Das Projekt „Klimaschutz und Inklusion“ der Stiftung Friedehorst hat viele sichtbare Spuren hinterlassen. An mehreren Stellen auf dem Gelände sind Hochbeete entstanden, Sträucher wurden gepflanzt und im Friedehorst-Park wachsen jetzt Obstbäume. Es wurde gekocht und gegärtnert, gespielt und gebastelt, es gab Workshops, Experimente, Ausflüge und Feste. Dazu wurden zahlreiche Teilnehmer zu sogenannten Klima-Scouts ausgebildet. Sie wissen jetzt, wie sie in ihrem Alltag zum Klimaschutz beitragen können. Nach zwei Jahren läuft die finanzielle Förderung des Projekts nun aus.
Noch hoffen Projektleiterin Alke Rockmann und Friedehorst-Sprecherin Gabriele Nottelmann, dass Gelder aus einem anderen Fördertopf bewilligt werden, damit „Klimaschutz und Inklusion“ weitergehen kann. „Nahtlos würde das zwar nicht mehr klappen, aber es wäre schön, wenn wir ab Januar für zwei bis drei Jahre weitermachen könnten“, sagt Nottelmann. Dass der Bedarf da ist, hat Alke Rockmann in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder festgestellt. „Ich hatte viele Anfragen, unter anderem nach unserem Angebot für die Herbstferien. Aber leider endet das Projekt Ende dieses Monats.“ Im zweiten Projektjahr sei die Nachfrage noch einmal gestiegen. „Das hat sich in den Köpfen gerade verfestigt. Die Leute wissen jetzt: Friedehorst macht etwas mit Klimaschutz und Inklusion. Umso bedauerlicher wäre es, wenn es jetzt endgültig enden würde.“
Dass die Förderung durch das Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative auf zwei Jahre begrenzt sein würde, war von Anfang an klar. Das Projekt war durch das Programm „Kurze Wege für den Klimaschutz“, mit dem Nachbarschaftsprojekte im Klimaschutz unterstützt werden, mit 210 000 Euro finanziell ausgestattet worden.
Insgesamt laufen im Zuge des Bundes-Programms bundesweit mehr als 100 Projekte, in Bremen sind es elf, darunter auch ein weiteres in Bremen-Nord unter dem Titel „Klimaschutz in Blumenthal – ein Quartier im (Klima-)Wandel“.
Die Kombination „Klimaschutz und Inklusion“ ist auf den ersten Blick ungewöhnlich, für die Stiftung Friedehorst war sie allerdings naheliegend, denn auf dem Areal leben viele Menschen mit Behinderung. „Gleichzeitig ging es uns um die Vernetzung mit der Nachbarschaft, denn unser Ziel ist es, dass Friedehorst noch mehr als bisher Teil des Quartiers wird und einen guten Kontakt zu den Anwohnern hat“, sagt Gabriele Nottelmann. Weitere Ziele waren, das Bewusstsein für Klimaschutz zu stärken und das Wissen darüber zu vergrößern. Behinderte und nicht behinderte Menschen konnten durch das Projekt erfahren, welche Handlungsmöglichkeiten sie ganz konkret im Alltag haben.
An den zahlreichen Veranstaltungen, die im Zuge des Projekts angeboten wurden, haben nach Angaben von Alke Rockmann mehr als 8000 Menschen teilgenommen. Diese Zahl beinhaltet auch Besucher des evangelischen Kirchentags in Dortmund. Dort hatte sich das Lesumer Projekt im sogenannten Gläsernen Restaurant in einer Halle, in der es um Umweltschutz ging, mit einem Imagefilm präsentiert. Circa 3000 Menschen haben diesen Film gesehen, schätzt Rockmann. Rund 5000 Teilnehmer beteiligten sich an den vielfältigen Angeboten in Bremen-Nord, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche.
