Neue Büromöbel, noch mehr Raum für Gespräche und viel Optimismus – mit Kontaktpolizistin (Kop) Bernhild Pakheiser kommt frischer Wind in die Polizeistation Borgfeld. Ab 1. Juli übernimmt die 57-Jährige nahtlos und unbefristet die Stelle von Holger Eichhorn, der in den Ruhestand wechselt.
Weniger Stunden
Für Borgfeld bedeutet die Neubesetzung auch, dass aus einem Kop in Vollzeit (40 Wochenstunden) eine Teilzeitstelle wird. Laut Bernhild Pakheiser, die wöchentlich 28 Stunden arbeitet, besteht keine Aussicht darauf, dass die Stunden in absehbarer Zeit aufgestockt werden. Eine Entwicklung, die dem Borgfelder Beirat nicht gefallen dürfte. Vor wenigen Jahren hatten dessen Mitglieder sogar einen zweiten Kontaktpolizisten für den Ortsteil gefordert. Das Bremer Innenressort sah dafür keinen Spielraum.
In der Polizeistation an der Borgfelder Landstraße dagegen geht es vorwärts. Eine Reihe Aktenordner ist im Karton verstaut, das Regal von der Wand genommen. In der kommenden Woche sollen die neuen Möbel kommen. "Ich werde komplett neu eingerichtet", freut sich Bernhild Pakheiser. Für neue Wandfarbe gibt es allerdings kein Budget. Moderne Schränke, Tische und Stühle sollen das über die Jahrzehnte entstandene Sammelsurium aus vergilbten Schränken, selbst gezimmerten Kisten und Möbeln mit Flohmarkt-Charme ersetzen. Pakheiser will "alles ein bisschen auf den neuesten Stand bringen". Der Nachbarraum, der als Lager diente, soll ein richtiger Besprechungsraum werden, in dem Bernhild Pakheiser mit Kolleginnen und anderen Gesprächspartnern "auch mal über größere Probleme" diskutieren kann.

Letzte Amtshandlung: Holger Eichhorn übergibt die Schlüssel für die Polizeistation Borgfeld an seine Nachfolgerin Bernhild Pakheiser.
"Ich freue mich total darauf, Borgfelds Kontaktpolizistin zu sein", sagt Pakheiser, die bislang für den Bereich Lehesterdeich zuständig war. In den vergangenen fünf Jahren war sie hin und wieder als Vertretung für Holger Eichhorn in Borgfeld unterwegs. "Ich habe ihn in die Kindergärten und Schulen begleitet und bei der Abnahme der Fahrradführerscheine geholfen", sagt Bernhild Pakheiser, die 1987 in Hamburg als eine der bundesweit ersten Polizistinnen ausgebildet wurde – und die an ihrem Beruf "alles" mag. 1992 kam sie nach Bremen und sammelte unter anderem 13 Jahre lang im Steintorviertel wertvolle Erfahrungen. Seit dieser Zeit begegnet Pakheiser Obdachlosen und Drogenabhängigen eigenen Worten zufolge offener, respektvoller und vorurteilsfrei. Das habe ihr auch in Borgfeld die Arbeit erleichtert.
In dem Bremer Ortsteil an der Wümme habe sie zudem bereits Betroffene von Wohnungseinbrüchen beraten und die Verursacher von Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr gesucht. Vor dem Weinfest durfte Bernhild Pakheiser gemeinsam mit einem Kollegen vom Ordnungsamt prüfen, ob die Organisatoren alle Auflagen erfüllen. Außerdem Veranstaltungen besuchen, Fahrräder registrieren und die Sorgen der Borgfelderinnen und Borgfelder anhören – "mehr ist es eigentlich nicht", was ihr in den kommenden Jahren bevorstehe.
Positive Einstellung
Die Arbeit des Vorgängers, sagt Bernhild Pakheiser, wolle sie gern fortführen. Wie Holger Eichhorn arbeitet auch Bernhild Pakheiser besonders gern mit den Jüngsten. "Bei Kindern hat man noch einen Stein im Brett, die finden Polizei toll", sagt sie. Es bereite ihr Spaß, Wissen zu vermitteln und vielleicht auch jemandem auf den rechten Weg zurück zu helfen. "Da macht Uniform eine Menge aus", glaubt die gebürtige Niedersächsin. Ähnlich wie ihr Vorgänger ist auch Pakheiser ein "durch und durch positiver Mensch". Bei jeder Begegnung ist sie gut drauf, lacht und bleibt freundlich. "Ich versuche, die Dinge erst zwischenmenschlich zu lösen", sagt sie. Doch Bernhild Pakheiser kann auch anders. "Wenn ich sehe, dass Erwachsene im Beisein von Kindern bei Rot die Straße überqueren, ärgert mich das, dann kann ich auch mal durchgreifen", so die Oberkommissarin.
Anders als der Beirat ist Bernhild Pakheiser überzeugt, dass die Arbeit der Kop in Borgfeld auch in 28 Wochenstunden zu schaffen ist. Die Vertretung im Urlaubs- oder Krankheitsfall übernimmt künftig Martin Wattrodt, der von Oberneuland ins Revier Horn wechsle. Unterstützung bekommt Bernhild Pakheiser bei Bedarf auch von den Kollegen im Referat Präsidium. "Man ist nie ganz allein zuständig", sagt Pakheiser, die ihre Arbeitszeit reduziert hat, weil sie Angehörige pflegt. Ihre Wochenstunden könne sie frei einteilen. "Wenn etwas ist, kann ich immer regeln, dass ich da bin", versichert sie.
Ausgleich im Garten
In fünf Jahren wird voraussichtlich auch Pakheiser in den Ruhestand wechseln. Einen Ausgleich zur Arbeit findet die Polizeibeamtin schon jetzt bei ihrer Familie und zu Hause auf einem Resthof im niedersächsischen Umland. "Ich bin unheimlich gern im Garten", sagt Bernhild Pakheiser, "ich mache alles gern, ich pflastere sogar Wege". Auf ihrem Hof leben schwarze Schwäne, Pfauen, Ziergänse, Hühner und ein Hund. "Da hat man genug Abwechslung."