Auf der Hemmstraße ist in Richtung stadtauswärts ein sogenannter Angebotsstreifen für Fahrradfahrer neu auf die Fahrbahn gemalt worden, der seit wenigen Tagen für Aufregung sorgt. Bei genauerem Hinsehen nämlich wirkt die gestrichelte Linie irgendwie unfachmännisch, ja geradezu stümperhaft: Die Linien sind zum Teil krumm und schief und auch größenmäßig sind hier und da Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Auch Ortsamtsleiterin Cornelia Wiedemeyer wurde von der neuen Fahrbahnmarkierung überrascht, als sie aus dem Urlaub zurückkam. Ihre Nachfrage bei dem für Fahrbahnmarkierungen verantwortlichen Amt für Straßen und Verkehr (ASV) ergab: Die rund 800 Meter lange gestrichelte Linie ist nicht von offizieller Seite auf den Asphalt aufgetragen worden. Die Polizei war vor Ort und hat eine Strafanzeige aufgenommen, außerdem wurde die Stadtreinigung um eine kurzfristige Beseitigung der Markierung gebeten. Zur Aktion an der Hemmstraße bekannte sich das sogenannte Widerstandskollektiv in einem Beitrag auf Instagram.
Die Ortsamtsleiterin und auch andere Beobachter erinnert die unfachmännisch aufgetragene Markierung an eine ähnliche Aktion, über die Ende Mai auch der WESER-KURIER berichtet hatte. Damals hatten Mitglieder des Widerstandskollektivs nachts unerlaubterweise einen Fahrradweg auf die Hemmstraße gemalt; zwei Männer waren dabei auf frischer Tat von der Polizei ertappt und festgenommen worden. Nach Angaben der Polizei wollten sie auf Missstände im bestehenden Radwegnetz hinweisen. Das Widerstandskollektiv hatte sich als Nachfolge-Projekt der "Letzten Generation" im Februar gegründet. Die durchgezogene Linie war seinerzeit unverzüglich wieder von der Fahrbahn gefräst worden, so Wiedemeyer: „Die Reinigungsfirma war stundenlang damit beschäftigt.“
Markierung sorgt für gefährliche Situationen
Das Problem an der nun vermutlich in der Nacht vom 13. auf den 14. Juli von Unbekannten aufgetragenen gestrichelten Markierung: Viele Autofahrerinnen und -fahrer wissen offenbar nicht, wie sie damit umgehen sollen. So halten sich seitdem manche von ihnen strikt links von der markierten Linie, wie ein Fahrlehrer dem Stadteilkurier berichtete. Dadurch werde bei Gegenverkehr der Platz auf der Fahrbahn so eng, dass zwei Kraftfahrzeuge nicht mehr aneinander vorbeifahren könnten. „Die Leute im Gegenverkehr werden gezwungen, auf den Seitenstreifen auszuweichen“, so der Fahrlehrer, der genau dies mit einem Fahrschüler selbst erlebt hat. Gerade zu den Stoßzeiten, wenn auf der Hemmstraße viel Verkehr sei, ergäben sich dadurch gefährliche Situationen.
Anders als ein mit einer durchgezogenen Linie markierter Radweg darf ein Schutzstreifen für Radfahrer bei Bedarf von Autos befahren werden, sie dürfen dort jedoch nicht halten oder gar parken. Beim Überfahren von Schutzstreifen dürfen Radfahrer nicht gefährdet werden. Kraftfahrzeuge dürfen außerdem Radfahrer, die auf Schutzstreifen fahren, links mit wesentlicher höherer Geschwindigkeit überholen, wenn zwischen Kraftfahrzeug und Radfahrer ein Mindestabstand von 1,5 Metern (innerorts) beziehungsweise zwei Metern (außerorts) eingehalten wird.
Auf dem hinteren Teil der Hemmstraße – an dem nun der Schutzstreifen von Unbekannten markiert wurde – ist die Situation für Radfahrer seit Langem nicht gut und durchaus gefährlich: Der Radweg in Richtung stadtauswärts ist zugewachsen. Fahrradfahrer, die dort deshalb die Fahrbahn benutzen, geraten Wiedemeyer zufolge immer wieder in gefährliche Situationen durch Autos, die dicht auffahren oder auch ohne den vorgeschriebenen Mindestabstand überholen. Die Ortsamtsleiterin könnte sich deshalb vorstellen, den Radweg in Richtung stadteinwärts für Radfahrer in beide Richtungen freizugeben.