Michael Brateck hat ein ungewöhnliches Angebot auf einer Internetplattform eingestellt. Der frühere Bremer verschenkt seinen Friseursalon im Marßeler Einkaufszentrum samt Inventar: „Ich würde auf einen Abstand verzichten, damit es für die Damen hier weitergeht. Der neue Eigentümer kann den Mietvertrag sofort übernehmen. Im Prinzip will ich den Salon verschenken.“
In dem Laden zwischen Reisebüro und Apotheke an der Stockholmer Straße frisieren zwei Friseurinnen zeitgleich ihre Kundinnen. Einige Kunden warten. Das Summen der Haartrockner und Stimmengewirr füllen den Raum. In den Regalen liegen orangefarbene und schwarze Handtücher, fein säuberlich gerollt. Es duftet nach Shampoo. Hinter einem orange-braunen Fransen-Vorhang sitzt Michael Brateck in der Pantry und spricht über sein Geschäft. 2007 hatte er es zusammen mit seiner Frau, einer Friseurmeisterin, übernommen. Das Paar lebt inzwischen im Süden von Niedersachsen. Seine Frau sei in Rente. Er könne das Geschäft krankheitsbedingt nicht weiterführen.
Langjährige Mitarbeiterinnen
Dennoch will der Wahl-Hamelner den Laden vor der Schließung bewahren. Den Mitarbeiterinnen zuliebe. „Die beiden Damen sind fast von Anfang an dabei und haben ihren festen Kundenstamm“, berichtet er. Sie würde gern weiter im Einkaufszentrum arbeiten, bestätigt eine der beiden Friseurinnen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Seit zwölf Jahren sei sie bei Brateck beschäftigt. Sie schätze die familiäre Atmosphäre. „Der Friseursalon ist wie ein zweites Zuhause für mich.“
Das Publikum im Einkaufszentrum beschreibt Brateck als „gesetzt“. Die Kundinnen seien zumeist mittleren Alters, "das ist kein Durchlaufsalon.“ Ein neuer Betreiber könne aber selbstverständlich eigene Schwerpunkte setzen.
Es kommt nicht so selten vor, dass Salons per Anzeige auch über Ebay Kleinanzeigen veräußert werden. Die Kosten liegen zwischen einem und mehreren Tausend Euro und richten sich zumeist nach Lage und Ausstattung. Doch würde er verkaufen oder die Waschplätze und das Inventar einzeln anbieten, er würde kaum Angebote bekommen, fürchtet Michael Brateck. Corona habe die Situation für die Branche verschärft.
„Es gab die Zeit während des Lockdowns, da kamen gar keine Kunden, dann kamen weniger, dann müssen die Corona-Hilfe zurückgezahlt werden und wenn die Kunden nicht mehr so regelmäßig kommen, ist das alles schwierig.“ Die Umsätze seien im Vergleich zu vor zehn Jahren geschrumpft. „Erst kam eine Billig-Kette aus Hamburg, jetzt sind es die Barbershops.“ Die Mitarbeitersuche sei wegen fehlender Kindergarten- und Hortplatzangebote ebenfalls problematisch: „Wenn eine Frau um Punkt 12.30 Uhr wieder am Kindergarten sein muss, rechnet es sich nicht.“
Suche läuft bis März
Sein Angebot sei eine günstige Gelegenheit für junge Friseurmeister: „Wenn sich jemand selbstständig machen will, kann er den Laden, so wie er hier steht, übernehmen." Derzeit fehlt eine dritte Kraft. Deshalb wäre es ein Glücksfall, sagt Michael Brateck, wenn der Eigentümer eine Mitarbeiterin mit eigenem Kundenstamm mitbringt. „Es wäre schon gut, wenn jemand weiß, wie das Geschäft läuft, aber ich könnte auch noch einige Sachen erklären“, bietet der Inhaber an.
Auch Färbemittel und Shampoos würde Michael Brateck seinem Nachfolger im Zweifel ebenfalls kostenfrei überlassen. „Über die Waren könnte man diskutieren, aber das soll keinen Hinderungsgrund darstellen. Es ist auch nicht so, dass die Lager voll sind. Wir bestellen einmal im Monat.“
Seine Suche hat ein Enddatum. Bis März, hofft Michael Brateck, werde sich jemand finden. Das Angebot stand bereits vor Weihnachten bei Ebay Kleinanzeigen, zwischenzeitlich hat er die Offerte entfernt. „Es haben sich viele gemeldet“, sagt der Geschäftsmann. Aber: „Es muss schon vernünftig laufen.“