Gegen 8 Uhr herrscht im Nordbremer Zustellstützpunkt Hochbetrieb. Gerade hat ein Lkw weitere voll beladene Rollcontainer gebracht. Die erste Lieferung kam schon um kurz vor 6 Uhr. Insgesamt 35 sind es an diesem Morgen. In den Containern stapeln sich Pakete und Päckchen in allen Größen. Die gilt es jetzt zu sortieren. Die Zustellerinnen und Zusteller stellen die Sendungen für ihre jeweilige Tour selbst zusammen. Sämtliche Pakete, die sie heute zu den Kunden bringen werden, laden sie auf Gitterwagen um. Auch große Kuverts, Kataloge, Werbesendungen und Zeitungen, die wegen ihres Formats nicht per Maschine vorsortiert werden können, müssen sie noch per Hand nach Touren, Straßen und Hausnummern verteilen. Schon lange bevor sie am Steindamm losfahren, um die Post in Burglesum, Vegesack und Ritterhude zu verteilen, haben die Zusteller jede Menge zu tun.
Einer von ihnen ist Leszek Molak. Der 63-Jährige wird später mit dem Streetscooter in Aumund unterwegs sein. Unter anderem liegen die Lerchenstraße und Auf dem Flintacker in seinem Zustellbereich. Neben Briefen liefert er auch Pakete aus. Verbundzustellung nennt es die Post, wenn beides zusammen verteilt wird. An diesem Tag hat Molak bisher Glück: Es ist noch kein besonders schweres Paket dabei. Das kennt er auch anders. "Die Leute bestellen alles Mögliche – Hundefutter, Autoteile, Gartengeräte. Entsprechend schwer sind die Kartons dann. 30 Kilo in die dritte Etage zu tragen, ist ganz schön anstrengend", erzählt er, während er mit einem Handscanner den Strichcode auf einem Päckchen scannt.

Leszek Molak scannt mit einem Handscanner den Strichcode auf einer Sendung.
Jedes einzelne Paket muss auf diese Weise erfasst werden. Aus allen Ecken der großen Halle ist das Piepen der Scanner zu hören. Geschäftig laufen Frauen und Männer zwischen Containern und Gitterwagen hin und her, an anderer Stelle sortieren sie große Briefe, Zeitschriften und Kataloge, im Postjargon Langholz genannt, in Fächer sogenannter Zustellspinde. "Derzeit haben wir 102 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Täglich sind 53 bis 60 anwesend", sagt Standortleiterin Mandy Hilbert.
Unter ihnen sind erfahrene Zusteller, die schon 30 oder sogar 40 Jahre dabei sind. Sie waren schon Postboten, als die Deutsche Bundespost noch ein staatliches Unternehmen war. Doch auch ganz junge Kolleginnen und Kollegen sind dabei, die erst kürzlich ihre Ausbildung zur Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen abgeschlossen haben. "Seit etwa drei Jahren fangen bei uns auch vermehrt Quereinsteiger an. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Bei uns arbeiten Verkäuferinnen und ein ehemaliger Fahrschullehrer. Die Quereinsteiger werden in drei Wochen angelernt", erzählt die Leiterin.

Lea Smilowski ist am liebsten mit dem E-Trike unterwegs.
Auch Silke Sündermann hatte einmal einen ganz anderen Beruf. "Ich bin staatlich geprüfte Masseurin", verrät die 56-Jährige. In ihrem Job als Zustellerin arbeitet sie seit 13 Jahren. Und der gefällt ihr so gut, dass ihr der tägliche Arbeitsweg von Bremen-Osterholz nach Bremen-Nord nichts ausmacht. "Ich komme immer gerne her. Das Arbeitsklima bei uns ist super und wir haben eine sehr gute Leitung. Das kenne ich von meiner früheren Arbeitsstelle anders", erzählt sie. An diesem Tag wird sie etwa 130 Päckchen und Pakete in Grohn verteilen. Dazu kommen die Briefsendungen. Dass die Arbeit körperlich oft anstrengend ist, macht ihr nichts aus. "Hart arbeiten muss man überall. Dafür habe ich meine Ruhe, wenn ich unterwegs bin." Sie lacht und steckt einen weiteren großen Umschlag in ein Fach, das zur Empfängeradresse in der Richthofenstraße gehört. Die wird sie später mit einem T5-Transporter ansteuern. "Den T5er fahre ich gerne. Lieber als die anderen Wagen, weil er nicht ganz so groß ist."
Seit Februar dieses Jahres hat der Zustellstützpunkt der Deutschen Post DHL seinen Standort in Burgdamm. Er vereint die beiden bisherigen Standorte in der Vegesacker Heerstraße 111 und in der Deltastraße 8a in Ritterhude. Mandy Hilbert ist froh über den Umzug: "Es ist ein himmelweiter Unterschied zu vorher", sagt sie über die Arbeitsbedingungen. "Es ist alles ebenerdig, wir haben keine Fahrstühle mehr. Außerdem haben wir viel mehr Platz, dadurch können die Mitarbeiter sich viel besser bewegen." Auch dass das Gebäude durch eine Fotovoltaikanlage und eine Wärmepumpe sehr energieeffizient ist und es auf dem Außengelände eine Infrastruktur zum Laden von E-Autos gibt, lobt Hilbert. Die Fahrzeugflotte besteht aus 33 Elektrofahrzeugen und elf Verbrennern.

Silke Sündermann sortiert Post für ihre Zustellung.
Suhaib Nayef fährt am liebsten mit den neueren E-Wagen. Der 31-Jährige hat 2022 als Auszubildender bei der Deutschen Post DHL angefangen. 2024 hat er sie abgeschlossen und ist nun Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen. Er liefert ebenfalls regelmäßig in Aumund aus, ist aber auch als Springer im Einsatz. "Die neuen Wagen sind besser", sagt er, während er Paket um Paket einlädt. "Vorne ist mehr Platz, um die Kisten mit den Briefen zu stellen."
Lea Smilowski ist ebenfalls häufig mit dem Auto unterwegs. Viel lieber noch sind ihr aber die E-Trikes, Dreiräder mit Elektroantrieb. "Ich liebe es, mit dem Fahrrad zu fahren, bei jedem Wetter. Wir haben dicke Jacken, Regenhosen und gute Schuhe. Da macht mir auch Regen und Wind nichts aus." An diesem Tag wird die gelernte Verkäuferin in der Vegesacker Fußgängerzone im Einsatz sein. "Ich habe vermutlich das Post-Gen im Blut", sagt die 37-Jährige. "Meine Mutter war bei der Post, meine Cousine und zwei Tanten. Und meinen Mann habe ich auch bei der Post kennengelernt." Dass sich unter den Zustellern Paare finden, komme gar nicht selten vor. "Ich kenne gleich mehrere Paare, bei denen beide Zusteller sind und die sich bei der Arbeit getroffen haben."
Inzwischen hat auch Leszek Molak alle Sendungen fertig sortiert. Nun lädt er sie in den Streetscooter. Der lässt sich hinten von drei Seiten öffnen, was ein Vorteil sei, meint Molak. In die Mitte des Laderaums stellt er die Pakete, die er zuletzt zustellen wird. Außen platziert er die, an die er auf seiner Tour zuerst ranmuss. Eines sei beim Fahren wichtig, betont er und grinst. "Ich darf nicht scharf bremsen, sonst rutscht alles durcheinander. Dann war die Arbeit umsonst." Kurze Zeit später schwingt er sich auf den Fahrersitz und beginnt seine heutige Tour. Gegen 10 Uhr wird es im Zustellstützpunkt dann merklich ruhiger. Dann sind die meisten schon los.