Eigentlich sollte die Maschine nur für den eigenen Betrieb sein, um die Orchideenzüchtung zu optimieren. Doch nun hat das Unternehmen Bock Bio Science Anfragen aus aller Welt. Am Abend durften die Inhaber Friederike und Stephan von Rundstedt den Bremer Umweltpreis entgegennehmen. Am Ende hatte die Jury ihnen das Votum gegenüber den fünf anderen Finalisten gegeben.
Das Unternehmen hatte einst Friederike von Rundstedts Großvater Wolfgang Bock gegründet und ist eigentlich bekannt für die Züchtung von Orchideen. Irgendwann kam der Wunsch auf, die automatisierter ablaufen zu lassen, als das bis dato der Fall war. Deshalb begann das Unternehmen 2011 mit der Entwicklung eines Roboters, der Pflanzenklone bildet, indem er an der richtigen Stelle den Schnitt macht. Nach acht Jahren ist der Prototyp Robocut entstanden, der bald in die Serienfertigung gehen soll. Die Kiste ist etwas größer als das Wartehäuschen einer Bushaltestelle. Er arbeitet voll automatisch mit 3D-Bilderkennung und künstlicher Intelligenz. Die Pflanzen, die man ihm hineinstellt, erkennt er automatisch und zerschneidet sie steril mit einem Laser. Auf diese Weise werden neue Setzlinge geschaffen.
Weniger CO2-Ausstoß
Durch diese innovative Technik sei es für Bock Bio Science möglich, Arbeitsplätze aus Billiglohnländern wie China oder Indien wieder nach Deutschland zurückzuholen. „Die Zierpflanzen, die die Verbraucher hier kaufen, wurden normalerweise im Ausland gezüchtet“, sagt Stephan von Rundstedt. Die Produktion minimiert auch den CO2-Ausstoß und erfordert weniger Einsatz von Pestiziden. Ausgerechnet mit der Phalaenopsis-Orchidee, die als durchaus anspruchsvoll gilt, sollte der Robocut funktionieren. Friederike von Rundstedt sagt: „Und als es mit der funktionierte, sagten wir uns, dass es auch mit anderen Pflanzen funktioniert.“ Für sich züchten sie nun Heidel- und Goji-Beeren, Kirsch- und Apfelbäume, Christrosen und zur Nutzung als Biomasse Chinaschilf.
In Indien hat ein Bananenzüchter Interesse, weil er wegen des Pilzbefalls der am meisten angebauten Sorte Cavendish bis in drei Jahren 300 Millionen neue Pflanzen braucht. In den USA sieht ein Hopfenzüchter das Potenzial für sein Geschäft genauso wie ein Hanfzüchter in Kanada. Für ein solches Gerät müssen sie 500.000 Euro zahlen. Bock hat in den vergangenen acht Jahren mehr als zehn Millionen Euro an Entwicklungskosten investiert. „Aus heutiger Sicht können wir absolut das Förderpotenzial loben, dass wir hier in Bremen haben“, stellt Stephan von Rundstedt fest. Das habe die Entwicklung leichter gemacht. Seine Frau Friederike von Rundstedt freut sich: „Für uns ist dieser Preis eine Bestätigung unserer Arbeit. Gleichzeitig kommt er genau zum richtigen Zeitpunkt, weil wir ihn für unser Marketing nutzen können.“
Denn Mitte November will das Unternehmen den serienfertigen Prototypen präsentieren. Bei der Herstellung arbeitet Bock mit dem Maschinenbauer DMP aus Lohne zusammen. Bremens Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) lobte als Schirmherrin dieses Preises das Unternehmen und seiner Idee: „Bei dieser technischen Innovation ist etwas Zukunftsweisendes gelungen, das auch wichtig für die Bio-Ökonomie ist.“ Sympathisch sei für sie auch die Reduktion von CO2 und Pestiziden durch den Robocut: „Es ist ein sehr gutes Beispiel für moderne Landwirtschaft und trägt dazu bei, die Landwirtschaft vom Schmuddelimage weg zu bringen, das einige ja im Kopf haben.“ Ralf Stapp, Geschäftsführer der Bremer Aufbau-Bank, ergänzte, was außerdem beispielhaft sei: „Bock Bio Science hat sich mit dieser Innovation vom ursprünglichen Geschäftsfeld auf ein neues begeben.“
Die anderen fünf Finalisten waren die Firmen Rytle, Saacke, das Siebdruck-Center, Sonnentracht und die SWB für ihr Hybridregelkraftwerk in Hastedt.