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Findorffer Künstlerin Anne Ribau Mit einzelnen Worten Nähe schaffen

Die Findorffer Künstlerin Anna Ribeau hat mit ihrem „UmKreisGehDicht“ für sich ein neues Genre gefunden. Eine ungewöhnliche Gelegenheit in einer Zeit, in der gewöhnliche Gelegenheiten versagt bleiben.
27.05.2021, 15:00 Uhr
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Von Anke Velten

Sind der Kunst sämtliche gewöhnlichen Gelegenheiten versagt, sich öffentlich zu zeigen, so muss man ungewöhnliche Gelegenheiten schaffen. Die Findorffer Wort-Künstlerin Anna Ribeau hat für sich ein neues Genre erfunden. Es nennt sich „UmKreisGehDicht", und entstand kürzlich in einem Radius von 500 Metern von ihrem eigenen Wohnhaus am Weidedamm. Über die sozialen Netzwerke hat das schöpferische Format mittlerweile bereits weitere Kreise gezogen. 

Am Anfang stand ein spezielles Gedicht, in Einzelteile zerpflückt, in großen Buchstaben auf Leinwände gedruckt, und Wort für Wort in der Nachbarschaft verteilt - allerdings nicht irgendwo und bei irgendwem, erklärt die Künstlerin. Ausgesucht und angefragt hatte sie bei Frauen in ihrem Umkreis, die ihr durch ihr kreatives und soziales Engagement besonders aufgefallen waren. Nicht alle waren ihr bis dato persönlich bekannt, aber fast alle waren spontan bereit, sich mit dem Wort-Bild in ihren Fenstern fotografieren zu lassen, erzählt sie. Auf der fertigen Fotocollage - dem „UmKreisGehDicht" - werden Betrachterinnen und Betrachter zum Beispiel Buchhändlerin Barbara Hüchting wiedererkennen, Stadt-Zeichnerin Isa Fischer und Umwelt-Aktivistin Katarzyna Swendrowski, aber auch eine Findorffer Lehrerin, eine „Emotionshebamme“, eine  Erzieherin und eine Sozialpädagogin, die mit seelenpflegebedürftigen Menschen arbeitet, berichtet Ribeau.

Als „soziale Skulptur“ bezeichnet sie die Mandala-artige Foto-Text-Collage. Dabei habe die erzwungene körperliche Distanz Verbindungen geschaffen, die in Zeiten vor dem „Lockdown“ viel näher gelegen – aber sich nie ergeben hatten, erzählt die Künstlerin: Zum Beispiel mit der teilnehmenden Nachbarin, die sie jahrelang nur aus der Distanz kannte: „Zum ersten Mal sind wir richtig ins Gespräch gekommen“, erzählt Ribeau. Über die Entstehung und das fertige Kunstwerk hatte sie ihre Instagram-Bekanntschaften auf dem Laufenden gehalten. Über das Netzwerk seien nun städteverbindende Anknüpfungspunkte für weitere „Geh-Dichte“ am Horizont entstanden.

Die „Geh-Dichte“ sind das Markenzeichen der Findorffer Künstlerin, die einige Jahre lang ein ehemaliges Ladengeschäft an der Leipziger/Dresdener Straße als „Wort-Ort“ nutzte. Ihre geistreiche und scharfsinnige Lyrik, die mit Worten und deren Metamorphosen spielt, druckt sie in Schriftarten, die ihnen am besten stehen, auf blütenweiße Leinwände, und lässt sie zu all jenen neuen Besitzerinnen und Besitzern „gehen“, die sich darin vertiefen möchten. Im November des vergangenen Jahres fotografierte sie im Rahmen ihres Kunstprojektes „Still-Zeit“ verlassene Kulturorte in Bremen. Näheres zur Künstlerin und ihren Arbeiten: www.geh-dicht.info.

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