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Wohnungsbau Lüssum: Ideen zum Bauen in zweiter Reihe stoßen auf Kritik

Wer möchte, soll künftig auf seinem Grundstück auch in zweiter Reihe bauen können. Das möchte das Bauamt in aktuell zwei Bereichen in Blumenthal ermöglichen. Nicht überall fällt das auf fruchtbaren Boden.
11.12.2024, 13:55 Uhr
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Lüssum: Ideen zum Bauen in zweiter Reihe stoßen auf Kritik
Von Björn Josten

Wohnraum ist knapp. Daher soll es künftig in einigen Quartieren möglich sein, auch in zweiter Reihe zu bauen. Vertreterinnen des Bauamtes Bremen-Nord haben interessierten Bürgerinnen und Bürgern während der jüngsten Beiratssitzung in Blumenthal erläutert, welche Möglichkeiten die sogenannten sektoralen Bebauungspläne für zwei Gebiete in Lüssum bieten. Ein Überblick.

Die Ausgangslage

Die rot-grün-rote Koalition hat sich zum Ziel gesetzt, während der Legislaturperiode in Bremen 10.000 neue Wohnungen zu schaffen. Das seien rein rechnerisch 2000 pro Bezirk, erläuterte Stefanie Robeck vom Bauamt, also 500 pro Jahr in Bremen-Nord. "Das ist viel und eine Herausforderung", sagt sie. Mit den sektoralen Bebauungsplänen solle nun Baurecht für eine gemäßigte Nachverdichtung in bestehenden Wohngegenden geschaffen werden. Fünf sollen nach aktueller Planung in Bremen-Nord aufgestellt werden, zwei davon in Blumenthal. Sie verstehen sich ausdrücklich als Angebot an die Eigentümer und beinhalten keine Bauverpflichtung.

Der Hegeweg

In diesem Quartier vermietet das Immobilienunternehmen Vonovia Wohnungen in Mehrparteienhäusern. Das Unternehmen habe den Wunsch geäußert, ein oder zwei Mehrfamilienhäuser an der Turnerstraße und ergänzend einige Tiny Houses auf einer rückwärtigen Rasenfläche errichten zu wollen. Nach Einschätzung des Bauamtes sei die Sozialstruktur im Ortsteil Lüssum-Bockhorn durchmischt. Es könnten sowohl der Geschosswohnungsbau als auch neue Wohnformen nebeneinander entstehen. Die Charakteristik der Umgebung soll im Wesentlichen erhalten bleiben. Größe und Erscheinungsbild neuer Gebäude müssen sich in die umgebende Bebauung einpassen.

Das sagt der Beirat

Die Mitglieder des Beirates stehen den Überlegungen für das Gebiet kritisch gegenüber. "Wer möchte dort in einem Tiny House leben?", fragt sich Marc Pörtner (Grüne). Grundsätzlichere Bedenken äußert Hans-Gerd Thormeier (CDU): "Wir sollten durch Verdichtung keinen sozialen Brennpunkt schaffen. Und schon gar nicht mit Vonovia." So sah es auch eine Bürgerin, die eine stärkere Bevölkerungsdurchmischung für dieses Gebiet forderte. Christian Milpacher (SPD) gab zu bedenken, dass neue Wohnhäuser beispielsweise die Schulen vor weitere Herausforderungen stellen würden und zudem auch neue Spielplätze bedacht werden müssten.

Bereich An de Deelen

Der derzeit unbeplante Innenbereich wird begrenzt durch die Straßen An de Deelen, Steenkuhlenweg und Schwaneweder Straße. Hier könnten bis zu 25 Wohngebäude mit insgesamt 30 bis 60 Wohneinheiten neu errichtet werden. Derzeit werden die Grundstücksflächen, auf denen Wohngebäude entwickelt werden sollen, überwiegend gärtnerisch genutzt. Entlang der Schwaneweder Straße existiert eine gemischte Nutzung. Durch die Ermöglichung einer Aufstockung der Gebäude auf drei Geschosse – analog zur gegenüberliegenden Straßenseite – kann dort ebenfalls neuer Wohnraum entstehen. Grundsätzlich sei die Planung allerdings erst in der Anfangsphase, betont Katharina Specht vom Bauamt. Daher könne über mögliche Gebäudehöhen noch nicht gesprochen werden. Fest stehe nur, dass es keine Erschließungsstraße für die neuen Gebäude geben werde und somit auch keinerlei Kosten auf die Anwohner zukämen. Auch notwendige Gutachten würden von der Stadt Bremen finanziert. Klar sei auch, dass bestehende Grünstrukturen bestehen blieben.

Das sagen Anwohner

Wenig begeistert zeigten sich die zahlreich erschienenen Anwohnerinnen und Anwohner von den Überlegungen. Einige befürchteten, dass mit solchen Plänen Fakten geschaffen würden und andere stellten den Bedarf solcher Möglichkeiten in diesem Gebiet grundsätzlich infrage. Grundsätzlich fühlten sich viele der anwesenden Anwohner schlecht informiert. Den verteilten Infoflyern zur Veranstaltung beispielsweise sei nicht anzusehen gewesen, dass es sich um eine künftige Möglichkeit zum Bauen und nicht um konkrete Pläne handele. Einige Anwohner äußerten konkrete Bedenken. So sei eine Erschließung von neuen Gebäuden in zweiter Reihe praktisch nicht möglich, schon gar nicht sei genug Platz für Rettungswege. "Wir müssten dann alle unsere Garagen abreißen", äußerte ein Bürger. Ein weiteres Problem sei die Kanalisation, die schon jetzt bei Starkregen an ihre Grenzen komme. Sollten neue Gebäude entstehen, sei somit eine komplett neue Kanalisation notwendig. Die Kosten dafür würden dann womöglich auf alle umgelegt.

Der weitere Zeitplan

Das Projekt stehe ganz am Anfang, beteuerten die Mitarbeiterinnen des Bauamtes. Nach dieser ersten Information werde die Planung vorangetrieben, um bis Ende 2026 auf den betroffenen Flächen Baurecht zu schaffen. Der Beirat bekomme zu einem späteren Zeitpunkt erneut die Möglichkeit, sich zu den Bebauungsplänen zu positionieren. Bürgerinnen und Bürgern stehe es außerdem zu jeder Zeit frei, Anregungen und Bedenken gegenüber dem Bauamt zu äußern.

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