Die Familie Shibata hat ihre eigenen Methoden und ihr eigenes Moralsystem, um sich in der Großstadt durchzuschlagen – mit Gelegenheitsjobs und dem ein oder anderen illegalen Zuverdienst. Doch als die liebenswerte Mehrgenerationenbande mit dem Gesetz in Konflikt kommt, stellt sich eine ganz andere Frage: Was ist die DNA einer funktionierenden Familiengemeinschaft? Die Antwort des Spielfilms „Shoplifters“ lautet: Blutsverwandtschaft ist es jedenfalls nicht unbedingt. In der Kritik wurde der japanische Überraschungserfolg aus dem Jahr 2018 als „hinreißend" und „bezaubernd" gefeiert, und in eine Ahnenreihe mit den Romanen von Charles Dickens gestellt. Zu den zahlreichen Auszeichnungen zählten die Goldene Palme von Cannes und eine Oscar-Nominierung als bester fremdsprachiger Film des Jahres.
Mit der japanischen Familien-Bande beginnt am Freitag, 2. Juli, auf dem Bürgermeister-Ehlers-Platz ein kleines Festival mit fünf Open-Air-Filmabenden an fünf öffentlichen Plätzen in Gröpelingen. Eine Gruppe von Studierenden der Universität Bremen hat sich dieses Geschenk an den Stadtteil ausgedacht, und von der Filmauswahl bis zum Begleitprogramm alles auf eigene Faust organisiert.
Von Anfang Juli bis Ende August macht das „Reisende Freiluftkino Gröpelingen" alle zwei Wochen Station im Stadtteil. Die Veranstaltungen beginnen jeweils freitags um 20.30 Uhr. Bevor nach Sonnenuntergang die Filmvorführungen beginnen können, gibt es jedes Mal ein Vorprogramm mit Livemusik, Gesprächen und Kunstaktionen. Für die Bestuhlung mit maximal 90 Sitzplätzen und Toiletten ist gesorgt, Getränke gibt es vor Ort, die geltenden Infektionsschutzmaßnahmen werden eingehalten. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht notwendig. So niedrigschwellig wie möglich soll es sein, um möglichst viele Menschen im Stadtteil anzusprechen und zusammenzubringen.
„Richtig gespannt" sei sie darauf, wie die Gröpelinger dieses kostenlose Angebot annehmen, sagt Luca Beranek. Die angehende Kulturwissenschaftlerin gehört zu dem rund 15-köpfigen Team an Festivalleiterinnen und -leitern. Seit Monaten sind sie damit beschäftigt, sich mit Profis der Branche auszutauschen und von ihnen zu lernen, haben sich die Arbeit in verschiedenen Gruppen aufgeteilt, und wünschen sich nun, dass das Festivalthema „Globale Nachbarschaften" den Geschmack einer echten globalen Nachbarschaft trifft. Als „wahnsinnig bunt und vielfältig" hat Beranek den Stadtteil kennengelernt – und gleichzeitig auch als offen, zugänglich und neugierig: „Die Leute kommen direkt auf uns zu und möchten wissen, was hier los ist", berichtete die junge Frau bei der ersten Projektvorstellung vor einigen Wochen.
Da hatte sich die studentische Veranstaltungsleitung bereits im Stadtteil kundig gemacht, welche zentralen öffentlichen Orte sich am besten eignen, um Beamer, Großbildleinwand und Klappstühle aufzustellen. Das Programm stand dagegen noch nicht. Die Auswahl der Filme, die ganz unterschiedliche Menschen aller Generationen ansprechen sollte, wurde zu einer der größten Herausforderungen des Projekts, berichtete Julian Elbers, der den Stadtteil bereits kennengelernt hat - und umgekehrt. Der Filmemacher und angehende Medienpädagoge leitet die Medienwerkstatt im Verein Kultur vor Ort, und gehörte in dieser Funktion zum Organisationsteam einer Open-Air-Kinoverführung im vergangenen Sommer am Liegnitzplatz. „Das kam sehr gut an“, erzählt er, „und alle wollten mehr." Gemeinsam mit Kunstvermittlerin Henrieke Neelen trommelte er Kommilitoninnen und Kommilitonen aus dem Institut für Kunstwissenschaft, Filmwissenschaft und Kunstpädagogik.
für das selbstorganisierte Seminar „Filmvermittlung in öffentlichen Räumen“ zusammen. Technische und organisatorische Unterstützung bekamen die jungen Veranstalter von den Teams von Kultur vor Ort und Digital Impact Lab Bremen. Mit Fördermitteln des Kultursenats, aus dem Projekt „Wohnen in Nachbarschaften" der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, sowie über das Open Air-Projekt „Sommer Summarum" des Vereins Stadtkultur Bremen konnte die Idee finanziert werden.
Nun steht die Einladung an alle Gröpelingerinnen und Gröpelinger. Das ausführliche Programm ist einem Flyer zu ersehen, der im Stadtteil verteilt wird, sowie in acht Sprachen auf der Internetseite https://reisendesfreiluftkino.de. Außerdem ist das Reisende Freiluftkino auf den Socialmediakanälen Instagram, Facebook, Twitter und Telegram unterwegs. Die Organisatorinnen und Organisatoren wünschen sich ein Publikum, das es sich mit mitgebrachten Snacks, Getränken und Decken auf seinen Plätzen gemütlich macht, und in vollen Zügen das Geschenk genießt, sagt Henrieke Neelen: „Das Wichtigste ist, dass es fünf schöne Abende für alle werden.“