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Insolvenz und Geschäftsaufgabe Ausverkauf bei Antikes und Kurioses in Borgfeld

Geschäftsaufgabe in Borgfeld: Der Laden "Antikes und Kurioses" wird im Frühjahr schließen. "Es sei denn, es geschieht ein kleines Wunder", sagt Geschäftsführer Martin Janssen.
14.02.2025, 19:48 Uhr
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Ausverkauf bei Antikes und Kurioses in Borgfeld
Von Petra Scheller

"Mir blutet das Herz", sagt Martin Janssen am Valentinstag. Der Geschäftsführer von "Antikes und Kurioses" wird sein Ladengeschäft in der Borgfelder Heerstraße 55 voraussichtlich in diesem Frühjahr schließen müssen. "Es sei denn, es geschieht ein kleines Wunder", so der Geschäftsmann. "Vielleicht gibt es noch die Möglichkeit, dass ein Secondhandladen mit einsteigt. Als Shop-in-Shop Lösung." Doch die Wahrscheinlichkeit sei wohl eher gering, räumt Janssen ein. Insolvenzverwalter Christian Meyer bestätigt das.

"Am 1. Februar wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Die Gläubiger werden informiert und erhalten Gelegenheit, ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anzumelden", teilt Rechtsanwalt Meyer von der Kanzlei Schultze und Braun auf Nachfrage mit. "Es hat sich herausgestellt, dass trotz der guten Lage im belebten Zentrum Borgfelds der Standort nicht zu halten sein wird."

Geschäftsinhaber Martin Janssen habe in den vergangenen Wochen "gute Ansätze verfolgt, um Partner für die Ladenfläche zu finden und damit die Kosten dauerhaft zu senken. Ohne dies aus den Augen zu lassen, musste ich nun auf Basis der tatsächlichen Verhältnisse entscheiden, den Abverkauf des umfangreichen Warenbestandes einzuleiten", stellt Meyer klar.

Die gute Nachricht

Es gebe allerdings auch eine gute Nachricht: Es sei "immerhin gelungen, im bescheidenen Umfang einen Neustart zu ermöglichen", so der Insolvenzverwalter. Martin Janssen und zwei seiner Mitarbeiter könnten weiterhin Dienstleistungen wie Haushaltsauflösungen und Transporte anbieten. In den kommenden Wochen sei das Team jedoch damit beschäftigt "den Abverkauf fachkundig zu begleiten".

Der Laden brummt. In den Verkaufsräumen von Antikes und Kurioses herrscht an einem Freitagnachmittag reges Treiben – Kunden gehen ein und aus. Gefragt sind Designerstücke, alte Möbel, Geschirre und Ladeninventar. Weltweit hat Janssen nach eigenen Angaben Stammkunden in Südkorea, Litauen, Kuwait, Rumänien und Afrika, an die er unter anderem Nachlässe aus Restaurants und Firmenauflösungen weitergibt.

Der Firmeninhaber ist zurzeit rund um die Uhr damit beschäftigt, die Geschäfte in der Borgfelder Heerstraße abzuwickeln. Er wolle so viel liquide Mittel wie möglich erwirtschaften, um seine Gläubiger zu bezahlen, sagt er. "Es ist mir unangenehm, in so eine Lage geraten zu sein." Sein langersehnter Traum, der mit der Ladeneröffnung im September vergangenen Jahres begann, sei mit der Insolvenz jäh geplatzt.

Dabei habe alles so gut begonnen. "800 Quadratmeter Verkaufsfläche in Bestlage!". Aber die Geschäfte liefen schleppend. Der Laden schrieb rote Zahlen. "Ich bin davon ausgegangen, dass wir Umsätze wie vor zehn Jahren an der Hauptstraße in Lilienthal haben", sagt Janssen. Doch die Zeiten hätten sich geändert. Seit über 30 Jahren handelt der gebürtige Lilienthaler mit Gebrauchtmöbeln.

Gründe für die Insolvenz

Doch Antiquitäten seien nicht mehr so stark nachgefragt. Dass sein Unternehmen in den vergangenen Monaten in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sei, habe verschiedene Gründe: Unglückliche Umstände hätten seit 2023 zu größeren Verlusten geführt – dazu gehörten Zahlungsausfälle bei Kunden, eine rückläufige Nachfrage aufgrund weltweiter Krisen und Diebstahl. Er selbst habe dadurch Verbindlichkeiten beim Finanzamt nicht einlösen und seine Krankenkassenbeiträge nicht zahlen können.

Anfang Dezember setzte Martin Janssen deshalb ein Insolvenzverfahren in Gang. Eine Initiative, die die zuständige Insolvenzrichterin des Amtsgerichts Verden dem Geschäftsmann zugutehielt, berichten Beobachter des Verfahrens. Die Insolvenzrichterin habe dennoch über das Vermögen des Insolvenzschuldners das Insolvenzverfahren eröffnet, erklärt der Direktor des Amtsgerichtes Verden, Daniel Hauschildt.

Positiv aufgefallen sei jedoch, dass die Gehälter des Unternehmens Antikes und Kurioses vorfinanziert gewesen seien und das Unternehmen durch mehrere Standbeine – wie Geschäftsauflösungen, Umzüge, Haushaltsauflösungen, einen Onlinehandel und Exporte – breit aufgestellt sei, erklärt Insolvenzverwalter Christian Meyer.

Deadline steht fest

Auf der Habenseite stehe auch, dass der Vermieter des Ladengeschäftes in Borgfeld durchaus positive Signale gesendet habe, dass der Geschäftsinhaber die Sache in Ruhe abwickeln könne. "Stand heute, müssen wir allerdings bis zum 31. März raus sein", berichtet Martin Janssen.

Der 61-Jährige hat mit seinem Unternehmen selbst eine lange Geschichte von Umzügen hinter sich: Von Lilienthal aus ging es über Oberneuland, Findorff und Horn bis nach Borgfeld. Seine Sammelleidenschaft habe sich schon früh entwickelt, erzählt der Lilienthaler. „Schon im Alter von 13 Jahren habe ich meinem Vater die Garage vollgestellt, sodass sein Auto nicht mehr reinpasste." Die Begeisterung für Antikes und Kurioses habe sich im Laufe der Zeit zu seinem Beruf entwickelt. „Man lernt nie aus und versucht immer, gute Lösungen zu finden.“

Mit seinem Schicksal der Insolvenz ist Martin Janssen nicht allein. Wie berichtet, geraten deutschlandweit immer mehr Unternehmen in eine Schieflage. Gestiegene Energiekosten, Lieferprobleme, Personalnot und verändertes Käuferverhalten sind dabei ausschlaggebend.

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