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Kooperation mit Niedersachsen Hochwasserschutz: So soll es an Wümme und Wörpe weitergehen

Hochwasserschutz an Wümme und Wörpe: Rodungsarbeiten und Flutrinnen sollen Wassermassen besser abfließen lassen. Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf stellt Pläne vor und erhält Unterstützung aus Lilienthal.
14.09.2024, 06:57 Uhr
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Hochwasserschutz: So soll es an Wümme und Wörpe weitergehen
Von Petra Scheller

Am Flussufer der Wümme werden am Freitagvormittag die Rodungsarbeiten für den Hochwasserschutz fortgesetzt: Ziel ist es, eine Flutrinne freizulegen, um zukünftig mögliche Wassermassen bei Sturmfluten besser abfließen zu lassen. Auf der alten Wümmebrücke Richtung Lilienthal versammelt sich zeitgleich ein kleines Grüppchen um die Bremer Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf und Lilienthals Bürgermeister Kim Fürwentsches. Die Senatorin hat zum Pressegespräch eingeladen. Die Atmosphäre ist gelöst, das Thema ernst: Hochwasserschutz – wie soll das zukünftig laufen?

Wie ist die Lage?

Rund 86 Prozent der Flächen in Bremen sind laut Experten potenziell hochwassergefährdet. Und nach den Überschwemmungen im vergangenen Winter an Wümme und Wörpe – und den zum Teil immer noch sichtbaren Schäden an Häusern, auf Straßen und landwirtschaftlichen Flächen, liegen die Nerven von Bewohnerinnen und Bewohnern mancherorts vor dem bevorstehenden Herbst und Winter blank. Gefordert werden vielfach "schnelle Maßnahmen zum Hochwasserschutz": Deicherhöhungen, Ausbaggern der Wümme – damit das Wasser möglichst schnell abfließt. Umweltsenatorin Moosdorf geht auf diese Forderungen ein und bekommt dabei Rückenwind von Lilienthals Bürgermeister Kim Fürwentsches.

Wie reagieren Bremer Senatorin und Lilienthaler Bürgermeister auf Kritik aus Teilen der Bremer und Niedersächsischen Union?

"Es ist das gute Recht von Parteien, und auch von Bevölkerung, auf ihre Belange aufmerksam zu machen", unterstreicht Moosdorf. "Und all das, was an konstruktiven Vorschlägen kommt, nehmen wir gerne auf." Es gebe große Bemühungen zwischen Niedersachsen und Bremen – auch auf ministerieller Ebene mit Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer – zusammenzuarbeiten. Nach hagelnder Kritik aus Teilen der Bremer Union und CDU-Abgeordneten aus dem Kreis Osterholz, weisen Umweltsenatorin Moosdorf und Bürgermeister Fürwentsches die Vorwürfe, "zu langsam zu handeln", jedoch entschieden zurück. "Ich kann die Kritik nicht nachvollziehen, wir sind im Austausch miteinander und versuchen das hier schnellstmöglich abzuarbeiten – aber das muss natürlich auch in einem geordneten und sinnvollen Rahmen laufen", stellt Lilienthals Bürgermeister Kim Fürwentsches klar. Man gründe gerade eine "Wasserpartnerschaft Wümme-Wörpe" – ein niedersächsisches Projekt, Bremen befasse sich mit Berechnungen zum Hochwasserschutz – beide Partner würden sich eng abstimmen und voneinander profitieren.

Wie ist man auf kommende Hochwasser vorbereitet?

Wichtig sei: "Die Deiche haben im Winter gehalten", resümiert Kathrin Moosdorf. Nachbesserungen für die kommende Saison wurden bereits vorgenommen: Zugangs- und Bewirtschaftungswege wurden verbessert. Auf 180 Metern Länge seien an mehreren Stellen in Warft, Butendiek und Timmersloh Deiche verstärkt worden. Knapp zwei Kilometer Deichverteidigungswege seien ertüchtigt worden. Bäume an und auf den Deichen wurden gekappt, um die Deichsicherheit zu erhöhen. Gespräche mit dem Bund hätten ergeben, dass Haushaltsmittel für die Deichsicherheit bewilligt wurden. Nach der Analyse von Experten, unter anderem aus dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), würden weitere Maßnahmen umgesetzt. Auch personell werde das Bremer Referat für Hochwasserschutz ausgebaut.

Welche Maßnahmen stehen noch aus?

Langfristige Maßnahmen wie Deicherhöhungen – für die auch Bundesmittel abgerufen werden müssten – brauchten hingegen einen Planungsprozess. "Und es braucht leider auch mehrere Jahre bis wir so weit sind, dass der Deich erhöht werden wird", stellt Moosdorf klar. "Alle Berechnungen, die ich kenne, sagen uns aber, dass wir diese Zeit auch haben." Deshalb sei eine gute und fundierte Planung gemeinsam mit Niedersachsen bereits gestartet – und eine spätere gemeinsame Umsetzung das Ziel.

Was will man konkret unternehmen?

Wichtig sei in erster Linie die Deichsicherheit sowie der Abfluss des Wassers – auch von landwirtschaftlichen Flächen. Zeitnahe werde deshalb der Bewuchs an der Borgfelder Flutbrücke entfernt. "Damit sich Wasser über die Flutrinne hinaus ausbreiten kann." Hochwasserschutz, Naturschutz und die Interessen der Landwirtschaft müssten dabei vereint werden. Vor der nächsten Hochwassersaison solle die gesamte Fläche um die Flutbrücke vom Bewuchs befreit werden, um das Wasser leichter abfließen lassen zu können.

Gespräche am Rande?

Borgfelder Urgestein Lieselotte Tietjen, ehemalige Schulleiterin der alten Borgfelder Grundschule ist gekommen und beschwert sich über die Rodung am Wümmeufer. Sie habe dort geschützte Vögel beobachtet. "Nun ist alles platt", sagt Tietjen. Das Gebiet um die Wümme sei nun mal von je her Überschwemmungsgebiet, erklärt die am ehemaligen Wümmehafen aufgewachsene Mittsiebzigerin. Borgfelder Beiratsmitglieder fragen nach, warum das Wasser nicht schneller abfließe – stehendes Wasser auf landwirtschaftlichen Flächen über zehn, zwölf Wochen habe es so noch nie gegeben. Das sei ein erheblicher "Schaden für die Landwirtschaft". Der Referatsleiter für Hochwasserschutz der senatorischen Umweltbehörde, Wilhelm Koldehofe, und der Borgfelder Beiratssprecher, Jörn Broeksmid, verabreden sich zu einem weiteren gemeinsamen Gespräch. Das Thema ist ernst – die Stimmung gelöst.

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