Die Ortsvereine gelten als Keimzelle der SPD. Sie sind der Ort der Basis. Dort wird der politische Austausch und auch das gesellige Beisammensein gepflegt. Sie sind zudem das interne Stimmungsbarometer der Partei. Insofern kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu. In Ortsvereinen sind aber auch Posten zu vergeben. Nicht zuletzt entsenden sie Delegierte zu Parteitagen. Somit sind sie ein parteiinterner Machtfaktor. Das weckt Befindlichkeiten. Wer möchte schon gerne seinen Posten aufgeben oder auf Parteitagen womöglich politisches Gewicht verlieren? Insofern ist Streit nahezu vorprogrammiert, wenn Ortsvereine fusioniert werden sollen. So ist es nun auch im Unterbezirk Bremen-Nord.
Dass der Streit allerdings auch gerichtlich ausgetragen wird und nicht nur parteiintern, zeigt, wie tief die Gräben sind. Und dass Argumente kaum noch Gewicht zu haben scheinen. Denn Fakt ist: Trotz des jüngsten Erfolges auf Bundesebene ist die SPD eine schrumpfende Partei. Eine, die sich zwar ihrer Traditionen bewusst ist und diese auch hoch hält, aber eben auch die Notwendigkeiten der Gegenwart und der näheren Zukunft im Blick haben muss.
Der Bundestagswahlkampf hat gezeigt, dass es zielführend sein kann, geschlossen aufzutreten. In Bremen wird im nächsten Jahr gewählt. Das darf natürlich keine parteiinterne Diskussionen abwürgen. Trotzdem sollten sich die Genossen gut überlegen, wie erbittert sie über interne Veränderungen streiten wollen. Im Norden gibt es genügend Herausforderungen. Über die besten Konzepte dafür zu streiten, wäre weitaus lohnenswerter.
