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Verein Brotzeit in Bremen Gut lernen nach einer gesunden Mahlzeit

Der seit 2009 bundesweit aktive Verein "Brotzeit" will ab September auch an vier Bremer Grundschulen ein kostenloses Frühstücksbüfett für einen gesunden Start in den Schultag aufbauen.
23.05.2023, 05:00 Uhr
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Gut lernen nach einer gesunden Mahlzeit
Von Ulrike Troue

"Brotzeit" steht nun auch in Bremen in den Startlöchern: Ab September soll in den ersten vier Bremer Grundschulen ein kostenloses Frühstücksbüfett für Schülerinnen und Schüler aufgebaut werden, an dem sich jedes Kind bedienen darf. Seit 2009 engagiert sich der auf Initiative der Schauspielerin Uschi Glas in München gegründete Verein dafür, dass kein Kind hungrig in den Unterricht gehen muss, sondern nach einer gesunden ersten Mahlzeit auch gut lernen kann. 

"Wir wollen in Blumenthal, Lüssum, Marßel und Gröpelingen starten", sagt Sybille Scharnhorst, die in der Weserstadt lebt und sich persönlich "für Kinder in Bremen" engagieren möchte. Sie ist die für Bremen und Bremerhaven zuständige "Brotzeit"-Projektleiterin.

Diese vier Quartiere wurden in Absprache mit dem Bremer Sozial- und Bildungsressort für die Startphase des Projekts ausgewählt. Anschließend hat die Projektleiterin die Schulen kontaktiert, um deren Interesse und Möglichkeiten zu ermitteln und die Projektumsetzung bis ins Detail planen zu können. Denn sie möchte das kostenlose Schulfrühstücksangebot erfolgreich starten und dauerhaft an den jeweiligen Bremer Schulstandorten verankern.

Für das ausgewogene Büfett können die vier Bremer Schulen nach Auskunft von Scharnhorst aus 35 Lebensmitteln die gewünschten Produkte auswählen und direkt beim Discounter-Konzern "Lidl" bestellen. Der Discounter stellt diese dem Verein kostenlos zur Verfügung stellt, es wird das "Brot" also praktisch gespendet. "Brotzeit" beauftragt dann eine Spedition, 14-tägig die Lebensmittel an die Schule zu liefern und stellt den Schulen darüber hinaus Schränke und Großkühlgeräte zur Verfügung. Die freiwilligen Frühstückshelfer können somit jeden Morgen ein ausgewogenes Büfett für die Grundschüler zusammenstellen. 

"In einer Einführungswoche sollen die Kinder das kostenlose Frühstücksangebot kennenlernen", erläutert Sybille Scharnhorst. Zuerst klassenweise, um die Hemmschwelle möglichst niedrig zu halten. Ab der zweiten Woche könne jedes Kind allein für sich entscheiden, ob es zugreifen möchte oder nicht.

An dem Frühstücksbüfett, bei dem unter anderem auch Joghurt, Müsli, Äpfel, Säfte und Tees angeboten werden, dürften sich alle Kinder, die hungrig sind, gern bedienen, stellt die Projektleiterin als spezifische Besonderheit des "Brotzeit"-Angebots heraus. "Und zwar verlässlich an jedem Schultag vor Unterrichtsbeginn."  

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Das Frühstücksbüfett sei nicht nur auf ausgewogene Ernährung ausgerichtet, sondern verbinde außerdem Generationen, sagt Claudia Stappert als Regionalleitung Nord des Vereins. Denn ausschließlich Senioren bereiten das Frühstück für die hungrigen Kinder vor. Dank ihrer Lebenserfahrung könnten sie Vorbilder, wichtige  Ansprechpartner oder Vertrauenspersonen für die Mädchen und Jungen werden.

Die ehrenamtlichen Kräfte sind somit nicht nur für den Auf- und Abbau des Büfetts verantwortlich, sondern begleiten die Kinder. "Sie sind Vermittler", sagt Scharnhorst. Die Frühstückshelfer sollten die Kinder auch dazu anhalten, sich gegenseitig zu begrüßen, maßvoll zuzugreifen und Rücksicht aufeinander zu nehmen. In einem Satz ausgedrückt: "Praktisch Frühstückskultur kennenzulernen und zu leben." 

"Wir suchen daher bewusst nur Menschen ab 55 Jahren", erklärt Stappert. "Und sie müssen Frühaufsteher sein." Empathie und Lust, mit Kindern Zeit zu verbringen, betrachtet sie als Selbstverständlichkeit für dieses Ehrenamt, für das der Verein eine Aufwandsentschädigung in Höhe einer Übungsleiterpauschale gewährt und zur Vorbereitung eine Hygieneschulung anbietet. 

Der Verein hat Bremen und Bremerhaven jetzt als 18. Förderregion ausgewiesen, weil er hier einen großen Bedarf erkannt hat. "Wir gehen dorthin, wo die Kinder unser Angebot am nötigsten brauchen", sagt "Brotzeit"-Vorstand Margarethe Schlemmer.

In keinem anderen Bundesland leben anteilig so viele arme Kinder wie in Bremen. 2021 waren einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge mehr als zwei von fünf Kindern von Armut bedroht: 46.500 Mädchen und Jungen. Und als Förderer in dieser Region steht die Fondation Peters an der Seite von "Brotzeit".

Im vergangenen Jahr hat der Verein an 320 Schulen in 17 Förderregionen in Deutschland  insgesamt 2.150.536 Frühstücke täglich an 13.678 Schülerinnen und Schüler kostenlos abgegeben. Für den Auf- und Abbau des Büfetts und die Begleitung der Kinder haben sich 2022 insgesamt 1777 Frühstückshelferinnen und -helfer engagiert.

"Wir sind langfristige Partner", sagt die Bremer Projektleiterin Sybille Scharnhorst. Sie wolle das Netzwerk der Hilfe ausweiten, um Synergieeffekte zu erzielen. Ob der langjährigen Vereinserfahrung in anderen Förderregionen geht sie von einer durchschnittlichen Teilnehmerzahl zwischen 35 und 100 Kindern aus, je nach Schulgröße.

Info

Steckbrief

Verein/Projekt:

Brotzeit / Frühstückshelfer an Grundschulen

Engagementbereich:

Vorbereitung eines Frühstücksbüfetts vor Unterrichtsbeginn, Begleitung der Kinder, indem sie ihnen mit Empathie begegnen, mit ihnen deutsch sprechen und Tischmanieren beibringen sowie auf einen respektvollen, gewaltfreien Umgang achten.

Zeitaufwand:

In der Regel frühmorgens von 6.30 bis 9 Uhr an zwei Schultagen im Zweier-Team, Termin je nach interner Absprache der zwischen fünf bis sieben Helferinnen und Helfer umfassenden jeweiligen Schulteams.

Kontakt:

Projektleiterin Sybille Scharnhorst

Telefon: 01 79 / 25 49 205  

E-Mail: scharnhorst@brotzeit.schule

Internet: www.brotzeitfuerkinder.com

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