Borgfeld/Lehesterdeich. Der Deutsche Feuerwehrverband fordert ein hartes Durchgreifen bei Angriffen auf Einsatzkräfte. „Der Staat muss dafür Sorge tragen, dass Feuerwehren, aber auch Rettungsdienste und Polizei als Vertreter des Staates nicht ohne harte Strafen angegriffen werden“, sagte der Verbandspräsident Karl-Heinz Banse der Deutschen Presseagentur in Berlin. Wie beurteilt der Wehrführer der Standortfeuerwehr am Lehester Deich, Thorsten von Thaden, das Thema Gewalt gegenüber seinen Einsatzkräften – haben die Freiwilligen in Borgfeld damit zu tun?
Wie kann gegen Gewalt vorgebeugt werden?
"Das Thema ist nicht neu", unterstreicht der Bereitschaftsführer von Thaden. Im Bereich Borgfeld, Schwachhausen und Horn sei das Thema Gewalt jedoch weniger brisant. "In anderen Stadtteilen, Problemstadtteilen wie in Huchting und Gröpelingen, ist das schon ganz anders", berichtet der Bereitschaftsführer, der hauptberuflich als Hauptkommissar und Einsatzleiter bei der Bremer Wasserschutzpolizei arbeitet. Wichtig sei es, Angebote für Jugendliche und Kinder in allen Stadtteilen zu schaffen, um Gewalt vorzubeugen. "Hier in Borgfeld haben wir beim SC Borgfeld eine Jugendabteilung, die ist größer als die bei Werder. Sport und das Einbinden von Jugendlichen in Gemeinschaften sind die beste Vorbeugung gegen Gewalt, die wir als Gesellschaft machen können", sagt der Vater von vier Kindern.
Worin begründet sich die Gewalt?
"Je weiter wir mit unseren Einsätzen der Freiwilligen Feuerwehr ins Bremer Stadtzentrum kommen, umso mehr bekommen wir Gewalt mit", so von Thaden weiter. "Das ist nicht nur ein Phänomen von Silvester oder zu bestimmten Partyzeiten. Das tritt auf, wenn Gruppen zusammen sind. Dann gibt es manchmal eine negative Dynamik. Einer fängt an - und dann kommt es vereinzelt zu Gewalt." Es gäbe viel Frust in der Gesellschaft. Von Thaden sieht die Gewalttaten gegenüber Einsatzkräften jedoch nicht als persönlichen Angriff auf die Feuerwehr oder die Polizei oder die Rettungskräfte. "Das ist einfach ein Angriff auf das System. Manche Leute fühlen sich verlassen und nicht als Teil einer Gemeinschaft. Diese Menschen sehen uns in Uniform als Repräsentanten des Systems – und greifen uns dann an." Er nähme das nicht persönlich. Es sei allerdings "total nervig".
Warum sind Gaffer auch Angreifer?
Alle Hindernisse im Einsatz seien schwierig – "auch Gaffer und andere, die einfach nicht akzeptieren, wenn man ein Absperrband zieht." Leute, die in Einsatzstellen hineinlaufen würden, um zu filmen, seien ebenfalls "Angreifer"; das sei genauso schlimm, unterstreicht von Thaden. Es sei eine zusätzliche Belastung für die Einsatzkräfte. "Wir dürfen ja auch nicht dagegen einschreiten. Wir dürfen uns nur selbst schützen."
Wie funktioniert gegenseitiger Schutz im Team?
Die Einsatzkräfte stünden bei Einsätzen unter Druck – "alles, was dann noch zusätzlich durch eine Behinderung unserer Arbeit auf uns zukommt, erzeugt zusätzlichen Druck und lenkt ab." Sein Team und die Gruppenführer würden darauf achten, dass bei einem Einsatz immer mehrere Leute zusammenbleiben, um sich gegenseitig zu schützen. Doch zum Glück habe die Freiwillige Feuerwehr am Lehester Deich "nur selten mit Gewalttaten zu tun".

Willem Nowack und Lennart Huwald (v.l.) sind Teil des Teams der Freiwilligen Jugendfeuerwehr Lehesterdeich.
Wie können Kinder und Jugendliche die Arbeit der Freiwilligen kennenlernen?
54 Frauen und Männer sowie acht Reserve-Einsatzkräfte hat von Thaden in seinem Team. Hinzu kommen noch acht Ehrenmitglieder. Allein 25 Kinder- und Jugendliche bildet die Feuerwehr Lehesterdeich zurzeit aus. 13 Jungen und junge Männer sowie fünf Mädchen und junge Frauen gehörten inzwischen fest zum Team. Sie treffen sich donnerstags von 18 bis 19. 30 Uhr. Wer Lust hat, dabei zu sein, meldet sich telefonisch unter 0421/ 36 11 14 97 an oder schreibt eine E-Mail an Jugendwart@jf-lehesterdeich.de. Die Freiwillige Feuerwehr am Lehester Deich plant verschiedene Veranstaltungen wie Osterfeuer am Jan-Reiners-Weg, ein Jugendcamp in den Sommerferien mit über 800 Teilnehmern in Bremen auf der Werder-Insel sowie einen Tag der offenen Tür am Sonnabend, 6. Mai, von 11 bis 17 Uhr.