Borgfeld. Auf dem Borgfelder Friedhof rollen die ersten Baufahrzeuge an. Wie berichtet, soll hier in den kommenden Monaten etwas ganz Neues entstehen. Großzügig werden Blühflächen angelegt, Obstbäume auf leer stehende Gräber gepflanzt und rings um das Gelände hinter der Borgfelder Kirche grüne Oasen angelegt. „Die Umgestaltung soll in mehreren Abschnitten erfolgen, weil man einen Friedhof ja nicht einfach umbauen kann“, erklärt Landschaftsarchitekt und Projektleiter Hilmar Noerenberg während er die frisch gepflügten Pflanzflächen inspiziert. „Die Idee ist es, hier einen Garten zu gestalten. Im ersten Schritt werden die Ränder bepflanzt, damit hier ein grüner Raum entsteht.“
Erstmals legt der Projektleiter Noerenberg vom Garten- und Landschaftsarchitektenbüro Müller-Glaßl öffentlich Zeichnungen vor. Die Entwürfe sind eine kleine Sensation. Sie zeigen die Entwicklung über einen Zeitraum von rund zwanzig Jahren. Denn einige Grabstätten seien noch für mehrere Jahrzehnte belegt, berichtet der Ausschussvorsitzende des Borgfelder Friedhofs Jürgen Ballhausen. Noerenberg sieht das als „kreative Herausforderung“. Er vergleicht die Pläne mit der Anlage eines Klostergartens. „Früher war es umgekehrt, da hat man die Gärten auch gleichzeitig als Friedhof genutzt, zukünftig nutzen wir diesen Friedhof als Garten.“
Noch im Juli war der Friedhof der Zukunft erst einmal nur so eine Idee. Die Borgfelder Kirchenvorstände Klaus Nannt und Jürgen Ballhausen hatten im Hochsommer beim Spaziergang über die Ruhestätte der evangelischen Gemeinde erstmals über die Neugestaltung gesprochen. Ihre große Sorge war, dass einschneidende Umgestaltungen, wie sie jetzt geplant sind, bei den Borgfeldern auf Widerstand stoßen könnten. „Und in der Tat, es hagelte an manchen Stellen Kritik“, räumt Ballhausen ein. Andererseits gäbe es auch viel Lob. „Gerade heute berichteten mir zwei Damen hier auf dem Friedhof, dass sie sich einen Ort zum Verweilen wünschten.“
Erste Ergebnisse im Frühjahr sichtbar
Dass die Blütezeit der Erdbestattungen längst vorbei ist, wurde in den vergangenen Jahren auch in Borgfeld zunehmend sichtbar, berichtet der Vorsitzende des Friedhofsausschusses. Selbst in der Premiumlage gegenüber der gotischen Borgfelder Backsteinkirche – 1281 wurde sie zum ersten Mal erwähnt – gebe es inzwischen immer mehr freie Flächen. „Der Wandel ist unausweichlich“, sagt Ballhausen, und, dass er bei der Sache ein wirklich gutes Gefühl habe.
In unregelmäßigen Abständen werden zunächst die Ränder des Friedhofes mit verschiedenen Laubbäumen bepflanzt. Eichen, Hainbuchen, Feld-Ahorn und Linden sollen den Ruheort von der umliegenden Bebauung abschirmen. „Hier drinnen entsteht dann ein introvertierter Garten-Raum, der dann auch wirklich als Raum und Garten erlebt werden kann“, erklärt der Landschaftsarchitekt. „Dieser Ort soll zur Erholung dienen, wie ein Dorfanger in alten Zeiten.“
Unter dem Gehölz sollen Wildrosen, Pfaffenhütchen, Weißdorn und Storchenschnabel wachsen. Während Noerenberg von den Pflanzen schwärmt, werden Apfelbäume auf leer stehende Grabstätten gehoben. „Boskop“, kommentiert der Landschaftsarchitekt. Daneben werden Kirschen und Birnen gesetzt – „wie bei Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, wirft Ballhausen ein. „Manche Leute mögen die Pläne, manche auch nicht. Manche haben Angst, dass dann zu viel Laub auf ihre Gräber fällt oder, dass das Obst nicht von den Bäumen geerntet wird und auf den Grabstätten vergammelt.“ Ballhausen nimmt diese Sorgen ernst, ist sich aber sicher, dass alle begeistert sein werden, sobald die erste Bauphase abgeschlossen sein wird. Im Frühjahr soll es soweit sein.

In den kommenden Tagen wird hier gepflanzt – damit aus der Anlage ein Friedhofspark wird.
Im hinteren Teil, am Tor zum Kindergarten am Krögersweg wird gerade ein Staudenbeet angelegt. „Zu jeder Jahreszeit hat die Bepflanzung schöne Aspekte – Blüten, Früchte, Verfärbungen“, erklärt Noerenberg. Neben heimischen Hölzern sollen exotische Pflanzen wie Japanische Stechpalmen und Schönfrucht stehen. Immergrüne und saisonal blühende Pflanzen wechseln sich auf den Planskizzen ab. Gen Westen ist eine leicht hügelige Fläche vorgesehen. Vom Eingang Krögersweg bis zur Kirche soll sich zukünftig ein organisch verlaufender Weg ziehen – „doch das ist wirklich Zukunftsmusik“, räumt Landschaftsplaner Noerenberg ein.
Die große Kunst der Umgestaltung liege darin, behutsam vorzugehen. Ein Friedhof sei ein sensibles Thema. Hinzu kämen vorgeschriebene Rahmenbedingungen. Die Borgfelder Kirche steht unter Denkmalschutz. Für den Friedhof gibt es einen Umgebungsschutz. Der Blick auf die Kirche müsse stets frei bleiben. Achim Tödenhöfer vom Bremischen Landesamt für Denkmalpflege begleitet die Planungen in Borgfeld.