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Entwicklung von Bremen-Nord Es gibt noch viel zu tun

Um Perspektiven für Bremen-Nord ging es in einer Diskussionsrunde in Haus Kränholm. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte eingeladen. Das Fazit: Es gibt noch viel zu tun.
27.07.2021, 19:00 Uhr
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Es gibt noch viel zu tun
Von Gabriela Keller

Es muss noch viel getan werden, um den Bremer Norden nach vorn zu bringen. Darin waren sich alle einig: der Vertreter der Handelskammer, der Mann aus der Wirtschaft und die zwei Politiker, die auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung am Montagabend in Haus Kränholm über die Entwicklung von Bremen-Nord diskutierten. Unter dem Motto "Quo vadis Bremen-Nord" ging es um eine Bestandsaufnahme und um Perspektiven für den Stadtbezirk nördlich der Lesum.

Die Probleme im Bremer Norden sind bekannt: Mit dem Aus für die Vulkan-Werft und die Bremer Woll-Kämmerei sind viele Arbeitsplätze ersatzlos weggebrochen. Und der Stellenabbau geht weiter. In Farge bei Thyssen Krupp werden Jobs abgebaut. Die Zukunft des Kraftwerks Farge und der Jacobs University ist ungewiss. Die Bilanz von Olaf Orb, Geschäftsführer und Leiter des Bereiches Standortpolitik, Häfen und Verkehr bei der Handelskammer Bremen, fiel denn auch negativ aus. "In den vergangenen fünf Jahren ist wirtschaftsstrukturpolitisch in Bremen-Nord nichts passiert. Nach wie vor gibt es keinen Zuwachs an attraktiven Gewerbeflächen." Orb warf der Politik Versäumnisse vor. Schon 2015 habe es die Idee gegeben, eine Wirtschaftsentwicklungsagentur für Bremen-Nord ins Leben zu rufen. Keine Partei habe das aufgegriffen. "Es fehlt jede Vision und jede Ambition, wie sich Bremen-Nord wirtschaftlich entwickeln soll", lautete sein Fazit.

Mehr Unterstützung für Unternehmen wünschte sich Stephan Friedrich. Der Geschäftsführer bei der Lürssen-Gruppe kritisierte bürokratische Hürden, die Firmen beim Erwerb städtischer Grundstücke in den Weg gelegt werden. "Da wird eine Fürsorge betrieben, die die Wirtschaft lähmt." Flächen sollten unbürokratischer und damit schneller zur Verfügung gestellt werden, forderte Friedrich.

Dass sich in Bremen-Nord mehr Unternehmen ansiedeln und damit auch mehr Arbeitsplätze entstehen – für den Vertreter der Wirtschaft ist das auch eine Imagefrage. Bremen mache vor allem mit Verschuldung und schlechten Ergebnissen im bundesweiten Bildungsvergleich Schlagzeilen. Das müsse sich ändern. "Bremen muss sich anders darstellen. Die Stadt hat viele positive Attribute, die draußen nicht bekannt sind."

Zu den positiven Seiten gehört für Friedrich die Jacobs University in Grohn. "Die hat Strahlkraft für den Bremer Norden." Für den Erhalt der Privatuni sprachen sich auch die Bremer Landesvorsitzende der Jungen Union (JU), Wiebke Winter, und der SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Schmidt aus. Ein Finanzierungskonzept müsse gefunden werden.

Stichwort Bildung: Da müsse Bremen aufholen, um für Arbeitgeber wie für Arbeitnehmer attraktiv zu sein, hieß es in der Runde. "Für Unternehmen ist die Bildungsinfrastruktur neben der verkehrlichen Erreichbarkeit und der Unternehmensbesteuerung der drittwichtigste Standortfaktor", machte Olaf Orb von der Handelskammer deutlich. Bremen insgesamt und auch Bremen-Nord habe ein Problem. "Die typischen Mittelstandsfamilien gehen lieber ins niedersächsische Umland, weil sie hier für ihre Kinder bessere Bildungschancen sehen."

Von Unternehmen, die Auszubildende suchen, höre sie oft, dass Bewerber aus Niedersachsen besser seien als aus Bremen, sagte Wiebke Winter. Bildung dürfe aber nicht davon abhängen, in welchem Bundesland jemand wohnte, meinte die JU-Vorsitzende, die im September für den Bundestag kandidiert. "Föderalismus ist an vielen Stellen richtig, aber im Bildungsbereich geht er mir zu weit", plädierte sie für nationale Bildungsstandards.

Mit Uwe Schmidt war sich Winter einig: Um den Bremer Norden attraktiver zu machen, muss der öffentliche Personennahverkehr verbessert werden. Der Viertelstundentakt auf der gesamten Bahnstrecke zwischen Farge und dem Bremer Hauptbahnhof müsse das Ziel sein. Für den Ausbau könnten Regionalisierungsmittel vom Bund eingeworben werden, meinte Uwe Schmidt. Der Bremer Norden brauche auch mehr Kulturangebote und mehr Einkaufsmöglichkeiten, forderte Wiebke Winter.

Patentrezepte zur Belebung der Vegesacker Innenstadt hatte die Runde allerdings nicht parat. Olaf Orb forderte ein Aktionsprogramm des Senats für das Mittelzentrum, ähnlich dem für die Bremer Innenstadt. Uwe Schmidt sieht in der Neugestaltung des Haven-Höövt-Geländes eine Chance und hat hier vor allem den Museumshaven im Blick. "Wir sollten schauen, wie wir den Museumshaven attraktiver gestalten, auch mit Einsatz von Bundesmitteln." 

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