Gemeinsam mit einigen Bewohnern habe er seinerzeit eine 80 Kilometer lange Pilgertour unternommen. Der Kontakt sei inzwischen aber abgebrochen.
Die Sankt Marien-Gemeinde in Blumenthal und die Heilige Familie-Gemeinde in Grohn stehen aber seit langem in Verbindung mit zwei Gemeinden in Polen und der Ukraine. "Diese beiden Gemeinden haben vor etwa zehn Jahren das Inventar unserer seither geschlossenen Aumunder und Lesumer Kirche bekommen", erklärt Pawel Nowak. Nach Beginn des Krieges haben wir dort angerufen und Hilfe angeboten, aber die haben keinen Bedarf an Sachspenden. Wir bleiben jedoch in Kontakt", versichert der Priester, der den Menschen gerade jetzt empfiehlt, "nicht aufzugeben und für den Frieden zu beten".
Allen müsse bewusst sein, dass die Krise Monate dauern könne. Geflüchtete sollten daher womöglich langfristig beherbergt und unterstützt werden. "Die Hilfsbereitschaft darf nicht verebben", so Nowak und bestätigt, auch in seiner Kirche seien angesichts des Krieges zunehmend Zeichen des Gebets zu sehen: "Es werden mehr Opferkerzen angezündet."