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Bauvorhaben in Lesum Anwohner fürchten Überschwemmungen

An der Hindenburgstraße sollen drei Mehrfamilienhäuser und eine Kindertagesstätte gebaut werden. Bei einer Einwohnerversammlungen haben Bürger ihre Bedenken geäußert.
04.09.2020, 07:14 Uhr
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Anwohner fürchten Überschwemmungen
Von Julia Ladebeck

Lesum. Der Standort der Zufahrt zu den geplanten drei Mehrfamilienhäusern an der Hindenburgstraße und mögliche Überschwemmungen infolge der zusätzlichen Flächenversiegelung: Diese beiden Aspekte machen den Anwohnern im Zusammenhang mit einem Bauvorhaben an der Hindenburgstraße am meisten Sorgen. Dazu gefällt einigen die geplante Höhe der Neubauten nicht, wie in der Einwohnerversammlung zur Aufstellung eines neuen Bebauungsplans deutlich wurde. Sie seien „eine Etage zu hoch“, sagte ein Anwohner. Eine Nachbarin äußerte, es sei schwer vorstellbar, solche „Klinkerklötze“ in dem Ausmaß dort zu haben.

Bis der erste Spatenstich erfolgen kann, wird noch mindestens ein Jahr ins Land gehen, erläuterte René Kotte, Referatsleiter für Stadtplanung im Bauamt Bremen-Nord. So lange dauert es noch, bis das gesamte Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans 1278 durchlaufen ist. Dazu gehört unter anderem die Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden, die Behandlung von Einwänden und Stellungnahmen sowie gegebenenfalls eine Planänderung. Erst nach Beschluss des Bebauungsplans kann schließlich ein Bauantrag gestellt werden. Ortsamtsleiter Florian Boehlke erläuterte das Ziel der Versammlung: Die Anwohner sollen informiert werden und die Möglichkeit bekommen, Einwände zu äußern und Anregungen zu geben, die die Verwaltung dann prüft.

Bei dem circa 9370 Quadratmeter großen Plangebiet handelt es sich um die Grundstücke Hindenburgstraße 2, 4 und 6 im Zentrum von Lesum. Die Grundstücke 2 und 4 sind mit einer ehemaligen Hofstelle bebaut, die zu zwei Mehrfamilienhäusern umgebaut worden ist. Diese Gebäude sollen bestehen bleiben. Auf der hinteren Grundstücksfläche befindet sich ein Hof mit Garagen. Ein Großteil des Areals wird außerdem als Garten genutzt. Rückwärtig schließt das Grundstück mit einem Graben am Bahndamm ab. Das Gewässer mündet in ein Rückhaltebecken, das wiederum Verbindung zur Ihle hat. Auf der Freifläche ist der Bau von drei Mehrfamilienhäusern geplant.

Kita soll gebaut werden

Auf dem Grundstück Hindenburgstraße 6 befindet sich eine ehemalige Tankstelle, die derzeit durch einen Gebrauchtwagenhändler genutzt wird. Dieses Gebäude soll abgerissen werden. Vorgesehen ist dort der Bau einer Kindertagesstätte. Der entsprechende Bauantrag für das zweigeschossige Kita-Gebäude wurde nach aktuell bestehendem Baurecht gestellt.

Wie die drei Mehrfamilienhäuser einmal aussehen könnten, stellte René Kotte mithilfe einer Visualisierung vor, die Architekt Frank Sieber erstellt hat. Dabei handele es sich allerdings lediglich um einen „orientierenden städtebaulichen Entwurf“, der noch geändert werden kann, so der Stadtplaner. Nach derzeitigen Planungsstand sollen die drei Häuser eine Klinkerfassade bekommen und in U-Form wie zu einem Hof angeordnet werden, der sich zur Ihle hin öffnet.

Vorgesehen ist der Bau von drei dreigeschossigen Häusern mit ausgebauten Satteldächern mit insgesamt mindestens 30 Wohneinheiten und zwei Tiefgaragen. Die Traufhöhe – das ist der Punkt am Haus, an dem das Dach anfängt – wird laut Kottes Präsentation „vermutlich bei elf Meter über Straßenniveau“ liegen. Der Dachfirst nach jetzigem Planungsstand bei 16,5 Meter. „Die Bebauung auf der anderen Straßenseite hat 15,5 Meter ohne First“, sagte Kotte und sprach damit von der Seniorenwohnanlage gegenüber, in der sich auch eine Gastronomie sowie Gesundheitsdienstleister befinden.

Da sich das Areal, auf dem gebaut werden soll, überwiegend im Überschwemmungsgebiet befindet, spiele Hochwasserschutz dort eine Rolle, sagte Kotte. Neben einem Bodengutachten, Schallberechnungen, einer Parkraumuntersuchung und einer Baumbestandserhebung gehörte seinen Worten nach auch die Neuberechnung des Überschwemmungsgebiets zu den Vorbereitungen für die Aufstellung des Bebauungsplans. Die Berechnung habe ergeben, dass weitaus weniger Teile des Areals von Überschwemmung bedroht seien, als ursprünglich angenommen, so Kotte. Es führte nach seinen Angaben aber auch dazu, dass jetzt ein Haus weniger geplant wird. Das vorgesehene vierte Gebäude hätte im Überschwemmungsgebiet gestanden, so der Stadtplaner und sei deshalb ersatzlos gestrichen worden.

Die Vorsitzende des Kleingartenvereins Lesum befürchtet, dass die zusätzliche Versiegelung Auswirkungen auf die Hochwassersituation im Kleingartengebiet haben könnte. „Wir saufen da sowieso schon regelmäßig ab und haben Probleme mit der Ihle“, sagte sie. Auch eine Bewohnerin der bestehenden Häuser berichtete, dass häufig Wasser auf den Wiesen hinter dem Haus stehe. Abschließend geklärt wurde die Frage nach einer möglichen Zunahme von Überschwemmungen nicht.

Auch das Thema Parkplätze beschäftigt die Anwohner – unter anderem, weil die vorhandenen Garagen wegfallen werden, die größtenteils vermietet seien. Bedenken gibt es auch, weil zusätzlicher Hol- und Bringverkehr an der künftigen Kita erwartet wird. Die Bewohner der neuen Häuser können Tiefgaragenplätze nutzen, erfuhren die Versammlungsteilnehmer. Des Weiteren seien auch oberirdisch angelegte Stellplätze möglich.

Zufahrt wird geprüft

Sorge macht den jetzigen Bewohnern ebenfalls, dass die Erschließung der Mehrfamilienhäuser über die vorhandene Zufahrt zwischen den Häusern 2 und 4 vorgesehen ist. Die Nutzung soll durch ein Überwegungsrecht ermöglicht werden. Eine Anwohnerin äußerte, sie befürchte Risse in ihrer Wohnung – durch Baufahrzeuge und zusätzlichen Verkehr. Die Frage, ob die Zufahrt an eine andere Stelle – neben die vorhandene Bebauung – gelegt werden kann, wird nun noch einmal geprüft, sagte Kotte zu.

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