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Kita Finkids Die Finkids bleiben, wo sie sind

Durch einen Wasserschaden ist die Kita Finkids so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, dass der Träger der Einrichtung die Sanierung nicht finanzieren konnte. Dennoch konnte die Schließung verhindert werden.
11.09.2023, 06:00 Uhr
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Von Anke Velten

Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen, oder? Vor einigen Tagen mussten die Eltern von 75 Findorffer Kindern noch befürchten, dass sie innerhalb kürzester Zeit ihren Kita-Platz verlieren würden - und nicht wenige davon fürchteten in der Konsequenz auch um ihre Arbeitsstelle und ihre Wohnung. Das 21 Jahre alte Gebäude der Finkids an der Rudolf-Alexander-Schröder-Straße ist durch einen Wasserschaden so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass der Vorstand der Hans-Wendt-Stiftung (HWS) die Schließung des Hauses ankündigte. Nach einem Krisengespräch mit der Senatorin für Kinder und Bildung kam Entwarnung. Es war eine aufregende Woche für die Finkids. Doch noch sind Fragen offen.

Was war passiert? „Im Turm der Kita fiel im Januar dieses Jahres ein Wasserschaden in den Toiletten und im Spielbereich eines Kita-Raums auf“, berichtet Elternsprecher Dennis Albers. Eine Fachfirma rückte an, wochenlang liefen Trocknungsgeräte. Die Kindergruppe „Lufthexen“ wurde aus ihren Räumen im Turm der Kita ausquartiert und übergangsweise in der großen Eingangshalle der Kita untergebracht, die eigentlich für ganz andere Dinge gedacht ist. „Es dauerte fast drei Monate, bis die Ursache für die feuchten Wände und den Schimmelbefall gefunden wurde“, so der Elternsprecher. Die Überraschung: Sie kam nicht aus dem Boden, wo die Feuchtigkeit zuerst beobachtet worden war. Ein Gutachter ermittelte vielmehr, dass das begrünte Flachdach des Turmes undicht war. Die Kosten für die Sanierung wurden nach Albers Informationen auf 400 000 Euro geschätzt.

„Wir freuen uns, dass wir eine gute Lösung für das Kinderhaus finden konnten.“Jörg Angerstein, Stiftungsvorstand

Und danach? „Man hat uns in Sicherheit gewiegt, dass erst mal alles gut ist“, erzählt der Vater zweier Kinder. Dann aber kam der regenreiche Juli, und alles ging wieder von vorne los – nur schlimmer. Weil der Schaden nicht sachgerecht behoben wurde, kam der Schimmel „massiv“ zurück, berichtet der Elternsprecher, und die Sanierungskosten dürften sich noch einmal deutlich erhöht haben. Die Lufthexen zogen wieder in die Gemeinschaftshalle. „Nicht ein einziges Mal wurden wir Eltern darüber informiert, ob und wann etwas passiert“, erklärt Elternsprecherin Rebecca Brenner. Vor zwei Wochen richtete der Elternbeirat einen Brief an die HWS-Leitung, in dem die unzumutbaren Zustände im Kinderhaus kritisiert werden. Die Eltern fordern die Leitung auf, umgehend Abhilfe zu schaffen.

Der Schock: Als Reaktion auf den Elternbrief lud die Hans-Wendt-Stiftung die Eltern für vergangenen Dienstag zu einer Informationsversammlung ein. An Stelle eines Sanierungs- und Zeitplanes kam eine Hiobsbotschaft: Vorstand Jörg Angerstein eröffnete den Eltern, dass er die Einrichtung aufgrund der gesundheitlichen Gefahren für Mitarbeiter und Kinder in zwei bis drei Wochen schließen werden müsse. Die Hausversicherung habe abgelehnt, die Kosten für die Sanierung zu übernehmen, und die Stiftung könne das Geld nicht aufbringen.
„Uns wurde erklärt, dass keine Rücklagen gebildet werden konnten, weil die Stiftung als Eigentümerin des Gebäudes keine Miete von der Senatorin für Kinder und Bildung einnimmt“, so Albers. „Aber das wussten die doch schon seit 20 Jahren! Das war eine tickende Zeitbombe!“ Noch am Dienstagabend reichten die Eltern eine Petition zum Erhalt des Kinderhauses Finkids ein, der sich innerhalb kürzester Zeit fast 900 Unterzeichnende anschlossen.

Das Krisengespräch: Donnerstagmittag traf sich Angerstein mit Bremens Senatorin für Kinder und Bildung, Sascha Aulepp. Während das Gespräch hinter verschlossenen Türen stattfand, machten Kinder und Eltern im Haus der Senatorin mit einer Demonstration auf sich aufmerksam. Am Nachmittag kam dann die offizielle Mitteilung, dass der Kita-Betrieb weiterlaufen werde: Die Senatorin und die Hans-Wendt-Stiftung seien sich einig darin, „eine dauerhafte gute Lösung für die Einrichtung und die Kinder und Familien in Findorff“ hinzubekommen. Es werde dort weiterhin eine gute Einrichtung der Kindertagesbetreuung geben.

„Die Eltern und die Beschäftigten können beruhigt sein und wir werden nach Klärung der Einzelheiten zeitnah das endgültige Ergebnis präsentieren“, sagt Aulepps Sprecher Aygün Kilincsoy. Konkret werde die senatorische Behörde Sofortmaßnahmen zur Sicherung der Immobilie und des Betriebs einleiten und finanzieren, darunter die Abtragung des Erdreichs vom Dach, die Sicherung der Dachoberfläche gegen Wassereintritt sowie die Trocknung der Räumlichkeiten. Stiftungsvorstand Angerstein dankte Sascha Aulepp. „Wir freuen uns, dass wir gemeinsam eine gute Lösung für das Kinderhaus Finkids finden konnten.“

„Wir werden nach Klärung der Einzelheiten zeitnah das Ergebnis präsentieren.“Aygün Kilincsoy, Sprecher Bildungssenatorin

Alles in Ordnung jetzt? Die gute Nachricht sei, dass die Betreuung weiterhin gewährleistet werde und die Arbeiten umgehend beginnen sollen, so Albers. Was über die Maßnahmen bekannt sei, klinge jedoch „eher nach Sofortmaßnahmen und noch nicht nach vollständiger Sanierung.“ Noch nicht klar sei unter anderem, was mit den „Lufthexen“ geschehe, deren Gruppenraum nicht nutzbar sei. „Das Landesjugendamt will die Unterbringung in der Halle nur noch bis Ende Oktober dulden.“

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