Derbys sind von Natur aus brisant. Im Spiel an diesem Sonnabend geht es um 15 Uhr in der Halle Sperberstraße in der Handball-Landesliga Nord der Männer zwischen dem SV Grambke-Oslebshausen und der HSG Schwanewede/Neuenkirchen II auch noch um eminent wichtige Punkte für den Klassenerhalt. Bei wem ist der Druck denn größer?
Michael Meyer: Der ist bei beiden Teams gleich groß. Da in der Tabelle bis zum achten Platz alles dicht beieinander ist, haben beide viel zu verlieren. Für unseren Verein ist es wichtig, dass die ersten Herren auf der Landesliga-Ebene spielt und nicht das dritte Team in der Bremenliga wird. Bei Schwanewede/Neuenkirchen II geht es um den Unterbau für die erste Mannschaft und die Weiterentwicklung junger Spieler, zum Beispiel denen aus der A-Jugend.
Nikolai Wachowiak: Der Druck ist bei beiden ziemlich gleich hoch. Wir müssen beide die Punkte holen, um ans sichere Ufer zu finden. Das macht es umso schwieriger.
Ist das Derby ein großes Thema in Ihrer Mannschaft?
Meyer: Ich habe von vornherein versucht, den Derby-Druck aus dem Spiel zu nehmen. Die Fahrten nach Bremen-Ost und Stuhr sind ja ähnlich weit. Im Hinspiel hat das gut geklappt.
Wachowiak: Das ist es nicht, weil es das Derby ist, sondern weil es darum geht, dass wir aus dem Tabellenkeller raus müssen. In den nächsten sechs Spielen treffen wir auf unsere direkten Konkurrenten, da sollten wir möglichst sechs, besser noch acht Punkte holen.
Wo sehen Sie die Stärken Ihres Gegners?
Meyer: Schwanewede hat die Möglichkeit, sich an den U21-Spielern aus der ersten Herren zu bedienen, die an diesem Wochenende spielfrei sind. Mit Steffen Zerjatke haben sie einen starken Kreisläufer, der gerade im Zusammenspiel gut von Majk Skoric aus dem Rückraum bedient wird.
Wachowiak: Zunächst hat der SVGO Heimrecht, das ist immer ein Faktor. Das Spiel ohne Harz ist er auch besser gewohnt als wir, auch wenn wir in den vergangenen beiden Wochen ohne Backe trainiert haben. Mit seiner Konterstärke plus dem gut aufgelegten René Röse im Tor hat uns der SVGO im Hinspiel den Zahn gezogen.
Wie sieht Ihre personelle Lage vor dem Derby aus?
Meyer: Unser wichtiger Rückraumspieler Simon Lamping hat am vergangenen Sonnabend in Wilhelmshaven einen heftigen Pferdekuss abbekommen, auch der Linkshänder Kostja Wilken war ausgefallen. Sie werden aber wohl beide spielen können. Fehlen werden der Kreisläufer Ilja Knauer und mein längerfristig verletzter Spielmacher Leon Feldermann, wobei uns letzteres sehr wehtut.
Wachowiak: Rune Becker und Soenke Becker werden fehlen, vermutlich ist auch der verletzte Niko Ahrens nicht verfügbar. Dafür sind zwei, drei A-Jugendliche mit dabei, eventuell auch U21-Spieler aus der ersten Mannschaft. Letzteres ist aber noch offen.
Das Hinspiel gewann der SVGO 38:27. Was spricht dafür, dass Sie das Rückspiel gewinnen?
Meyer: Nicht viel, da Leon Feldermann ausfällt und uns mit Schwanewede eine personelle Wundertüte erwartet. Wenn wir es schaffen, die gute Einstellung und den Charakter aus dem Spiel vor einem Monat gegen Delmenhorst II zu zeigen, dann ist etwas möglich.
Wachowiak: Was den Angriff betrifft, sind wir dort in den letzten Spielen stabiler geworden und haben immer mehr Lösungen gefunden. An der Abwehr arbeiten wir zurzeit.
Warum krebsen Sie mit Ihrer Mannschaft seit Langem in der Abstiegszone herum?
Meyer: In der Hinrunde fehlte uns Niklas Kowalzik im Rückraum und seit Januar Leon Feldermann. Auf der Torwart-Position ist es personell leider auch nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte. Dazu war die Trainingsbeteiligung in der Hinrunde sehr ausbaufähig, was sich jedoch mittlerweile definitiv verbessert hat. Letztlich war es in dem ein oder anderen Spiel auch eine mentale Angelegenheit: Entweder hat sich mein Team nach deutlicheren Rückständen zu schnell aufgegeben oder den Kopf verloren. Daran versuche ich mit meinen Spielern zu arbeiten.
Wachowiak: Unsere Vorbereitung war durch die späten Ferien schwierig, weshalb sie nicht den gewünschten Umfang und die Intensität hatte. Das Thema Trainingsbeteiligung zieht sich durch die Saison durch, woran auch der Saisonstart mit Schuld ist. Nach unserem letzten Sieg Ende November ist nicht die gewünschte Explosion gekommen. Der Sieg hat sofort zu einer höheren Trainingsmotivation geführt, die darauf folgenden Niederlagen sorgten jedoch schon wieder für einen Dämpfer. Es ist schwer, aus dem negativen Trend herauszukommen.
Ihr Restprogramm ist bis zum Saisonende nahezu gleich. Welche Abschlussplatzierung trauen Sie Ihrem Team zu, welche Ihrem Nordrivalen?
Meyer: Ich habe vor der Saison gesagt, dass zwölf bis 14 Punkte zum Klassenerhalt reichen sollten. Mit Schwanewede, Jever, Stuhr und Rastede treffen wir bis Mitte März auf direkte Konkurrenten, das wird schwer. Ich traue uns auf jeden Fall den Klassenerhalt zu, auf Schwanewede möchte ich nicht schauen.
Wachowiak: Mir ist nur wichtig, dass am Ende der Saison der Pfeil vor meinem Team nicht nach unten zeigt. Beginnend mit dem Spiel beim SVGO hoffe ich auf einen Aufwärtstrend, der uns den neunten oder zehnten Platz einbringt. Für den Erhalt des Derbys hoffe ich beim SVGO auf eine ähnliche Platzierung.
Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Führen Sie schon Kadergespräche für die kommende Saison, was gibt es zu vermelden?
Meyer: Was Neuzugängen betrifft, befinde ich mich in Gesprächen, ich kann aber keine finalen Zusagen vermelden. Der Klassenerhalt würde die Sache sicherlich einfacher machen. Was den aktuellen Kader betrifft, wird es zu gegebener Zeit bekannt gegeben.
Wachowiak: Wir befinden uns in Kadergesprächen, bislang kann ich aber keinen nennenswerten Königstransfer vermelden. Ich bin zuversichtlich, dass viele unserer A-Jugendlichen des Jahrgangs 2004 ins Team kommen werden. Wenn nichts Schlimmes passiert, hoffe ich auch auf den Verbleib der bisherigen Spieler.