Selten hat ein Kunstwerk im Laufe der Zeit so wenig Aufmerksamkeit erfahren wie die Fleetflicken von Gertrud Schleising in Borgfeld. Im Frühjahr sollen die bunten Ziegelsteinmosaike ausgebessert und mit einem kuratierten Spaziergang erneut der Öffentlichkeit übergeben werden. Das kündigt das Bremer Kulturressort an. Neue Informationstafeln sollen die Bedeutung des Kunstwerks herausstellen.
Dass viele Borgfelderinnen und Borgfelder die Fleetflicken nicht kennen, liegt vermutlich am Ort der Kunst. Die gelben und grünen Platten sind in die Gehwege eingesetzt. Ohne sie zu beachten, laufen täglich Hunderte Menschen auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder in die Kita auf die Ziegelsteinmosaike. Räder aller Art rollen über ihre Oberflächen, Stöcke picken an der glasierten Oberfläche. Kaum ein Passant nimmt das Kunstwerk wahr.
Die Grenzen im Ortsteil überwinden
An 17 Stellen machen die Fleetflicken auf die Geschichte Borgfelds aufmerksam. Die Mosaike erinnern an den Verlauf der Fleetgräben, die noch vor 150 Jahren an den jeweiligen Flurstückgrenzen das Auenland entwässerten. Sie unterteilten das Land aus der Luft betrachtet in schmale Rechtecke, erklärt die Bremer Künstlerin Gertrud Schleising. Für ihr Kunstprojekt hat die heute 68-Jährige eine Landkarte aus dem Jahr 1830 aus dem Staatsarchiv genutzt. Zugleich, sagt Schleising, sollen die Fleetflicken das alte Borgfeld mit dem neueren Borgfeld-West verbinden: Dunkle Linien schneiden das gewohnte Geradeaus im Blick und in der Laufrichtung ab, diese Grenzen "wollen von den Passanten gequert werden, wenn sie von Borgfeld-West in den alten Ortskern unterwegs sind". Im September 2008 waren die Fleetflicken im Beisein von Kultur-Staatsrätin Carmen Emigholz eingeweiht worden. Bereits zwei Jahre nach der Installation mussten einige kaputte Platten ausgetauscht werden.
Risse im Material
Inzwischen fordert der Verschleiß seinen Tribut. Schuhsohlen, Streusalz, Frost und Kehrmaschinen haben auf der Kunst ihre Spuren hinterlassen. "Es hat Schäden gegeben", sagt Schleising. Gemeinsam mit dem Bremer Kulturressort und dem Amt für Straßen und Verkehr habe sie die ein oder andere Prüfstelle kontaktiert. "30 von insgesamt 500 Platten müssen ausgetauscht werden", so die freischaffende Künstlerin. Es handele sich um Kleinigkeiten, die Beschädigungen seien minimal. Sobald es nachts nicht mehr friert, sollen die zehn gelben und 20 grünen Platten ausgetauscht werden. Grund sind Risse im Material. Und weil sie nicht eingegossen sind, könnten die Ziegelsteine ohne "Baustellenaufwand" schnell aus dem Gehweg aufgenommen und ersetzt werden, so Werner Wick. Eine auf Garten- und Landschaftsbau spezialisierte Firma aus Lilienthal werde die Arbeiten im Auftrag des Kulturressorts erledigen. Die belaufen sich nach Angaben von Ressortsprecher Werner Wick auf 3300 Euro. Hinzu kommen 1700 Euro für eine neue, moderne Beschilderung inklusive Leitsystem.
Kritik an Rutschfestigkeit
Ungewöhnlich hoch sei der Aufwand für den Erhalt des ursprünglich 37.000 Euro teuren Kunstwerks nicht, sagt Werner Wick. Seit der Restaurierung im Jahr 2011 habe es keinerlei Schwierigkeiten mehr gegeben. "Das Material der Kacheln ist geprüft", sagt Wick, es sei verkehrstauglich und als sicher begeh- und befahrbar zugelassen. Daran änderte auch der Verschleiß nichts, glaubt Schleising. Erst kürzlich hatte sich im Borgfelder Ortsamt eine Bürgerin darüber beschwert, dass es auf den Platten vor dem Restaurant Mike's an der Borgfelder Heerstraße zu glatt sei. Nach Angaben von Gertrud Schleising aber hat eine Bauprüfstelle in Wismar die Rutschfestigkeit bescheinigt. Ein Bremer Labor habe die Trittsicherheit auf dem Gehweg für geeignet befunden. Borgfelds Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe sagt: Es sei gut, dass die Platten im Frühjahr in Ordnung gebracht werden.

Im Frühjahr sollen die kaputten Ziegelsteinmosaike ausgebessert werden.
Um Ostern herum sollen die Fleetflicken erneut der Öffentlichkeit übergeben werden. Die öffentliche Begehung und Besprechung, bei der auch Gertrud Schleising zugegen sein wird, planen das Kulturressort und das Ortsamt gemeinsam. Damit das Kunstwerk (vollständiger Titel: "Fleetflicken – unterm Pflaster liegt das Land") in Zukunft besser zur Geltung kommt, lässt das Kulturressort drei 80 mal 50 Zentimeter große Info-Tafeln aufstellen. Die neuen Schilder entwirft das Kulturressort gemeinsam mit einem kunstfachlichen Grafikdesigner, so Werner Wick. Eine Tafel soll in der Ortsmitte an der Borgfelder Heerstraße, Einfahrt zum Kindergarten Borgfelder Butjer, aufgebaut werden, eine andere bei der Schule Am Borgfelder Saatland und eine dritte an der Daniel-Jacobs-Allee, Ecke Schoolpad. Dort, sagt Gertrud Schleising, könnten sich auch die Bewohner des Borgfelder Stiftungsdorfes informieren: "Möglicherweise ist es für sie wichtig, sich zu erinnern, wie es war, als die Flächen in Borgfeld noch landwirtschaftlich genutzt wurden."

Gertrud Schleising