Über Irland können Mechthild und Horst Schröter so viel erzählen, und sie tun es auch mit Begeisterung: Von den Landschaften, Menschen und Mythen, von Traditionen und „Troubles“, von der Geschichte der gebeutelten Insel, und vom gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Wandel. Seit fast 50 Jahren zieht es die beiden immer wieder dorthin. Was sie auf ihren 20 Reisen gesehen und erlebt haben, hielten sie von Anfang an mit der Kamera fest. Einige ihrer Lieblingsfotografien haben sie auf Leinwände gezogen und zeigen sie ab Montag, 17. März, an den Wänden des Findorffer Lokals „Lilie“ an der Hemmstraße 159.
Es war eine glückliche Fügung, dass der Tag der Vernissage auf den St-Patrick’s Day fällt, den wichtigsten irischen Feiertag. Gefeiert wird ab 17 Uhr mit irischer Musik der Josie White Revival Band. Doch schon Tage vorher steht die Hemmstraße im Zeichen der grünen Insel.
Geschäfte machen mit

Briefkasten mit Deko
Das können Passanten schon jetzt in diversen Schaufenstern sehen: Literatur aus und über Irland, irische Käsespezialitäten und Whiskey aus irischen Destillerien. Mechthild Schröter hatte im Weinladen, im Käsekontor und im Bücherfenster angeklopft. Die Inhaberinnen boten ihre Geschäfte sofort als zusätzliche kleine Galerien an und werden mit eigenen Produkten für das passende Lokalkolorit sorgen.
Die Schröters sind dankbar dafür, dass sie auf diese Weise ein paar mehr ihrer Bilder zeigen konnten, denn der Platz in der Lilie ist begrenzt. 33 Leinwände werden in den Gasträumen und im Treppenhaus zu sehen sein, auf einer Leinwand im Obergeschoss läuft dazu noch eine Endlosschleife mit zusätzlichen Irland-Impressionen.
Fast 20.000 Motive

Häuser sind oft von Wind und Wetter gezeichnet.
Die Beschränkung fiel außerordentlich schwer, erzählt Mechthild Schröter. Exakt 19.760 Fotos hatten sich im Laufe der Zeit angesammelt, die IT-Spezialist Horst Schröter Ende des vergangenen Jahres monatelang sichtete, digitalisierte und anschließend nach Themen katalogisiert.
Die frühesten waren Ende der 1970er-Jahre entstanden, als das junge Paar seine ersten Reisen mit VW-Bully und Camping-Utensilien unternahm und in den alten Pubs noch strenge Geschlechtertrennung herrschte. Die jüngsten stammen aus dem vergangenen Jahr.
Sehenswertes abseits der Touristenpfade

Das Easky Pier mit seinem Turm aus dem 13 Jahrhundert.
Die beiden Findorffer haben die geteilte Insel zu Fuß, mit dem Auto und auf dem Boot durchquert und dabei Menschen kennen gelernt, die sie auf Sehens- und Wissenswertes abseits der touristischen Pfade hinwiesen. „Mise Éire“ haben sie ihre Ausstellung genannt – „Ich bin Irland“. Der gälische Titel ist ein Hinweis darauf, dass es ihnen nicht ausschließlich um die pittoresken, idyllischen Seiten Irlands geht, obwohl man in der Lilie auch bildschöne Natur, Feen, Leprechauns und malerische Dorfszenerien sehen wird.
Sie gehören ebenso dazu wie die andere, düstere Seite der Geschichte: „Treppe der Eskalation“ haben Schröters die Auswahl an Bildern genannt, die von den jahrzehntelangen Konflikten handeln, die in Irland die „Troubles“ genannt wurden. Das Karfreitagsabkommen aus dem Jahr 1998 gab Hoffnung auf Frieden – doch die Fronten brechen wieder auf, weiß Mechthild Schröter.