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Bildungsangebote Wie die Bremer Schuloffensive Kindern den Besuch im Museum ermöglicht

2500 Schülerinnen und Schüler waren im vergangenen Schuljahr unterwegs, um an Projekten in großen und kleinen Kultureinrichtungen teilzunehmen. Möglich macht dies der gemeinnützige Verein Bremer Schuloffensive.
18.12.2023, 05:00 Uhr
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Von Anke Velten

Die Bremer Schuloffensive war im vergangenen Schuljahr so offensiv wie nie. 140 Klassen aus 38 Schulen in Bremen und Bremerhaven durften an Projekten in elf großen und kleinen Kultureinrichtungen im Land teilnehmen. 2500 Schülerinnen und Schüler machten sich dafür auf den Weg. Groß war die Dankbarkeit überall, kann Peter Lankenau aus dem Vereinsvorstand berichten. Am größten war sie dort, wo die Entfernung zu den Bremer Kunst- und Kultureinrichtungen am Weitesten ist – und damit sind nicht nur die metrischen Distanzen gemeint. Mit dem Anspruch, jedem Bremer Kind im Laufe seiner Schulzeit einen Museumsbesuch zu ermöglichen, war der Verein vor 23 Jahren angetreten. Etwas Vergleichbares gibt es sonst nirgendwo, sagt der Pädagoge.

Zu Beginn jedes Schuljahres wird das Füllhorn an neuen Projekten öffentlich gemacht. Zwei Wochen haben die Klassenleitungen dann Zeit, sich um die Teilnahme zu bewerben. Für die Klasse 1c der Grundschule am Halmerweg hat das mit viel Glück noch geklappt: Über die Nachrückerliste rutschten die Kinder noch ins Projekt der Weserburg, berichtet Klassenlehrerin Sanaz Cakim. Acht Mal machte sie sich mit ihrer Klasse auf den Weg von Gröpelingen auf den Teerhof. „Manche Kinder haben ihren Stadtteil noch nie verlassen, kennen die übrige Stadt kaum“, weiß Lankenau. „Alleine diese Fahrten sind schon ein Wert an sich.“ 

Zugang zur Kunst

Das Kunstvermittlungsteam des Museums für moderne Kunst hatte sich für die Grundschulkinder das Projekt „Rund ist die Welt der Kunst“ ausgedacht, das ihnen auf altersgerechte Weise den Zugang zur Kunst eröffnete, und an deren eigene Lebenswelt anknüpfte. Werke aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen wurden betrachtet, verglichen, besprochen – und natürlich wurde auch viel gemalt. „Wir freuten uns über die reale Begegnung mit der Kunst und über die Gelegenheit, mit Experten und Künstlern zu arbeiten“, sagt die Klassenlehrerin.

Sie konnten vieles selbst gestalten, ihrer Kreativität freien Lauf lassen und haben dabei gelernt, was man alles Spannendes mit Schatten machen kann.
Christian Schnaars, Klassenlehrer der Jupiterklasse der Bürgermeister-Smidt-Schule

Einen weiten Weg hatte auch die Ameisenklasse aus der Grundschule Delfter Straße, die sich von Huchting aus zur Botanika aufmachte. Doch er hat sich gelohnt, sagt Klassenlehrerin Sophie Stiller. „Es war ein voller Erfolg“, schwärmt sie, „Wir hatten unglaublich tolle Tage mit vielen neue Infos über Tiere und Pflanzen. Den Kindern und mir hat es sehr, sehr gut gefallen!“ Zum neuen Schuljahr bewarb sie sich daher sofort wieder neu – in das Projekt des Kek Kindermuseums. „Das wäre ein Traum!“, sagt die Lehrerin.

Davon könnten ihr zum Beispiel die Kinder aus der Jupiterklasse der Bürgermeister-Smidt-Schule berichten, die zurzeit mittendrin stecken. „Gestatten, ich bin ein Schatten“, wie die laufende Mitmachausstellung, nennt sich auch das begleitende Projekt des Kek, das im Speicher XI der Überseestadt eine kulturelle Lebensgemeinschaft mit dem Hafenmuseum Bremen führt. „Die Kinder fanden das Projekt ziemlich cool“, berichtet Klassenlehrer Christian Schnaars. „Sie konnten vieles selbst gestalten, ihrer Kreativität freien Lauf lassen und haben dabei gelernt, was man alles Spannendes mit Schatten machen kann.“  Die drei Termine im Kindermuseum waren aber erst der Anfang: „Nun freuen wir uns nun sehr auf die ausbleibenden Termine im Gerhard-Marcks-Haus, in der Kunsthalle und im Überseemuseum“, erzählt der Lehrer.

Unbürokratische Unterstützung für Schulen

Fanbriefe wie diese erhält die Schuloffensive zuhauf. Der gemeinnützige Verein wurde im Jahr 2000 gegründet auf Initiative des damaligen Bildungssenators Willi Lemke und des früheren Präses der Bremer Handelskammer, Bernd Hockemeyer. Zweck der Bremer Schuloffensive sei es, die Schulen im Land Bremen schnell und unbürokratisch außerhalb des staatlichen Bildungsauftrages zu unterstützen, erklärt der Vereinsvorsitzende Martin Hoeft. Im Fokus stehen dabei Projekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Musik, Sprachförderung und Sport. „In den Projekten werden Sozialverhalten, Wahrnehmungs- und kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Motorik von Schülerinnen und Schülern gefördert“, erklärt der Bremer Rechtsanwalt und Notar. „Übergreifendes Ziel ist es, das Selbstwertgefühl der jungen Menschen sowie ihre emotionale Bindung an die jeweiligen Schulen zu stärken.“ 

Diesem Ziel will sich  nun auch die Universität Bremen anschließen: Kürzlich wurde ein Kooperationsvertrag mit dem Institut für Kunstwissenschaft, Filmwissenschaft und Kunstpädagogik unterzeichnet, das die Projekte wissenschaftlich begleiten möchte. „Das Interesse an einer Zusammenarbeit ist groß“, erklärt Peter Lankenau.  

Zur langfristigen Absicherung der Vereinsarbeit wurde 2002 eine Stiftung gegründet, deren Erträge allerdings mittlerweile nicht mehr ausreichen, um die Vielzahl an Projekten zu finanzieren, erklärt Lankenau. Zu den wesentlichen Aufgaben des pensionierten Schulleiters gehört daher auch das Werben um Unterstützung. Zu den regelmäßigen Sponsoren zählen die Sparkasse Bremen und die Bremerhavener Wespa. Ein großzügiger Spender ist die Stuttgarter Heidehof Stiftung, die seit 2018 fast 120.000 Euro nach Bremen überwies. Insgesamt 85.000 Euro hat die Bremer Schuloffensive für die 120 Projekte des Schuljahres 2022/23 ausgegeben. Umgerechnet sind das nur 34 Euro pro Bremer Schulkind, sagt Peter Lankenau: „Wo sonst bekommt man für so wenig Geld so viel hin?“

Info

Mehr Informationen über den Verein und seine Arbeit gibt es auf www.bremer-schuloffensive.de.

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