Borgfeld. Auf die steigenden Fallzahlen von Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, hat das Land Bremen mit weiteren Einschränkungen reagiert. Hierzu gehört auch die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung beim Besuch von Wochenmärkten. Auf dem Platz zur Linde in Borgfeld bot sich daher nun beim ersten Markttag nach dem Erlass ein ungewohntes Bild.
Wie Roberto Zeidler von der Ökokiste Borgfeld am Mittwoch schildert, ist schon früh morgens das Ordnungsamt erschienen, um über die veränderte Situation zu informieren. Hierbei hätten er und andere Händler erstmals erfahren, dass auch sie ab sofort einer Maskenpflicht unterliegen. „Es hieß, wenn wir Kunden ohne Maske bedienen, müssen wir 250 Euro und die jeweiligen Kunden 50 Euro zahlen“, sagt Zeidler. Verunsicherung sei nicht nur aufseiten der Besucher, sondern auch unter den Marktleuten zu spüren. Einige seiner Kunden würden sich weigern, eine Maske zu tragen, weil sie von den Corona-Maßnahmen nichts halten, berichtet Zeidler, der dem Wochenmarktgeschehen am kommenden Sonnabend mit gemischten Gefühlen entgegen sieht. Denn erfahrungsgemäß würden sich am Wochenende immer meterlange Schlangen bilden, wodurch eine Maskenkontrolle schlichtweg nicht möglich sei. „Ich darf und kann eigentlich immer nur auf die Maskenpflicht hinweisen. Wenn der Kunde sagt, dass er ein Attest hat, muss ich es ihm glauben.“

Ann Kristin Barth
Ebenso wie Zeidler ist Christian Hesselfeld, Inhaber des Geflügelhofs Hesselfeld in Colnrade, ganz froh darüber, dass der Markttag am Mittwoch so ruhig verläuft. „Es sind deutlich weniger Leute unterwegs, was aber auch an den Ferien liegen kann“, vermutet er und lobt seine Kundschaft für die Umsetzung der neu angeordneten Maskenpflicht. „Die machen das schon sehr gut von alleine. Man kennt das aber ja auch schon länger aus anderen Bereichen.“ Am Stand würde er mit seinem Team generell darauf achten, dass alle öfter die Hände waschen und eine Maske zu tragen. „Manchmal muss man nachfragen, was der Kunde bestellt hat, weil man es durch die Maske nicht richtig verstanden hat. Die Kommunikation ist schon eingeschränkt“, stellt Hesselfeld fest. Allerdings würden alle dafür Verständnis aufbringen. Es sei zwar unangenehm, mit einer Maske zu arbeiten, aber momentan ginge es nun mal nicht anders. „Die Situation wird sicherlich noch länger andauern. Wir müssen damit leben“, betont er.
Mit einem Mund-Nasen-Schutz zu arbeiten, findet auch Ann Kristin Barth, Händlerin, Körpertherapeutin und Inhaberin von „Federleicht in motion“, anstrengend. Nach ihrer Aussage geht es in Borgfeld recht persönlich zu. Gerade zu Beginn der Corona-Pandemie habe man dort die Abstandsregel sehr gut eingehalten. „Eine Maske ist für viele etwas, was die Ängste schürt. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns bewusst verhalten können und auf unseren Körper hören sollten“, lautet ihr Fazit. Ihrer Ansicht nach ist es wichtig, langfristig zu denken, das eigene Immunsystem zu stärken und einfach mal zur Ruhe kommen. „Ich achte auf eine gesunde Ernährung und gehe regelmäßig zur Massage, weil ich weiß, dass mir Berührungen und Ruhezeiten gut tun.“

Nadja Segers mit Hündin Lotti.
Wie wahrscheinlich die meisten Bürger, versucht auch Nadja Segers, die mit Hündin Lotti gerne über den Wochenmarkt bummelt, in Sachen Coronaschutz stets auf dem Laufenden zu bleiben. „Da auf dem Markt viele Personen unterwegs sind, finde ich hier die Maskenpflicht schon nachvollziehbar. Tatsächlich fühle ich mich dadurch kaum eingeschränkt“, erklärt sie. An ihrem Arbeitsplatz gebe es bisher noch keine Maskenpflicht und beim Einkaufen habe man sich schon daran gewöhnt. „Ansonsten versuche ich, immer Abstand zu halten und besuche weder Restaurants noch Kinos.“
Als lästig empfindet Sunhild Goldkamp den Mund-Nasen-Schutz. Weil sie Asthmatikerin sei, verfüge sie über eine ärztliche Bescheinigung, die sie aber nicht immer bei sich trage. Auf dem Wochenmarkt ist sie mit einer Maske anzutreffen. „Ich bin selber 77 Jahre alt und finde es etwas unverschämt, wenn ältere Leute sagen, dass sie schon zwei Weltkriege hinter sich haben und die Corona-Krise auch noch schaffen würden“, empört sie sich. Gerade wenn man Risikopatient sei, sollte man vorsichtiger sein. So meidet Goldkamp nach Möglichkeit öffentliche Verkehrsmittel, auch wenn sie gerne mal wieder mit dem Bus nach Worpswede fahren würde. „Zu Hause mache ich meine Atemübungen, was für mich Entspannung bedeutet. Momentan hilft mir das ganz gut.“

Sunhild Goldkamp
Jule Stegemann-Trede ist mit der Maskenpflicht auf dem Wochenmarkt einverstanden. „Je mehr es sichtbar wird, umso mehr wird es berücksichtigt, denke ich. Man kann sich da ganz klar an die AHA plus L-Regel halten“ – Abstand, Hygiene, Alltagsmaske plus Lüften. Als nervig empfindet sie die unterschiedlichen Regelungen der Bundesländer, was zu Verunsicherung führe. „Das habe ich gerade wieder im Freundes- und Bekanntenkreis erfahren, als es um das Thema Beherbergungsverbot ging. Daher denke ich, dass es nötig ist, dass streng reglementiert wird“, so Stegemann-Trede. Generell sei sie viel an der frischen Luft und versuche nach Möglichkeit, die Dinge etwas langsamer angehen zu lassen. „Man sollte freie Zeiten nutzen, um sich etwas Gutes zu tun“.