Betriebsrat und IG Metall Bremen sorgen sich um die Zukunft von Gestra. In der vergangenen Woche hat das Unternehmen deutliche Einschnitte in der Produktion am Bremer Standort angekündigt – wie berichtet. Aufgaben sollen von Schwesternwerken im Konzern übernommen werden, die über modernere Maschinen verfügen und damit kostengünstiger produzieren. Gestra ist Spezialist für Dampfprozesse und baut Anlagen.
Der Betriebsrat bezweifelt die Notwendigkeit dieser Verlagerung. "Und wir kritisieren aufs Schärfste den Zeitdruck, der auf uns und unsere Belegschaft ausgeübt wird", äußert sich der Betriebsratsvorsitzende der Gestra AG Reiner Mertins zu den Plänen. "Es geht hier um die Existenz eines Bremer Traditionsbetriebes und um die Existenz von rund 400 Arbeitsplätzen. Da glaubt doch keiner, dass wir das so hinnehmen."
85 Arbeitsplätze laut Gewerkschaft betroffen
Konkret geht es um den Bereich Zerspanung – der auch komplett wegfallen könnte. Die Einschnitte sollen in den nächsten drei Jahren passieren. Wie viele Arbeitsplätze betroffen sein werden? Dazu wollte sich der Vorstandsvorsitzende Friedhelm Lefting gegenüber dem WESER-KURIER nicht äußern mit Verweis auf die nun beginnenden Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. In der Mitteilung der IG Metall heißt es, dass zunächst der Abbau von etwa 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgesehen sei. Doch dabei solle es nicht bleiben: "Im Zuge der Umsetzung würde dann noch mal ein Abbau von 67 Arbeitsplätzen folgen." Am vergangenen Mittwoch habe die Konzernvertretung den Betriebsrat und die Gewerkschaft über die Pläne informiert. Auch die Belegschaft hat das Unternehmen persönlich über die jeweiligen Führungskräfte informiert.
Im Unternehmen gibt es der IG Metall zufolge Sorgen um Gestra, seit der Konzern die Pläne für den Umzug ins Steingutquartier auf Eis legte. Dort sollte ein neuer moderner Firmenstandort entstehen. Die Befürchtung: Das Werk verliert ohne Investitionen und Modernisierung die Bedeutung für den Konzern und werde Stück für Stück in seiner Substanz abgebaut. Noch vor wenigen Monaten sei Gestra ein expandierender Betrieb gewesen, der seit Jahren gute Gewinne an den Konzern abführe. "Und jetzt auf einmal wird Gestra zum Problembetrieb erklärt. Da stellt sich doch die Frage, ob hier ein Standort zugunsten reiner Gewinnmaximierung geopfert werden soll“, sagt Gewerkschaftssekretärin Susanne Wichert von der IG Metall Bremen.
Gestra gehört seit ein paar Jahren zu Spirax Sarco. Insgesamt arbeiten am Standort in Bremen etwa 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Gespräch betonte Vorstandschef Lefting vergangene Woche, dass Bremen zwar Produkte in Zukunft zugeliefert bekommen soll, um damit Kosten zu sparen, die Komponenten aber weiterhin in Bremen zu den Endprodukten verbaut werden sollen: "Die sollen aus Bremen kommen. Das ist Gestra Qualität, Gestra Design, Gestra Engineering. Es bleibt unser Produkt unter unserer Kontrolle."
Aus Sicht von Vertrauensköperleiter und Betriebsrat Nils Rump geht mit der Vorgehensweise derzeit viel kaputt zwischen Belegschaft und Geschäftsführung. "Doch das scheint Konzern und Management nicht zu stören", sagt der Betriebsrat. Die Stimmung in der Belegschaft sei daher eindeutig, äußert sich Rump kämpferisch: "Der Konzern hat die Rechnung ohne uns gemacht, denn wir sind definitiv bereit, die Auseinandersetzung um unser Werk zu führen.“ An diesem Mittwoch gibt es eine außerordentliche Betriebsversammlung.