Zum Auftakt wurden zunächst zwölf sogenannte Teamer ausgebildet, die ihr Wissen zum Thema Klimaschutz später in Schulen, Kindergärten, an Info-Ständen und bei Straßenfesten weitergegeben haben. „Darunter waren Studenten, Schüler, Rentner, Pädagogen und Menschen mit Behinderung zwischen 16 und 70 Jahren“, erzählt die Projektleiterin. Die 43-jährige Umweltbiologin hat in den vergangenen zwei Jahren zudem zahlreiche Aktionen, Exkursionen, Feste, Kochveranstaltungen, Theater-Angebote, Vorträge und Workshops organisiert.
Bei einer der ersten Aktionen pflanzten Bewohner der Friedehorster Einrichtungen zusammen mit Interessierten aus der Nachbarschaft Obstbäume im Friedehorst-Park und an einigen anderen Stellen auf dem Gelände. „So ist im Park eine Streuobstwiese mit alten regionalen Obstbaumsorten entstanden“, erläutert Rockmann. Zuvor hatte sie auf dem Lesumer Marktplatz und im Freizeitheim Friedehorst Umfragen gemacht. Dabei erfuhr sie, welche Obstbäume sich die Lesumer wünschten.
Müll gesammelt und Bäume bewässert
Auch als es darum ging, Müll zu sammeln, Hochbeete aufzubauen und zu bepflanzen und im trockenen Sommer 2018 Bäume im Friedehorst-Park zu bewässern, waren stets Nachbarn und Friedehorst-Bewohner Seite an Seite im Einsatz. Ausflüge wurden ebenfalls gemeinsam unternommen. Es ging zum Naturkost Kontor im Frischezentrum des Großmarkts, zur Blocklanddeponie, ins Teufelsmoor, wo unter anderem der Besuch eines historischen Bauernhofs auf dem Programm stand, ins Klimahaus, zum Sträuchermarkt des Naturschutzbunds in der Vahr, zum Gärtnerhof in Oldendorf, der durch solidarische Landwirtschaft betrieben wird, und zur Jugendfarm in Habenhausen. „Dort haben wir eine große Saftpresse angeschaut.“
Dazu gab es Straßen- und Sommerfeste und einen Klimagottesdienst zum Erntedankfest. Riesig war das Interesse an den Obstschnittkursen. Es hatten sich so viele Teilnehmer angemeldet, dass nicht alle berücksichtigt werden konnten. Ebenfalls gut besucht waren die Angebote, die zusammen mit der Ökologiestation organisiert wurden. Unter anderem in den Sommerferien konnten behinderte und nicht behinderte Kinder dabei gemeinsam Naturerfahrungen machen und spielerisch jede Menge über Klimaschutz lernen.
Gemeinsam mit der Lesumer St.-Martini-Gemeinde hat Alke Rockmann außerdem ein Kochprojekt ins Leben gerufen. Das soll in jedem Fall auch dann weitergehen, wenn „Klimaschutz und Inklusion“ nicht fortgesetzt wird. Und auch an vielen anderen Stellen, bleiben die Spuren des Projekts erhalten und werden von Nachbarn und Friedehorst-Bewohnern gehegt und gepflegt. Gemeinsam können sie beispielsweise Obst und Gemüse aus den Hochbeeten ernten, daraus Mahlzeiten zubereiten oder Saft pressen.
Die Entscheidung darüber, ob das Projekt in Friedehorst ab Januar wieder starten kann, könnte Ende des Monats fallen. „Wir haben uns um Fördermittel der Deutschen Postcode Lotterie beworben“, erläutert Alke Rockmann, die nun hofft, dass das Projekt den Zuschlag erhält. Gabriele Nottelmann betont: „Ideelle Förderer haben wir mit unserem Projekt sehr viele. Doch leider ist darunter niemand, der die Taschen voller Geld hat.“
Klimaschutz und Inklusion
Das Projekt der Stiftung Friedehorst lief zwei Jahre und endet Ende September. Es war durch das Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative durch das Programm „Kurze Wege für den Klimaschutz“ finanziert worden. Noch ist offen, ob es mithilfe von Geldern aus einem anderen Fördertopf ab Januar 2020 fortgeführt werden kann. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.klimaschutz-und-inklusion.de.